mantel und monicaEin russisch-usbekischer Abend im Frankfurter PowerFoodArt, Teil 1/4

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Erst hatte ich auf dem Weg in die Redaktion auf der Eschersheimer Landstraße 412, zwischen Hügelstraße und Am Lindenbaum, gestaunt, daß in dem schönen grauen Jugendstildoppelhaus irgendwann im Frühjahr ein Bistrò aufgemacht hatte, das Kunst und Events verspricht. Und natürlich Speisen und Wein. Aber das Lokal macht erst ab 17 Uhr auf und da schreiben wir von WELTEXPRESSO meist die Artikel für den nächsten Tag, die um Mitternacht veröffentlich werden.

bucherWas jeden Tag beim Vorübergehen wohltuend auffiel, waren die Blumenkästen, die auf dem Bürgersteig vor sich hinblühten, daß es nur eine Freude war. Da liebt jemand Blumen, dachte ich. Und dann sah ich mir endlich das Plakat, eine Einladung, genauer an: Am Freitag, 30. Juni war ein russisch-usbekischer Abend angekündigt. Russisch-usbekisch? Ja, das war bis 1990 seit langem eins, denn Usbekistan war eines der Länder der UdSSR. Warum das in mir nostalgische Gefühle auslöste, hat mit meiner früheren Profession zu tun, immer wieder als Reiseleitung für einen befreundeten Veranstalter Kulturreisen zu unternehmen. Ja und so kam ich auch elf Mal nach Usbekistan. Damals konnte man individuell überhaupt nicht aus Westdeutschland in die UdSSR reisen. Geschäftlich ging alles, aber privat konnte man nur in offiziellen Reisegruppen dorthin gelangen. Von den tiefen Eindrücken der Reisen in den 70- und 80er Jahren muß ich nichts sagen, es war inmitten der rationalen durchorganisierten Welt des europäischen Teils der UdSSR wie eine bunte Zauberwelt, diese arabische Kultur mit den Moscheen, Medressen, Minaretten in den Farben Türkis und Blau. thekeUnvergeßlich. Übrigens auch, daß die sozialen Einrichtungen, ob Schule, Universität oder Krankenhaus im gesamten Gebiet der UdSSR die gleichen waren. Keine Bevorzugung des europäischen Teils. Wie Lenin 1920 gesagt hatte: „Kommunismus – das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des Landes“. Zwar gab es nie einen Kommunismus, aber die technischen Fortschritte galten für alle.

Und, dachte ich weiter, inmitten der gegenwärtigen Abwehr allen Russischen infolge des Putin-Krieges gegen die Ukraine, traut sich da jemand, einen russisch-usbekischen Abend anzubieten, auf dem Tanz angesagt war. Das machte mich neugierig und ich ging hin. Und staunte. Das fing schon mit dem Ambiente an. Man kommt herein und möchte sich gleich an den kleinen Tisch vor dem großen Fenster niederlassen, die Bar, das logistische Zentrum des Bistròs (inks,) schräg gegenüber. Man möchte sich niederlassen, aber in der Regel sitzt da schon einer, so einladend ist dieser Platz.

Durchgansraum weinsektGeradeaus ein Raum mit Tischen und Stühlen, aber nach rechts an der diesem eindrucksvollen wandfüllenden Regal – siehe Bild  rechts– vorbei öffnet sich ein sehr viel größerer Raum, in dem auch größere Tische für Familien und Freundeskreise stehen. Und dann der Garten, der ist etwas ganz Besonderes. Aber die Nachbarn verbieten, daß man sich dort aufhalten darf. Nein. DAs nicht. Aber sie verbieten, daß man sich unterhält. Und das tut man halt in einem Bistro.

Nun war ich längst neugierig geworden auf Monica Irimia, die Initiatorin, die das Bistrò mit weiteren Frauen betreibt. Wo kommt sie her, was hat sie vor? Wieso gerade hier und wie verhält es sich mit Kunst, Event und Essen und Trinken?

Bereitwillig gab sie Auskunft, man spürt den Stolz, was hier los ist und ihre Zufriedenheit, daß alle Tisch vollbesetzt sind. „Ich bin Monica Irimia, geboren in Rumänien, wo ich die ersten zwanzig Jahre lebte. Mit zwanzig Jahren zog ich nach Italien nach Bari, wo ich an der Naturheilkundeschule studierte und weitere zwanzig Jahre lebte. In diesen zwanzig Jahren habe ich zusätzlich zu meinem Naturheildiplom die mediterrane Küche und die internationale Küche studiert, also traditionelle Gerichte aus 25 Ländern der Welt. Ich habe auch mit dem Universitätskonsortium von Bari – UniVersus an europäischen Projekten im Tourismus- , Agrar- und Ernährungssektor gearbeitet, war für die Logistik verantwortlich, das heißt, ich habe Lösungen gefunden, um Projekte zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Ich habe zudem mit Professoren und Studenten der Universität für Wirtschaft und Tourismus in Bukarest zusammengearbeitet.

Ich habe also zwanzig Jahre in Rumänien und zwanzig Jahre in Italien gelebt und bin nun seit fast drei Jahren hier in Frankfurt.

