Bildschirmfoto 2023 02 13 um 01.14.02Aktion Plagiarius verleiht diesen zum 47. Mal auf der Ambiente 2023 in Frankfurt

Rolf Maaß

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Aktion Plagiarius hat am 3. Februar zum 47. Mal ihren gefürchteten Negativpreis „Plagiarius“ an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen vergeben. Die Verleihung fand im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ statt. Die Auszeichnung mit dem „Plagiarius“ will nichts darüber aussagen, ob das nachgemachte Produkt im juristischen Sinne erlaubt oder rechtswidrig ist. Ziel der Aktion Plagiarius ist vielmehr, die skrupellosen Geschäftsmethoden von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Industrie, Politik und Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren.

Bevor die jährlich wechselnde Jury die Preisträger wählt, werden die vermeintlichen Plagiatoren über ihre Nominierung informiert und erhalten die Möglichkeit zur Stellungnahme. Der Jury geht es nicht darum, legale Wettbewerbsprodukte zu brandmarken, sondern einen kritischen Blick auf plumpe 1:1 Nachahmungen zu richten, die dem Originalprodukt bewusst zum Verwechseln ähnlich sehen und die keinerlei kreative oder konstruktive Eigenleistung aufweisen. Erfreulicherweise hat auch dieses Jahr einer der Nachahmer eine Einigung mit dem Originalhersteller gesucht und Restbestände der Plagiate vom Markt genommen.

Die Trophäe des Schmähpreises ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase. Letztere symbolisiert die immensen Profite, die ideenlose Nachahmer sprichwörtlich auf Kosten von Kreativen und innovativen Unternehmen erwirtschaften.

Allein in der EU wurden 2021 laut EUIPO und der Europäischen Kommission etwa 86 Millionen gefälschte Waren beschlagnahmt, ein Anstieg von fast 31 Prozent gegenüber 2020. Das sollen nur die nachweislichen Aufgriffe, also die Spitze des Eisbergs sein. Den internationalen Handel mit Fälschungen bezifferten EUIPO und OECD für 2019 auf alarmierende 412 Milliarden Euro, was 2,5 Prozent des Welthandels entspricht. Je größer die Nachfrage ist, desto größer ist der Erfolg der Fälscher. (Ein-)Käufer haben somit die Macht, aber auch die gesellschaftliche Verantwortung, Fälschern ihre Geschäftsgrundlage zu entziehen.

Die Aktion Plagiarius hat am 03. Februar 2023 zum 47. Mal ihren gefürchteten Negativpreis „Plagiarius“ an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen vergeben. Die Verleihung fand im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ statt. Die Auszeichnung mit dem „Plagiarius“ will nichts darüber aussagen, ob das nachgemachte Produkt im juristischen Sinne erlaubt oder rechtswidrig ist. Ziel der Aktion Plagiarius ist vielmehr, die skrupellosen Geschäftsmethoden von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Industrie, Politik und Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren.

Bevor die jährlich wechselnde Jury die Preisträger wählt, werden die vermeintlichen Plagiatoren über ihre Nominierung informiert und erhalten die Möglichkeit zur Stellungnahme. Der Jury geht es nicht darum, legale Wettbewerbsprodukte zu brandmarken, sondern einen kritischen Blick auf plumpe 1:1 Nachahmungen zu richten, die dem Originalprodukt bewusst zum Verwechseln ähnlich sehen und die keinerlei kreative oder konstruktive Eigenleistung aufweisen. Erfreulicherweise hat auch dieses Jahr einer der Nachahmer eine Einigung mit dem Originalhersteller gesucht und Restbestände der Plagiate vom Markt genommen.

Die Trophäe des Schmähpreises ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase. Letztere symbolisiert die immensen Profite, die ideenlose Nachahmer sprichwörtlich auf Kosten von Kreativen und innovativen Unternehmen erwirtschaften.

Allein in der EU wurden 2021 laut EUIPO und der Europäischen Kommission etwa 86 Millionen gefälschte Waren beschlagnahmt, ein Anstieg von fast 31 Prozent gegenüber 2020. Das sollen nur die nachweislichen Aufgriffe, also die Spitze des Eisbergs sein. Den internationalen Handel mit Fälschungen bezifferten EUIPO und OECD für 2019 auf alarmierende 412 Milliarden Euro, was 2,5 Prozent des Welthandels entspricht. Je größer die Nachfrage ist, desto größer ist der Erfolg der Fälscher. (Ein-)Käufer haben somit die Macht, aber auch die gesellschaftliche Verantwortung, Fälschern ihre Geschäftsgrundlage zu entziehen.

