Der Diener zweier Herren. Gastspiel aus Zürich beim Hamburger Theaterfestival: ein großartiger Abend

 

Helmut Marrat

 

Hamburg(Weltexpresso) - Goldonis bekannteste Komödie ist wahrscheinlich seine schwerste: Nur selten gelingt es, das geeignete Tempo hinzubekommen. Barbara Frey schafft mit ihrem vorzüglichen Ensemble eine temporeiche und sehr humorvolle Aufführung.

 

Sie hat in Michael Maertens einen wunderbaren Diener Truffaldino, und auch den herrlichen Lambert Hamel für den Dottore Lombardi gewinnen können.Als sein Gegenpart Robert Hunger-Bühler, der gerade in am Donnerstag angelaufenen Film IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS einen so knallharten wie süffisanten Oberstaatsanwalt spielt. Die beiden bilden wahrlich ein tolles Paar. Was ebenso selten ist: Dass jede Figur so klar gezeichnet ist, wie an diesem Abend. So kann man gar nicht alle erwähnen. Nur ganz bsonders loben muss man Anne Ratte-Polle, die in dieser Vorstellung die Rolle der Beatrice übernommen hat. Und das ist schließlich eine wesentliche Partie. Sie gibt ihrer Rolle die nötige Resolutheit und Behändigkeit.

 

Michael Maertens trägt kurze Hosen. Das sieht köstlich aus und wirkt wie ein Zitat.

 

Der Titel erzählt schon den ganzen Inhalt. Erzählt wird von einem Narren, der mit seinem Los als Diener unzufrieden ist und so ersinnt, gleich zwei Herren zu dienen. Dabei geht es ihm in erster Linie gar nicht um doppelten Lohn, das Wichtigste scheint ihm die Aussicht auf zweimaliges Essen. Denn er ist immer hungrig. Doch diese doppelte Dienerschaft gestaltet sich schwieriger, als gedacht. Denn natürlich wollen beide Herrschaften zur gleichen Zeit bedient werden.

 

Das Einzige, was man kritisch anmerken könnte, ist mangelnde Tragik. Als Gegensatz zur Komik. Mag sein, dass der Applaus dann unter Umständen noch heftiger ausgefallen wäre.

 

Dennoch: Sehr freundliche Zustimmung für einen schönen Abend.

 

 

Info:

Das Stück wurde 1746 in Mailand uraufgeführt und gilt als Höhepunkt der Commedia d´el arte.