Veranstaltungsreihe: FREIES IM GESANG – 175 Jahre MUSIK im Zeichen der FREIHEIT in FrankfurtRheinMain, Teil 2

 

Anna von Stillmark

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Frankfurter LIEDERKRANZ trat deshalb „bei dem von ihm veranstalteten Sängerfest 1838 mitt der Parole an: 'Ob er Christ sei, Jude, Heide;/ Aus der Nähe, aus der Weite; /Volksmann oder Royalist/wenn er nur ein Sänger ist!“

 

Das lesen wir bei Thea Dorn und Richard Wagner DIE DEUTSCHE SEELE nach, die auch zum Antisemitismus der Burschenschaften schreiben im Gegensatz zur Bewegung der Gründung von Männerchören, die „einigermaßen frei von Antisemitismus“ waren. Felix Mendelssohn Bartholdy, dessen Vater ein erfolgreicher Bankier ist, konvertiert zum Protestantismus und wird im 19. Jahrhundert eine zentrale Integrationsfigur, wie überhaupt das Lied als Spezie viel mit dem Kirchengesang zu tun hat. Mit Luther geriet das Volkslied in die Kirche, während im Katholizismus nicht nur der Gregorianische Gesang eine Rolle spielte, sondern auch die Messe und das Kunstlied.

 

Noch Franz Schubert hatte seine ersten Messen nach 1800 für ganz kleine Chöre komponiert, was er auf große Chöre ausweiten konnte, als die Sangesbewegung das Volk ergriff. Und wir sind davon so ergriffen, daß uns das Historische, dessen Kenntnis weithin brach liegt, wichtig zu vermitteln ist, worunter die Informationen über die Veranstaltungen aber nicht leiden sollen, die andererseits so vielfältig sind, daß man sich die von beiden Kulturorganisationen herausgegebene Broschüre besorgen sollte, bzw. im Internet nachlesen muß, damit Umfang, Ausmaß und Differenzierung von 175 JAHRE MUSIK IM ZEICHEN DER FREIHEIT unter dem Motto FREIES IM GESANG als Angebot auch überall ankommt.

 

Daß der Wald zur Freiheit dazugehört, schrieben wir schon. Wald und Singen. Daß es auch die Vögel tun, ist auch im Lied verewigt, denn man singt nicht nur wie ein Vogel und kommt wie einer geflogen, sondern man ist auch vogelfrei, was gut klingt, aber eine böse Wirkung hat. Aber die Freiheit, die der Mensch im 19. jahrhundert verlangt, der sich aus den jahrhunterealten fesseln von Herrschaft und auch Kirche und gesellschaftlichen Zwängen befreien will, die ist dem Vogel immanent. Auf der Broschüre hat er weit seinen rotenfarbenen Schlund und Innenschnabel aufgesperrt, dieser DROSSELROHRSÄNGER, der mit schlichtem hell-bräunichem Gefieder den Titel bestimmt und die Lautstärke und Tonart schon mal vorgibt. Eine gute Idee der Gestalter, denn heute singen wir meist drinnen und hören den Gesang in geschlossenen Räumen, aber die Wandervogelbewegung heißt nicht umsonst so. Und natürlich fallen einem Lieder ein, wie AMSEL, DROSSEL, FINK und STAR und immer wieder als Ausdruck der Gesinnung DIE GEDANKEN SIND FREI, geradezu ein Kampflied für das innere Überleben in gesellschaftlichen, also ideologischen, aber auch wirklichen Fesseln.

 

Kommen wir von den vordergründig gesellschaftspolitischen Implikationen beim gemeinsamen Singen weg und wenden uns den musikalischen zu, dann erkennen wir, daß auch hier der Freiheitsbegriff eine Rolle spielt. Denn neben den traditionellen und wirklich herrlichen Chorwerken gibt es auch die Bewegung des freien Singens, die sich durch Atonalität und Improvisation auszeichnet und die in den Veranstaltungen genauso zum Tragen kommt. Es ist also die sprichwörtliche Differenzierung des programms, die staunen macht.

 

Am 4. und 5. Mai wird FRANKF UND FREI, ein Ensemble aus Frankfurt von 16 bis 17.30 Uhr einen musikalischen Stadtrundgang durch Franfkrut machen. Gleich um 18 Uhr geht es in der dreikönigskirche ZUR FREIHEIT BEFREIT mit Johann Sebastian Bachs Osteroratorium und Himmelfahrtsoratorium weiter. Erster Höhepunkt ist das RHEIN-MAIN-CHROTREFFEN 2013, das in Darmstadt am 19. Mai von 14 bis 20 Uhr stattfindet, wobei das Eröffnungskonzert im Staatstheater stattfindet, die anderen in verschiedenen Stätten und Kirchen, dann aber um 19.30 Uhr ein gemeinsames Abschlußsingen auf dem Georg Bücher Platz stattfindet. Erwartet werden 30 Chöre aus unserer Region.

 

Das Jubiläumskonzert zum 175jährigen Bestehen der Mozartstiftung zu Frankfurt am Main – die wurde übrigens 1838 mit dem übriggebliebenen Geld vom Sängerfest eingerichtet! - findet am 26. Mai im Sendesaal des Hessischen Rundfunks statt. Die vier letzten Konzerte sind die BÜCHNER-REVUE Lieder, Texte und Szenen zur Freiheit, Gleichheit und brüderlichkeit am 10. Juli in Heusenstamm; der Liedermacherabend im Turmhof am Weißen Turm in Wölfersheim am 20. Juli, das Galakonzert im Rahmen des internationalen Chorfestivals Heart of Europe in Niedergründau am 16. August und zum Abschluß das ERÖFFNUNGSKONZERT DES KULTURWOCHENHERBSTES des Landkreises Miltenberg in Sulzbach am Main am 29. September, womit Markt Sulzbach gemeint ist.

 

Man könnte sagen, daß diese erstaunliche FrankfurtRheinMain- Veranstaltungsreihe sich fortsetzt in der Auftaktveranstaltung der jährlichen Europa-Kulturtage.

16. 10. 2013, 20:00 Uhr

Latvija – der Staatschor der Republik Lettland & das Lettische Nationale Symphonieorchester als Eröffnungskonzert der EUROPA-KULTURTAGE 2013 der Europäischen Zentralbank (EZB).Lettland ist das Land der Sängerfeste. Seit 140 Jahren feiern die Letten alle fünf Jahre, so auch in diesem Jahr, das mittlerweile größte Sängerfest in Europa. Der Gesang, der sich unter jahrhundertelanger Fremdherrschaft ausbildete, ist grundlegend für die Identität der lettischen Nation. Der international gefeierte Staatschor der Republik Lettland und das Lettische Nationale Symphonieorchester eröffnen die EUROPA-KULTURTAGE, die 2013 Lettland, dem „singenden Land“, gewidmet sind. Auf dem Programm stehen vorwiegend lettische Komponisten, allen voran Pēteris Barisons (1904−1947) mit seiner Lettischen Rhapsodie für Klavier und Orchester.

 

Veranstalter:

Europäische Zentralbank und Bank of Latvia

 

Abbildung: Empfang der Sänger zum Mozart-Fest in Frankfurt a/M, den 28sten July 1838

 

www.krfm.de

www.kulturfonds-frm.de

www.freies-im-gesang.de

www.ecb-europa.eu/kulturtage