Bildschirmfoto 2023 08 27 um 08.51.17ANDREA PANCUR 

Redaktion tachles

München (Weltexpresso) - Sie war eine wichtige Stimme in der Welt des Klezmer: Andrea Pancur. Sie lebte in München und brachte jiddisches und deutsches Liedgut zusammen. Bekannt wurde vor allem ihr «Alpenklezmer-Projekt», eine Fusion von jiddischem und bairischem Liedgut, das sie gemeinsam mit ihrem Partner Ilya Shneyveys einspielte. Dabei zeigten die Musiker, wie die zwei Traditionen dieselben linguistischen und musikalischen Motive teilten und somit die Kulturen – trotz oder gerade wegen der Schoah – miteinander verbanden.
In dem Song «Rhaynlender» verband sie jüdische Polkatexte mit einer bairischen Volks-melodie. Mit diesem Projekt ge-wann sie 2014 den Hauptpreis des TFF Rudolfstadt Musikfestivals. Nun starb sie, gerade mal 54 Jahre alt, an einem Gehirnaneurisma. Die gesamte Klezmerwelt ist geschockt von dem überraschenden Tod der Künstlerin. Alan Berg, künstlerischer Leiter des «Jiddischen Sommer Weimar», meinte, dass die slowenischen Wurzeln Pancurs für ihr Interesse in «Transkulturalismus» und Klezmer auslösten: «Jiddische Kulture ist die transkulturelle Kultur Europas. Wenn man eine Tür der jiddischen Kultur betritt, sieht man Hunderte Türen, die sie mit allen Kulturen Europas verbinden.» Pancur selbst erzählte einmal, dass sie sehr von Chava Alberstein beeinflusst sei. Ihr Traum: dass Juden und Bayern gemeinsam «bis zu den Gipfeln der Alpen hochtanzen und die Alpen dann vom Sound des Klezmers erglühen».

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 25. August 2023