Nachgemachte Waren sind zwar in allen Preis- und Qualitätsabstufungen erhältlich, die meisten sind dem Original aber nur auf den ersten Blick täuschend ähnlich. Dass identisches Aussehen nicht automatisch die gleiche Qualität, Leistungsfähigkeit und Sicherheit bedeutet, belegen viele Produkte, die Zoll und Interpol bereits aus dem Verkehr gezogenen haben: Verunreinigte Parfums und Kosmetika, technische Produkte mit mangelhafter Elektronik, fehlerhaftes oder schadstoffreiches Kinderspielzeug, falsch oder gar nicht dosierte Medikamente und viele andere Produkte mehr. Auch der VDMA, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau bestätigt, dass Fälschungen oftmals eine Gefahr für die Bediener von Maschinen und Anlagen oder eine Gefahr für den sicheren Betrieb der Anlage bedeuten. Besondere Umsicht ist somit gefordert, damit niemand durch den falschen Umgang zu Schaden kommen muss.

Laut Europol werden gefälschte Produkte zunehmend über eCommerce-Plattformen, soziale Medien und Instant-Messaging-Dienste beworben und vertrieben. Die Ausprägungen digitaler Markenverletzungen werden immer vielfältiger: Von klassischen Plagiaten, Fälschungen und Urheberrechtsverletzungen über Domainklau und Markenmissbrauch (z.B. Fake AdWords) bis hin zu komplettem Identitätsdiebstahl und Fake-Shops. Mit viel krimineller Energie werden Reputation und Know-how renommierter Hersteller ausgenutzt und deren Marken und Glaubwürdigkeit geschwächt.

In diesem Zusammenhang fordert auch der diesjährige Laudator der Aktion Plagiarius, der hessische Staatssekretär für Europa-Angelegenheiten und aktueller Spitzenkandidat der CDU für das Oberbürgermeisteramt in Frankfurt am Main, Uwe Becker: „Mit der Änderung der Handelswege aus der analogen in die digitale Welt hat der Handel mit Plagiaten über elektronische Verkaufsplattformen noch zusätzlichen Aufschwung erfahren. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm. Deshalb muss der Schutz des geistigen Eigentums und die Bekämpfung von Produkt- und Markenpiraterie noch engagierter betrieben und auf die neuen Geschäftsmodelle des Ideenklaus angepasst werden. Mit dem Plagiarius wird auf diese Bedrohung für Wirtschaft und Verbraucher in besonderer Weise aufmerksam gemacht. Daher ist dieser Negativpreis auch gleichzeitig Auftrag zum Handeln.“

Plagiarius-Preisträger 2023 sind ab 10. Februar im Museum Plagiarius in Solingen zu sehen.

1. Preis
Modulares Wandregal-System „LINK“

Original: Studio Hausen / Jörg Höltje, Hamburg, Deutschland
Plagiat: Vertrieb: Deutscher Möbel-Filialist (EU-weit tätig)
 
Same same but different: Design, Konzept und Proportionen sind plump 1:1 kopiert – Groß und nicht zu übertünchen sind indes die Qualitätsunterschiede. Das Original überzeugt durch hochwertige Verarbeitung und wird aus FSC-zertifiziertem Massivholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft gefertigt. Beim Plagiat wird tropisches Mangoholz niederer Qualität verwendet, die Billig-Bügel sind verzogen. - Der Möbelfilialist zeigte sich einsichtig, hat den Verkauf gestoppt, Restbestände vernichtet und Umsatzzahlen genannt. - „Schönes Design, für Jedermann bezahlbar“, damit locken viele Handelsunternehmen. Akzeptabel, solange es ein eigen(ständig)es Design ist und „bezahlbar“ nicht zu Lasten kreativer Designer und der Qualität geht. Ein großes Produktsortiment befreit die Verantwortlichen im Einkauf nicht von ihren Prüfpflichten bezüglich ihrer Lieferanten und der vertriebenen Waren. Alles eine Frage der Verantwortung und Wertschätzung.

Sicherlich sollten die Urheberrechte an einem ausgefallenen Designentwurf durch plumpe Plagiatversuche nicht eingeschränkt sein. Andererseits finden sich Drahtregale, die an der Wand angebracht werden, schon seit den 1950er Jahren auf dem Markt und gehören seither zu einer ausgewogen stilvollen Wohnungseinrichtung. Es gehört schon sehr viel Verständnis dazu, um den schützenswerten Originalentwurf von normaler Gebrauchsware unterscheiden zu können. Ob die Art der Aufhängung gemeint ist oder das verwendete Holz den Ausschlag zum Plagiat ergibt, bleibt schwer auszumachen. Die Grenzen sind eng gesteckt. Nichtsdestotrotz ist schönes Design entstanden, das seine Berechtigung behält und seine Käuferschaft verdient und wenn, auch zum Billigpreis. Wo genau der urheberrechtlich eigenständige Entwurf festzumachen ist, wo die Qualität des Designs liegt, das können vermutlich nur Juristen klären.


