Mitarbeiter klagen über hohen Druck. Interne Untersuchung zu Burnout-Risiko mit „alarmierenden“ Ergebnissen



Eric Fischling

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der gestiegene Arbeitsdruck in der Europäischen Zentralbank (EZB) geht zu Lasten der Gesundheit der Mitarbeiter. Zu diesem Ergebnis kommt die EZB-Gewerkschaft IPSO und warnt vor hohen Burnout-Risiken.



Da konnte man gestern einen ganzen Tag lang in hr-INFO verfolgen. Die Gewerkschaft beruft sich nach Informationen von hr-iNFO auf Ergebnisse eines Tests, zu dem die Mitarbeitervertretung der Zentralbank aufgerufen hatte. Man habe festgestellt, dass eine „alarmierend hohe Zahl von Mitarbeitern der EZB“ betroffen ist“, so Jörn Paulini, Vize-Präsident der EZB-Gewerkschaft IPSO in hr-iNFO.



Die Auswertung der Untersuchung habe ergeben, dass etwa zwei Drittel der Teilnehmer unter „starker Erschöpfung“ leiden. Das entspricht rund 700 Beschäftigten. Davon sei rund die Hälfte von einen Burnout-Syndrom akut bedroht oder betroffen. Nach Gewerkschaftsangaben hatten sich 40 Prozent der rund 2500 angeschriebenen Mitarbeiter an dem Test beteiligt. Das Burnout-Syndrom beschreibt einen Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung aufgrund überwiegend beruflicher Überlastung.



EZB-Vorstand nimmt Ergebnisse ernst


Für Betriebsratsmitglied Paulini sind die Gründe für das Ergebnis klar: Seit Jahren befänden sich die EZB-Mitarbeiter im „Krisenmodus“, mit ständig neuen Aufgaben und Herausforderungen, aber nicht genügend weiteren Mitarbeitern. Die EZB-Gewerkschaft IPSO fordert deshalb mehr Personal oder eine reduzierte Arbeitsbelastung. Auf Anfrage von hr-iNFO heißt es dazu aus der EZB, Präsident Draghi und das Direktorium würden die Untersuchung der Mitarbeitervertretung „sehr ernst“ nehmen, auch wenn die „Umfrage nicht repräsentativ “sei. Peter Rennpferdt, stellvertretender Generaldirektor Human Ressources EZB, sagt gegenüber hr-iNFO: „Die Untersuchung ist für uns sehr plausibel, weil wir zwei, drei sehr anstrengende Jahre hinter uns haben, in denen die Mitarbeiter viel geleistet haben.“ Im kommenden Jahr sei eine „umfassende Befragung aller Mitarbeiter“ geplant.



Das Thema psychische Belastung wird auch in anderen Banken aktuell diskutiert. hr-iNFO hat am Finanzplatz Frankfurt recherchiert und viele Bankangestellte getroffen, die mit den hohen Erwartungen und den Anforderungen ihres Arbeitsumfeldes nicht mehr zurecht kommen. Sie geben an, seelisch „ausgebrannt“ und körperlich tief erschöpft zu sein.


„Mainhattan Burnout – Hochdruck hinter Hochglanzfassaden“ – Das Thema gab es einen Tag lang in hr-iNFO am Dienstag, 9. Dezember, ab 6.00 Uhr.