Serie: Musikmesse und prolight+sound vom 10.-13. April auf dem Frankfurter Messegelände, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn morgen, am Mittwoch, die beiden Musikmessen als Weltleitmessen eröffnen, wird mit 2 285 Ausstellern aus 54 Ländern und über 1000 Veranstaltungen das größte Musikereignis der Welt stattfinden, aber auch das umfangreichste Programm, das die Frankfurter Messegesellschaft in eine Messe investiert, in FrankfurtRheinMain stattfinden, wozu paßt, daß diese Fachbesuchermesse ab Freitag, 14 Uhr, auch für das allgemeine Publikum geöffnet ist.

 

Zufrieden mit dieser Entwicklung und gespannt auf die nächsten Tage, zeigte sich Messegeschäftsführer Detlef Braun, der die Zahlen und Tendenzen vorstellte, denen nach der Endverbraucher also stärker als je in den Mittelpunkt des Messegeschehens rückt, das sich in diesem Jahr aus zwei Tendenzen zusammensetzt. Während die Musikmesse leicht schrumpft, steigert sich die Beteiligung bei der technologischen Seite der Musik. Der Musikinstrumentenmarkt in Deutschland mußte Blessuren verkraften muß, weshalb kleinere deutsche Unternehmen weniger kommen - eine Messe ist teuer! - , dagegen zeigen sich die europäischen Aussteller stabil, was man darauf zurückführen kann, daß dort seit jeher nur die größeren Firmen an der Messe beteiligt waren. Das alles aber findet auf einem sehr hohen Niveau statt und auch diese Messe startet mit dem Wissen um den hohen gesellschaftlichen Stellenwert der Musik und ihrer Branche äußerst positiv.

 

Kurzer Blick zurück. Bis 1980 waren die Musikinstrumente Teil der allgemeinen Konsumgütermessen. Der Bereich war allerdings so gewachsen, daß es richtig schien, eine eigene MUSIKMESSE ins Leben zu rufen. Diese nun wiederum schlug so ein und wuchs und wuchs, was vor allem den technischen Neuerungen von Licht und Ton bei Bühnenauftritten zu verdanken war, so daß es ebenfalls richtig schien, diesen Bereich aus der 'eigentlichen' Musikmesse auszugliedern und die eigene Prolight+Sound zu kreieren, die dieses Jahr mit gesteigerten 901 Ausstellern aus 41 Ländern der Musikmesse mit 1 384 Ausstellern aus 51 Ländern auf den Fersen ist. Die beiden aufeinanderbezogenen Messen bleiben aber durch den gemeinsamen Termin vereint.

 

Wie stark die Messe Frankfurt das Musikmessegeschehen der Welt orientiert, konnte Detlef Braun an den Wachstumszahlen von Ausstellern und Besuchern auf den Frankfurter Messen im Ausland zeigen. Nimmt man die hiesigen Musikmessen mit denen in China/Shanghai und in Rußland zusammen, ergeben sich für das Jahr 2012 fast 5 000 Aussteller und über 225 000 Besucher. Das sind nicht nur gewaltige Zahlen, sondern sie bedeuten auch eine enorme Steigerung.

 

 

Die Bereichsleiterin für die Musikmessen Cordelia von Gymnich stellte eine „Anpassung der Hallenbelegung an die Ausstellererfordernisse“ vor, in dem nämlich in die Hallen rund um die Agora – das ist der freie Innenplatz zwischen den ersten Messehallen, der mit Zelten zu einem zentralen Veranstaltungsort wird – die Musikinstrumente eingezogen sind, gestaffelt nach Instrumenten: Blechbläser, Saiteninstrumente... und dichter gedrängt als bisher. Wir hoffen, daß im Forum die Pianos und Flügel weiterhin versammelt sind, denn es gibt kaum etwas Abgehobeneres, wahrlich Sphärenhaftes, als dort den Gesamtklang zu hören, wenn 12-20 Wunschpianisten völlig in ihre Musikhervorbringung versunken die jeweiligen Tasten spielen.

 

Das alles wird ab morgen zu sehen und zu hören sein. Darüberhinausgehend und für die gesellschaftliche Zukunft Deutschlands wichtig, wird sein, wie dieses Land mit der Musikaktivität erster und zweiter Klasse in Deutschland umgehen wird. Wir haben davon zum ersten Mal gehört. Eine Statistik der Messe weist anhand der Besucherzahlen nach, daß die südlichen Bundesländern, einschließlich Nordrhein-Westfalen – Hessen sowieso – eine signifikant höhere Besucherzahl – immer gemessen an der Einwohnerzahl – aufweisen als die Nord- und Ostländer, wobei Thüringen und Sachsen eine Mittelstellung einnehmen. Diese Statistik, die also auch ausweist, daß die regionale Nähe für die Besucher der Musikmesse nicht der ausschlaggebende Faktor ist, erhält ihre besorgniserregende Bedeutung mit der Aussage von Joachim Stock, Vorstandsvorsitzender der SOMM, dem Zusammenschluß der Musikinstrumentenhersteller und der Musikequipmentbranche, demnach die Verteilung derjenigen, die ein Instrument spielen, in annähernd denselben Bundesländern hoch korreliert: sehr viel weniger im Norden und Osten Deutschlands!

 

Wichtig wäre, als nächsten Schritt zu eruieren, wie es mit dem Musikunterricht in den jeweiligen Bundesländern aussieht und ob sich der Zusammenhang in der gleichen Weise niederschlägt. Und wie viel die Einführung von G 8 mit dem sichtbaren Rückgang von privatem Musikunterricht – auch darum werden weniger Instrumente verkauft, wenn weniger privater Musikunterricht stattfinden kann - zu tun hat, weil die Jugendlichen unter dem Schuldruck keine Zeit mehr für einen privaten Termin haben? Sehr viel, sagen die Kenner. Damit aber haben wir den Bereich der Musikmessen in Richtung Gesellschafts- und Bildungspolitik verlassen, auf den wir zurückkommen, wenn wir uns den MUSIZIERATLAS DEUTSCHLAND 2013 der SOMM besorgt haben.

 

www.musikmesse.com

www.prolight-sound.com