LAND & GENUSS. Natur, Garten und Lebensart auf der Frankfurter Messe, 26. 2. - 1.3., Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Diese Messe will also Schaufenster für die hessische Land- und Genußkultur sein und eine Plattform für den Dialog zwischen Landwirten, Lebensmittelproduzenten und Verbrauchern bilden. Für den ersten Messetag kann man sagen, daß dies gelungen ist.

 

Bei 270 Ausstellern kann man nur einige herausstellen und da gegenüber der Eröffnungszeremonie auf der Landküchenbühne MGH GUTES AUS HESSEN einen Gemeinschaftsstand hat, hat uns das magisch angezogen. Das Magische bezieht sich erst einmal auf Emilia Romagna und Wielkopolska. Die Region in Italien ist hier gut bekannt, aber die polnische Region weniger. Beide sind Partnerregionen des Bundeslandes Hessen und stechen durch landwirtschaftliche Erzeugnisse hervor. Für die Emilia Romagna ist es die im Frankfurter Bahnhofsviertel beheimatete Incantina, die hier in erster Linie Wein, dann Käse, Wurst und Rotolo anbietet. Letzteres war uns neu und ist typisch für diese Region. Das sind Weizenfladen, die aussehen wie unsere Pfannkuchen oder die mexikanischen Tortillas. Sie bestehen aus Weizenmehl, Wasser, Salz, Fett und werden beidseitig gebacken und dann gerollt, nachdem man eine Füllung, hier Käse und Wurst darauf verteilt hatte. Sehr lecker, aber keine Zeit zum Essen, nur zum Entdecken.

 

Den Stand daneben betreut Tradycyjne Jadlo aus der polnischen Region rund um Posen. Da kann sich die ahle Wurscht – auch Worschd geschrieben - aus Nordhessen noch eine Scheibe abschneiden, so prächtig hängen sie hier die Würste von oben nach unten und zuhauf auch übereinander. Alles kulinarisches Erbe der Polen. Ob das alles in den vier Tagen verdrückt wird? Denn nach Hause zurücknehmen wird sie unser hessischer Regionenpartner nicht. Aber keine Bange, wir werden berichterstatten. Schließlich kann hier gekauft werden, ja soll gekauft werden, denn die vielen Happen, die man fast überall angeboten bekommt, müssen auch finanziert werden. Sie sind gewissermaßen Vorschuß auf das, was man von den Besuchern als Käufer erwartet.

 

Die wären auch schön dumm, diese Gelegenheit nicht zu nutzen. Am stärksten fällt erst einmal die Pfungstädter Brauerei ins Auge, aber Bier ist nicht so unser Ding, wir geben aber gerne weiter, daß diese ihre Braugerste nur aus Hessen bezieht, dies Bier also echt ein regionales ist (anderes gibt es auch). Daneben aber steht Kelterei Walther aus Bruchköbel und da geht es um das Stöffchen und wir nehmen uns vor, den Streuobstwiesen einen besonderen Artikel zu widmen, denn die haben es in sich und sind die Voraussetzung dafür, daß wir den Äppelwoi überhaupt bezahlen können, so unermeßlich müßte er in die Höhe schnellen, wenn es diese Streuobstwiesen nicht mehr gäbe, bzw. diese noch weniger als bisher auch genutzt würden. Dazu also demnächst mehr.

 

Wir sind um die Ecke im Hofgut Dagobertshausen gelandet. Ja, kein Scherz und sein Besitzer sagt uns sofort, daß auch seine Kinder den Ortsnamen für einen Scherz gehalten hatten, als sie herzogen und sofort die Ortsschilder fotografierten und in die Welt schickten. Das Hofgut liegt bei Marburg, 6 Kilometer genau entfernt, und besitzt eine restaurierte Scheune, in der man richtig feiern kann – immerhin bis zu 200 Personen – und die für alles mögliche gut ist und deshalb Eventscheune heißt. Das wäre nicht nötig gewesen, aber es leuchtet ein, daß sich das Neudeutsch bei Jüngeren vielleicht beliebt macht. Uns gefällt Kulturscheune besser. Aber das ist schon die nächste Scheune, die ebenfalls viel Platz hat, bis 95 Personen mit Kamin und Bibliothek. Die Bilder strahlen Gemütlichkeit aus.

 

Einen Schlafplatz gibt es auch. Ganz ohne Scheune. Ein Gästehaus im Landhaus-Stil hat acht liebevoll eingerichtete Herrenhauszimmer. Und dann gibt es mit dem Waldschlößchen auch noch einen richtigen Landgasthof,mit einem Restaurant....ja, sicher gibt’s dort alles, was auch hier am Stand steht: Erdbeeren, Himbeeren zur Konfitüre verarbeitet und in den Spargelzeiten den Marburger Spargel. Eine Spezialität des Hauses sind auch der Anbau 'vergessener' Gemüsesorten. Von den Kartoffeln spricht erst mal keiner und auch nicht vom großen Kräutergarten, aber der Blick in die schön gestaltete Broschüre mit der Dagobertseiche macht uns klar, daß das noch nicht alles war. Das gilt sowohl für die Eiche, um die wir uns irgendwann genauer kümmern werden, wie auch für die dortige Brauerei und die hofeigene Destille unter Verwendung hofeigener Früchte. Wir sehen den GUTS-GEIST Himbeere, auch Cox-Orange.

 

Zwar geht Probieren am Stand über Studieren im Heft, aber die Eröffnung fängt gerade an. Ja, eine Journalistin kann auch nicht so, wie sie gerne möchte. Hier am Gemeinschaftsstand von GUTES AUS HESSEN hätten wir gerne auch die anderen Aussteller besucht und vor allem die Zeit zum Probieren gehabt. Aber die Messe geht noch bis Sonntag. Fortsetzung folgt.