kurtEin Blumengruß an die nimmermüde Chefredakteurin

Kurt Nelhiebel

Bremen  (Weltexpresso) – Liebe Claudia, wenn ich lese, was für ein hektischer Tag Dir wieder bevorsteht, lobe ich mir die Idylle meines kleinen Gartens, der um diese Zeit wie ein Falter seine bunten Flügel ausbreitet und mir ein Arkadien vorgegaukelt, das schöner nicht sein könnte. Der Winter hat sich ein wenig geziert mit seinem Rückzug und merkwürdiger Weise wollten die Forsythien mit ihrer gelben Pracht in diesem Frühjahr nicht recht heraus. Anfänglich dachte ich, die Gärtner seien ihnen wahrscheinlich mit der Schere zu dicht auf den Pekz gerückt, bis ich dann in fremden Gärten ein vergleichbares Bild fand.

akeleiDie Krokusse waren im Husch verschwunden, dafür haben sich die Schneeglöckchen so lange gehalten wie selten. Ein Zwergrhododendron, den die Gärtner aus einem schattigen Winkel herausgeholt und unterhalb des Küchenfensters neu eingesetzt haben, zeigte dort auf einmal neue Lust am Leben und blühte dort auf Teufel komm' raus gut drei Wochen lang. Die Magnolie, mit der Zeit zu einem stattlichen Baum herangewachsen, hielt ihre Knospen recht lange geschlossen, bis dann ein warmer Tag ihr Lust auf Licht und Sonne machte. Wenn die Blüten abgefallen sind, bilden die  Blätter ein  luftiges Dach, das unter sich einen hellgrünen überirdischen Schimmer verbreitet.

Das tränende Herz vor dem anderen Küchenfenster traute sich inzwischen auch aus dem Boden und machte mit seinen zart rosafarbenen Blüten den prächtige Kerzen des Loberbeerstrauches Konkurrenz. Mit einem Mal blühten dann gleichzeitig zwei Rhododendren,  deren weiße Blüten in der Abendsonne wie durchsichtiges Glas schimmerten. Der  blaue Flieder hält sich in diesem Jahr schamhaft zurück, während der weiße sich schier überschlägt mit seiner prallem Fülle und seinem betörenden Duft.  Im Hochbeet auf der Terrasse hinter dem Haus haben zwei Azaleebüsche mit einem Schlag ihre Blüten entfaltet. Dazwischen kommt jedes Jahr eine Rose wieder, die mir die Witwe eines ehemaligen Kollegen irgendwann als Topfblume geschenkt hat. Und dann die Akelei. Über Jahre hinweg stand sie ganz allein neben der Azalee auf der linken Seite, jetzt lässt sie ihr wahrhaft königliches Blau an drei weiteren Stellen  leuchten.

Wie immer hat die Hortensie sich auch in diesem Jahr Zeit gelassen, eine schöne Krone zu entzwickeln. Inzwischen erkennt man auch schon die ersten Knospen.  Neben der Terrassentür steht  eine frisch eingesetzte Azalee, die gleichzeitig rote und weiße Blüten trägt. Alle brauchen jetzt dringend  Wasser,  ganz besonders die frisch eingepflanzten Zierblumen. Jetzt verwandeln Knollenbegonien und Strohblumen, Wandelröschen und Nelken, Elfensporn und Verbene, Lobelien und Husarenknopf und wie sie alle heißen, den Vorgarten in die reinste Augenweide. Bei all der Pracht vergisst man schnell, wie lange sich dieses Jahr Hummeln und Bienen an den  Blüten des Ginsters gütlich tun konnten...

Zum Glück habe ich vergangenes Jahr hinter dem Haus einen neuen Brunnen schlagen lassen, der mich aus zehn Meter Tiefe mit reichlich Wasser versorgt. Alle paar Tage hänge ich den Schlauch in den großen Rhododendron,  dessen Blütenpracht neben der nach Honig duftenden gelben Azalee das farbige Frühjahrsspektakel überstrahlt.

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