PowerFoodArt wurde 2017 in Bari gegründet, nachdem wir seit 2008 kulturelle und künstlerische Veranstaltungen in Kombination mit Essen organisiert hatten. Ein internationaler Name, um von Anfang an eine klare Vorstellung von der Zusammengehörigkeit aller zu vermitteln.

mitarbeiterinnenNach meinem Umzug nach Frankfurt dachte ich, dass ich dieses Projekt auch hier durchführen würde. Stattdessen habe ich mich für zwei weitere Partner entschieden: Kristina und Pia. Kristina hatte ich bei meinem Deutschkurs, dem sechsmonatigen Intensivkurs kennengelernt. Wir mochten uns gleich. Und Pia ist meine Bürokollegin in der Baufirma meines Mannes, wo ich tagsüber arbeite, weshalb wir immer erst um 17 Uhr aufmachen.


Auf einem Immobilienportal haben wir dann die Anzeige dieses Lokals in der Eschersheimer Landstraße 412 gefunden,. Dieses wunderschöne romantische Haus hat uns auf Anhieb gefallen, auch wenn wir gesehen haben, dass noch viel Renovierungsbedarf bestand Da paßte es gut, einen Mann zu haben mit der Firma Rightnow Bau, der sich so geduldig der Renovierung dieses Hauses annahm, denn das hat immerhin gut drei Monate gedauert.

Am 23. Februar 2023 haben wir PowerFoodArt erfolgreich eröffnet und dann im März mit den eigentlichen kulturellen Aktivitäten begonnen: den koreanischen Fotografen Yoll Lee kannte ich aus Bari, wo er die jahrhundertealten Olivenbäume fotografiert hat. Er liebt unsere, oder soll ich sagen, meine Küche? Kunst und Küche gehören zusammen!


serviceUrsprünglich wollten wir morgens und auch mittags geöffnet haben, aber aus Personalmangel mußten wir uns entscheiden, nur abends zu öffnen und unsere Speisen und Getränke anzubieten. Unser Grundmenü stammt aus der italienischer Küche, wird aber sozusagen mit der Weltküche kombiniert. Jeden Tag kann man ein anderes Gericht finden und am Wochenende organisieren wir Themenabende wie diesen heute: den russisch-usbekischen Abend mit Tanz, der der Gastronomie und Kunst Rußlands gewidmet ist.

Unser Restaurant verfügt außerdem über einen wunderschönen Garten, mit zwei Springbrunnen in denen wir wunderschöne Lotuspflanzen gepflanzt haben. Es ist sehr schade, dass unsere Kunden diese Schönheit nicht genießen können und ein Glas Wein in unserem Garten trinken können. Für uns hätte dieser herrliche Garten unser besonderes Potenzial sein können, aber leider dürfen wir ihn nicht nutzen. Die Bauaufsicht der Stadt Frankfurt hat unseren Antrag zweimal abgelehnt!"

Als ich der Gastwirtin Monica Irimia daraufhin sagte, daß ich ganz sicher über diesen Abend einen Artikel, aus dem nun drei geworden sind, schreiben werde, sagte sie, ganz die erfahrene zugewandte Gastwirtin: "Wenn die Leserinnen und Leser mehr wissen möchten, freuen wir uns auf sie oder schauen Sie sich doch einfach unsere Internetseite an: www.PowerFoodArt.com"

Fortsetzung folgt

Fotos:
Titel: Monica Monica Irimia, im Hintergrund einer der usbekischen Mäntel als Dekoration
Text: russische Literatur, Geschirr, Ikone, Gasträume, Theke  u.a.
©Olga Behnert und Redaktion

Info:
Ab dem 1. Juli gibt es anlässlich des 11. Jahres der Zusammenarbeit mit der Firma Cantine -Albea - Puglia eine Ermäßigung von 20 % auf alle italienischen Weine. Das nutzt man um so lieber, wenn man weiß, daß dieses Weine hier  exklusiv verkostet werden. 
Die nächste Eröffnung einer Kunstausstellung findet am 15. Juli mit dem Meisterkünstler, Universitätsprofessor der Akademie der Schönen Künste von Bari, Guido Corazziari, statt.
Am 21. Juli findet ein Abend statt, der der Verkostung des Weins des Weinguts Albea – Alberobello Puglia gewidmet ist. Bei dieser Gelegenheit werden neben dem Besitzer des Weinkellers Weinkritiker und italienische Journalisten als Gäste anwesend sein.

Artikelfolge in WELTEXPRESSO
https://weltexpresso.de/index.php/lust-und-leben/28886-ein-gespraech-mit-der-gastwirtin-und-koechin-monica-irimia
https://weltexpresso.de/index.php/lust-und-leben/28887-das-ambiente-die-gaeste-das-essen
https://weltexpresso.de/index.php/lust-und-leben/28921-man-kann-ueberall-tanzen-und-das-ist-das-schoene-daran-sandra-domnick
https://weltexpresso.de/index.php/lust-und-leben/28922-kleines-gespraech-mit-sandra-domnick-ueber-ihr-tanzen