Serie: Das tropischen Pflanzenfestivals 2012 in Kew Gardens im Februar  (Teil 1/2)

 

Claudia Schulmerich

 

London (Weltexpresso) – Anfang Februar ist die britische Hauptstadt mitnichten eine im Nebel und feucht. London liegt in der Sonne, aber alle leiden unter einer schneidenden Kälte, die unter die Haut kriecht, weil der stetige Wind nicht nachlässt. Draußen aber in den Königlichen Botanischen Gärten, zwischen Kew und Richmond an der Themse gelegen, da blüht es im Geheimen in den strotzendsten Farben, denn es gilt ein Festival zu bestaunen, zu denen sich tropische Pflanzen zusammenfinden und zwar 6 500 auf einen Streich.

 

Kew Gardens gehört zu den ältesten botanischen Gärten der Welt und tatsächlich gibt es hier Pflanzen, die nirgends sonst vor dem Aussterben bewahrt wurden, und es gibt die hinreißenden viktorianischen Gewächshäuser, die über die weite Parkanlage verstreut, immer wieder Inseln aus Metall und Glas im Grün sind. Heute aber gilt das allgemeine Interesse dem Festival, das in den Prinzessin von Wales Glashäusern stattfindet. Das nun wiederum sind interessante in die Höhe gestaffelte Glaskonstrukte, die 10 Klimazonen vereinen.

 

Dieses Festival aber ist den tropischen Pflanzen vorbehalten und das Wichtigste ist erst einmal, daß hier durchgehend 22 Grad herrschen. Da wir aber von draußen kommen, wo die Minusgrade selbst die Mimik einfrieren läßt, kommt es einem wie im Hochsommer vor. Temperatur ist eben immer eine Sache des Gefühls. Für die Pflanzen allerdings ihre Lebensgrundlage. Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt. Es gehört auch zum englischen Stil, daß sich der Mensch die Pflanzen untertan macht, d.h. sie zu Gebilden und Gebinden zusammenpfercht, daß beispielsweise drei Meter hohe Blumenampeln in Rot, Grün, Lila, Gelb und Orange gleichzeitig blühen.

 

Selbst die Orchidee, die Königin des Festivals ist hier 2 700 mal vertreten. Stellen Sie sich das vor, so viele Orchideenstauden in allen Farben, die sich denken lassen. Und wer weiß schon, daß viele dieser Orchideen verschiedenen Familien entstammen, denn auf der Welt gibt es insgesamt 25 000 verschiedene Arten! Wir sind zur Pressekonferenz angereist, also wird noch letzte Hand angelegt von den vier Experten und den über zehn Freiwilligen täglich, die insgesamt 1 568 Stunden Arbeit für dieses Farben und Formenereignis brauchen.

 

Aber, wer denkt hier an Arbeit, wenn er in die Wunderwelt eintritt. Nicht alle Pflanzen können wir benennen, aber hier diese Flamingoblume ist eindeutig, und dort die Ansammlung blauer Orchideen auch. Erst einmal geht es noch gesittet zu und die Pflanzen begrüßen uns als Hort. Eine kleine Brücke führt uns über das Wasser, wo rechts lauter Entenhäuschen, denken wir, auch Tiere imaginieren, die nicht mal im Wasser zu sehen sind. Und hier geht schon die Phantasie mit einem durch, denn mitten auf dem Wasser schwimmen bunte Blumeninseln. Das kennt man aus Mexiko, aber in London?