hr-Regisseur wird am Sonntag in der Paulskirche mit Franz-Werfel-Preis geehrt

 

Katharina Klein

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Lange haben wir nichts mehr über die Preise der Stiftung geschrieben, die vor Jahren sich aus ihrer Ecke mit dem Preis für Herta Müller herausbewegt hatte. Nun wird Rick Ostermann mit dem diesjährigen Franz-Werfel-Menschenrechtspreis der Stiftung "Zentrum gegen Vertreibungen" geehrt.

 

 

Der Regisseur und Drehbuchautor erhält die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung für die hr/Arte-Koproduktion „Wolfskinder“, eine emotionale, spannende und ebenso brutale wie direkte Erzählung über Leben und Tod, über Kindheit und Gewalt, über Schuld und Unschuld. Die feierliche Preisverleihung findet am kommenden Sonntag in der Frankfurter Paulskirche statt.

 

Die Jury würdigt mit der Auszeichnung das Werk des Regisseurs und Drehbuchautors Rick Ostermann, der „anrührend, feinfühlig und gleichermaßen ausdrucksstark das Schicksal der Wolfskinder visualisiert“. Dem erschütternden Los der Wolfskinder ist in der Öffentlichkeit bisher wenig Aufmerksamkeit zuteil geworden: In den Wirren zum Ende des Zweiten Weltkrieges verloren tausende Kinder ihre Eltern und Familien. Entwurzelt und ohne jegliche Fürsorge mussten sie auf sich allein gestellt vor der heranrückenden Roten Armee fliehen. Ihrer Jugend beraubt, wurde jeder Tag – schon in ihren jungen Jahren – ein Kampf ums Überleben. Mit dem einstimmigen Votum für das Drama von Rick Ostermann möchte die Jury auch auf die ungebrochene Aktualität dieses Themas aufmerksam: die Schicksale von Kindern in den weltweiten Kriegsgebieten.

 

Wolfskinder“ erzählt von der Odyssee zweier Jungen durch die Wirren der Nachkriegszeit: 1947 kämpfen im damaligen Ostpreußen und in den Gebieten des Baltikums Tausende von elternlosen Kindern um ihr Überleben – die sogenannten Wolfskinder. Auch der 14-jährige Hans gehört zu ihnen. Als seine Mutter im Sterben liegt, überträgt sie ihm eine letzte Aufgabe: Er soll sich mit seinem kleinen Bruder Fritzchen nach Litauen durchschlagen, wo es noch Bauern geben soll, die deutsche Kinder bei sich aufnehmen. Doch in der Wildnis geraten sie zwischen die Fronten, und die beiden Brüder verlieren sich aus den Augen. Seine Suche nach Fritzchen wird zu einer Odyssee, und Hans muss in einem fremden Land gegen Hunger, Wetter und Krankheit kämpfen.

 

Neben Levin Liam und Patrick Lorenczat in den Rollen von Hans und Fritzchen sind in weiteren Hauptrollen Helena Phil, Vivien Ciskowska, Jördis Triebel und Willow Voges-Fernandes zu sehen.

 

Produziert wurde „Wolfskinder“ von der Filmproduktion „Zum Goldenen Lamm“ in Koproduktion mit dem hr (Redaktion: Jörg Himstedt) und Arte (Birgit Kämpfer). Die Produktion wurde mit Mitteln der Hessischen Filmförderung (HFF) unterstützt. Der Film wurde im Rahmen des Internationalen Filmfestivals von Venedig 2013 uraufgeführt. Er lief bereits erfolgreich auf mehreren nationalen und internationalen Festivals und ist seit Ende August in deutschen Kinos zu sehen. Zuletzt erhielt Regisseur Rick Ostermann auf dem Filmfest München 2014 den „Nachwuchspreis des Friedenspreises des Deutschen Films – Die Brücke“.

 

INFO:

 

Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wird alle zwei Jahre an Einzelpersonen, Initiativen oder Gruppen verliehen, die durch ihr Handeln das Verantwortungsbewusstsein gegen die Verletzung von Menschenrechten durch Völkermord, Vertreibung oder die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer oder religiöser Gruppen schärfen.

 

Foto: hr/Anja Lehmann