2. Preis
Glas „CLUB NO. 6 Superglas 300ml”

Originale: koziol »ideas for friends GmbH, Erbach, Deutschland
Plagiate: METPLAS A.S. / „Rubikap“ Plastic Tableware, Istanbul, Türkei

Kristall- vs. Plastikoptik: Das Besondere der „CLUB SUPERGLAS“ Serie: Ein Hightech-Material, das die Eigenschaften von Glas - wie Transparenz, Brillanz und Lichtbrechung - mit den Vorzügen des Kunststoffes - wie Unzerbrechlichkeit, Isolierfähigkeit, Leichtigkeit und individuelle Einfärbbarkeit - vereint. Recycelbar, Made in Germany, wurden die hochwertigen koziol Supergläser für die professionelle Anwendung in Gastronomie und Hotellerie konzipiert. Beim Plagiat wurden Form, Konzept und das exklusive Facettendesign nahezu 1:1 übernommen. Allerdings fallen im direkten Vergleich eine einfachere Verarbeitungsqualität, eine geringere Standfestigkeit sowie die Kunststoff-typische matte Optik auf. Koziol hat sein Design in der EU geschützt. Irreführenderweise wirbt der Nachahmer mit dem Hinweis „patented“.


3. Preis
Mercedes-Benz Fahrzeug-Diagnose „XENTRY Diagnosis“ (für OBD – On-Board-Diagnose)

Original: Mercedes-Benz Group AG, Stuttgart, Deutschland
Fälschung: Vertrieb: OBD Diagnostic Tools, Fellbach (Region Stuttgart), Deutschland

Fahrzeugdiagnosesysteme (OBD) dienen der Reparatur und Wartung. Als Schnittstelle zwischen Fahrzeug-OBD-Dose und Diagnose-Computer dient hier der sog. Multiplexer „SDconnect“. Beworben wurde die Fälschung über eine Webseite und eBay. Wegen Verletzung der Marken „MERCEDES-BENZ“, des „Mercedes-Sterns“ und der für Diagnosesoftware geschützten Marke „XENTRY“ gab es eine zivilrechtliche Verurteilung des Landgerichts Stuttgart; zusätzlich wurde ein Strafverfahren eröffnet. - Gefälschte Fahrzeugdiagnosesysteme können nicht nur missbraucht werden, um z.B. Gurtwarner oder die Höchstgeschwindigkeitsbegrenzung zu deaktivieren, sondern verwenden meist veraltete Software ohne (Sicherheits-) Aktualisierungen. Reparaturen und Wartungen erfolgen dann nicht auf dem aktuellen Stand der Technik und bieten nicht das höchste Sicherheitsniveau. Gegebenenfalls werden Fehler nicht erkannt, Sicherheitsprobleme sind möglich.

Die Jury traf sich am 06. + 07. Januar 2023 und vergab drei Hauptpreise sowie drei gleichrangige Sonderauszeichnungen. Die Jury wird jedes Jahr neu zusammengestellt aus Vertretern der unterschiedlichsten Bereiche. Die Jury des Plagiarius-Wettbewerbs 2023 setzte sich wie folgt zusammen:

Susanna Heurung, Rechtsanwältin / Partnerin Maiwald GmbH, München
Gernot Imgart, Leitender Geschäftsführer der Bezirkskammer Göppingen der IHK Region Stuttgart
Ingrid May-Staudinger, Unternehmerin und Selbständige Repräsentantin des BVMW Bundesverband
Mittelständische Wirtschaft e.V. für die Wirtschaftsregion Tübingen-Reutlingen
Ulrich Schaub, Head of Vision Solutions / Business Owner Solution, ADC Automotive Distance Control Systems GmbH, Ulm

 
Nachgemachte Waren sind zwar in allen Preis- und Qualitätsabstufungen erhältlich, die meisten sind dem Original aber nur auf den ersten Blick täuschend ähnlich. Dass identisches Aussehen nicht automatisch die gleiche Qualität, Leistungsfähigkeit und Sicherheit bedeutet, belegen viele Produkte, die Zoll und Interpol bereits aus dem Verkehr gezogenen haben: Verunreinigte Parfums und Kosmetika, technische Produkte mit mangelhafter Elektronik, fehlerhaftes oder schadstoffreiches Kinderspielzeug, falsch oder gar nicht dosierte Medikamente und viele andere Produkte mehr. Auch der VDMA, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau bestätigt, dass Fälschungen oftmals eine Gefahr für die Bediener von Maschinen und Anlagen oder eine Gefahr für den sicheren Betrieb der Anlage bedeuten. Besondere Umsicht ist somit gefordert, damit niemand durch den falschen Umgang zu Schaden kommen muss.

Foto:
©Rolf Maaß

Info:
Dies ist schon der zweite Bericht von der Preisvergabe des Plagiarius - und es wird ein dritter folgen, weil wir diese Preisvergabe für besonders wichtig halten. Es ist wirklich vom Gründer vorausschauend gewesen, diesen Preis ins Leben zu rufen, der Jahr für Jahr wichtiger wird, weil immer mehr gefälscht wird. Zumindest auf diesem Wege kann man sich dagegen richten und die Fälscher bloßstellen, die nämlich nicht, wie früher immer behauptet, nur im fernen China vorkommen. I woo, mitten unter uns. Die Redaktion