Auftakt des bundesdeutschen Messegeschehens mit der 42. HEIMTEXTIL vom 11. bis 14. Januar in Frankfurt am Main, Teil 3/4

Felicitas Schubert

 



Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Verwegen, zu behaupten, man könne diese textile Messe in allen Hallen des umfangreichen Frankfurter Messegeländes wirklich überblicken und darob den Schluß über Art und Weise der Entwicklung, über Materialerneuerungen und erst recht angesagtes Design eindeutig ziehen. Die Vielfalt vor der Einfalt gilt hier sicherlich.


Leichter möchte es einem – und damit sind nicht wir, sondern die Kunden der Messe, die Einkäufer aus aller Welt gemeint – die Messeleitung dadurch machen, daß sie eine Trendschau veranstaltet: „Inszenierung im Forum 0 zeigt Textilien und Dekorationen der kommenden Saison.“ Damit nicht nur starke Farben Akzente setzen, sondern auch der Umgang mit ihnen und Hintergründe zum Tragen kommen, gibt es dort zudem ein flankierendes Vortragsprogramm, wo renommierte Designer über weltweite Trendentwicklungen referieren. Das ist dann sozusagen eine Modeschau von Wohn- und Objekttextilien.

Die Allerweltweisheit wird auch diesmal benutzt: „Wir werden mit starken Farben entscheidende Akzente setzen.“ Und „frische Farben“ werden als „Emotionsträger“ bezeichnet. Viel wichtiger ist auf dieser Messe deshalb, nicht den Worten zu lauschen, sondern die Dinge ganz genau anzuschauen. Wir beispielsweise sind einfach einmal durch die Hallen spaziert mit der Frage, worin sie sich unterscheiden, will sagen, worin sich die Aussteller und ihre Ästhetik, ihr spezielles Design unterscheiden. Das ist sehr aufschlußreich und wir wollen einmal die Halle 8 der neuen Halle 11 gegenüberstellen.

Halle 8 ist ebenerdig, irgendwie in der Ecke, aber traditionell diejenige, in der immer besonders gute Stimmung herrscht. Das ist auch hier so. Eine Unzahl von Ständen ist hier untergebracht, oder kommt einem das nur so vor, weil sie im hinteren Bereich dicht gedrängt sind und die Leute sich schon deshalb stauen, lachen, essen, trinken. Weiter vorne sind auch große Aussteller, das ist schon richtig. Nicht zu vergleichen allerdings mit Halle 11.0. In dieser breiten Halle gibt es nur drei Verläufe: A, B und C, dafür sind die Gänge breiter als sonst und die Ausstellungsstände durch bekannte Markennamen belegt. Sehr elegant und absolut formschön, wie zum Fotografieren gedacht, aber doch etwas steril, weil die Massen fehlen. Hier aber machen auch nicht die Massen das Geschäft, sondern Ordern wir auf anderem Wege erledigt.

Zurück in Halle 8 suchen wir, wie jedes Jahr, smartfiber auf. Seit wir diese Firma kennen, die technologische Errungenschaften der Alt-DDR zu sehr pragmatischen und nutzbringenden Artikeln in Rudolstadt/Thüringen weiterentwickelte, versuchen wir auf dem Laufenden zu bleiben, was ihre Produkte angeht. So hatten wir uns vor Jahren mit der Faser, die durch Silberbeigabe bakteriell im Haushalt wirkt, angefreundet, deren Entwicklung auf dem Textilmarkt beobachtet und den noch sinnvolleren Zusatz mit Zink begrüßt, weil dieser Faser nun neben ihrer Eigenschaft als antibakteriell auch besonders hautfreundlich ist und also vielfach verwendbar.

Smartfiber hat immer was Neues und diesmal etwas, was für die Firma gut ist, uns aber doch ein wenig wehmütig stimmt: Die Lenzing AG aus Oberösterreich, Weltmarktführer bei industriell hergestellten Cellulosefasern, und bisher schon mit smartfiber verbunden, wird künftig alle deren Fasern produzieren. Dazu wurde die Pilotanlage der smartfiber von Rudolstadt nach Lenzing verlegt, was einfach die Rentabilität steigert und einen Produktionsumfang möglich macht, der für den Export vor allem in die USA, aber auch Europa nötig ist. Wir bleiben am Ball.

   

 

Fotos: Rolf Maass  


Auch backhausen – ist das nicht längst altmodisch geworden, die Kleinschreibung von Eigennamen, das machen doch nicht mal die Amerikaner – verbindet die Neueinführung von DIOLEN®SAFE Garnen mit der neuen Stoffkollektion JAZZ.  Inhaber Reinhard Backhausen sagt dazu: „Die überdurchschnittlich guten Produkteigenschaften dieser hochwertigen Garne in Verbindung mit dem einzigartigen Servicekonzept haben uns überzeugt. Die JAZZ- Kollektion tritt frisch und modern auf und richtet sich an den Fachhandel und Objekteure. Wir sind gespannt.“

Übrigens soll die Firma im Wiener Domizil ein Museum unterhalten, was wir anschauen werden. Denn nicht jedes Jahr kann das Belvedere eine Ausstellungen mit den Stoffen dieser Firma machen, wie letztes Jahr geschehen! Aber fast täglich kann man sich die Ausstattung durch backhausen anschauen in Schloß Schönbrunn in Wien oder Amalienborg in Kopenhagen, auch die Musikhallen in Tokio und der Musikverein in Wien wurden mit den Textilien dieser Firma ausgestattet, die ansonsten auch große Hotels schöner macht. Schließlich blickt backhausen auf eine ungewöhnliche Geschichte zurück: Koloman Moser, Josef Hoffmann und Otto Prutscher haben mit den Zeichnungen angefangen, die jetzt im Archiv den Grundstock bilden, für die weltweit größte Sammlung historischen Textildesigns.
Also doch erst einmal nach Wien.

42. Heimtextil vom 11. bis 14. Januar 2012
43. Heimtextil 2013: 9.-12.1.2013

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