Berliner Fashionsweek 2014, Teil 4

 

Hanswerner Kruse

 

Berlin (Weltexpresso) - Schlabberhosen, selbst gestrickte Pullover und ausgetretene Gesundheitslatschen? Vorbei die Zeiten in denen Ökomode so wenig kleidsam war, Green Fashion ist mittlerweile ziemlich sexy und exquisit. Auf der soeben beendeten Berliner Fashion Week haben nachhaltig und sozial hergestellte Kleidung oder Accessoires einen ständig wachsenden Anteil.

 

In erster Linie sind wir ein Fashion Lifestyle Brand und bemühen uns, so ethisch wie möglich zu handeln“, sagen die Modemacher der Firma Komodo. „Aber wir sind keine Öko-Krieger die versuchen Mode zu machen.“

 

Komodo und andere ökologisch produzierende Anbieter zeigen coole Streetfashion und lockere Casualwear auf der „Ethical Fashion“ im rustikalen E-Werk. Das Angebot ist riesig, natürlich findet man indisch anmutende Hosen, Wickelkleider oder Blusen aus Seide, Hanf oder Mischgeweben, die sich sehr angenehm tragen lassen, und selbstverständlich auch Kapuzenpullis und Denim Jeans. Präsentiert wird überdies viel Ausgefallenes - von abgedrehten Designerträumen von Vilmava bis hin zu schrillen Kleiderkreationen von Göttin des Glücks, Sandalen aus abbaubarem Plastik oder grelle Hanfschuhe. Im edlen Prinzenpalais dagegen präsentieren Aussteller sehr luxuriöse und teure Textilien oder Accessoires - High Fashion im „GREENshowroom“.

 

Beim gemeinsamen Catwalk setzte die Designerin Kathe Maerz ihren eher rundlichen Models seltsame Hüte mit kleinen Schiffchen auf: „Willkommen im neuen Zeitalter, wir haben den Hafen erreicht“, meinte sie. Diese Schiffermützen sind ein Sinnbild dafür, dass Green Fashion in der Modewelt angekommen ist (siehe Foto).

 

Zunächst geht es um Sie“, meint Designerin Magdalena Schaffrin, Mitbegründerin beider Messen. „Ihre Haut nimmt die in den Textilien enthaltenen Giftstoffe auf. Deshalb sollte jeder Käufer Interesse haben, dass Rohstoffe wie Baumwolle oder Seide giftfrei angebaut, schadstoffarm und umweltfreundlich weiter verarbeitet werden.“ Bei den Ausstellern ist das so selbstverständlich wie die menschenwürdige Behandlung der Arbeitskräfte, beides ist natürlich die Voraussetzung um hier auszustellen. Bereits der Name mancher Brands, etwa „Studio Jux“ macht deutlich, dass die Modemacher auch Humor haben: „Jux ist ein deutsches Wort für Spaß“, sagen die Amsterdamer, „Mode soll Spaß machen, nicht nur den Verbrauchern und Designern, sondern auch den Schneidern: „My Nepali Tailor Is A Rockstar.“

 

Jux stellt Wolle von Angorakaninchen auf Biohöfen in Indien her oder verarbeitet nepalesischen Hanf, „der dort wie Unkraut wächst“ und fordert: „Tragen nicht rauchen!“ Die Jux-Mode hat ihre Wurzeln im traditionellen Design, löst sich daraus aber durch ausgefallene Schnitte und kühne Farbkombinationen. Um die Wirtschaft vor Ort zu unterstützen, nimmt Jux lange Transportwege in Kauf. Das gilt auch für andere europäische Designer, die mit traditionellen asiatischen, südamerikanischen oder afrikanischen Manufakturen zusammen arbeiten. Deren Produkte, oft Taschen und andere Accessories, sind keine Folklore mehr sondern werden für die westlichen Märkte attraktiv designt, die lokale Wirtschaft wird ökologisiert und gestärkt.

 

Aber Jux lässt auch in den Niederlanden Garne aus alten Plastikverpackungen spinnen und zu Textilien verarbeiten. Viele Brands produzieren möglichst in Europa, um lange Transportwege zu vermeiden, so wie Brainshirt in Fulda: „Kann es nicht möglich sein, dass Premiumprodukte im Bereich der Textilindustrie auch mal zu einem attraktiven Preis in Europa gefertigt werden können?“, ärgerte sich der Unternehmer Matthias Hebeler vor einigen Jahren, als er ein sündhafte teures Hemd auf einem Flughafen kaufte, das billig in China produziert wurde. Der Erfolg seiner Bemühungen sind modische, ethisch einwandfreie und preislich akzeptable „Brainshirts“ und neuerdings auch Hosen, Sakkos und Anzüge für Männer.

 

In Berlin gab es noch etliche weitere Beispiele für nachhaltige und ethische Mode - beispielsweise viel Recycling durch die Verwertung von Stoffresten, die Entwicklung neuer Materialien wie Fischleder und natürlich durch das Engagement „gesunder“ Models für den Catwalk.