grimmmisch 2520Herbstkonzert des Grimmmischchores 

Hanswerner Kruse

Steinau a.d. Straße (Weltexpresso) - Mit einem fantastischen Konzert beschloss der Grimmmischchor den Steinauer Katharinenmarkt.

Herbstlich geworden ist die Natur. Fallende Blätter treiben im Wind. Wir spüren bereits die düstere, kalte Jahreszeit. Der Ukrainekrieg dauert an, Israel wurde von einer Terrororganisation überfallen. In diesen dunklen Zeiten vermittelte der Gesangsabend des Grimmmischchores am letzten Sonntag in der Katholischen Kirche neue Kraft und Zuversicht.

In der angenehmen Atmosphäre des sehr gut besuchten Gotteshauses wurde das Vokalensemble in zurückhaltendes, farbiges Licht getaucht und war oft nur schattenhaft zu erkennen. Doch trotz des Ortes und zahlreicher geistlicher Melodien handelte es sich nicht um ein religiöses Konzert. Die Aufführung begann mit dem Stück "Morgenrot" und endete mit dem "Abendlied". Symbolisch nahm uns der Chor mit auf eine Tagesreise.

Das Programm war in mehrere Blöcke mit diversen Songs unterteilt, in die jeweils ein Chormitglied einführte. In den ersten Gesängen ging es um die Frage nach neuen Wegen und die Zeit des Abschieds. Einmal sogar poetisch-humorvoll im Schlaflied einer Seehündin für ihren kleinen Heuler: „Ach mein kleiner Flipper, roll dich behaglich zusammen...“ Bald wurde es spiritueller: „Wo Güte ist und Liebe, da ist Gott“, hieß es oder „Alle Augen warten auf Dich“. Himmelsboten wurden besungen mit Felix Mendelssohn-Bartholdys „Denn er hat seinen Engel“. 

Zwischendurch sprach eine Sängerin über ihren persönlichen Zugang zum Repertoire, eine andere deklamierte zur Herbststimmung passende Gedichte von Rainer Maria Rilke und Mascha Kaléko: „...ein welkes Blatt treibt still im weiten Raum.“ Der dramatische Höhepunkt der eineinhalbstündigen Darbietung waren die überaus kräftigen Gesänge „Domine“ oder „Ehre und Preis“ - gleichsam Rufe in diese dunkel werdende Welt. Leonhard Cohens „Halleluja“ brachte das Publikum dann langsam wieder herunter und zum leisen Mitsingen.

Neben deutschen Liedern gab es viele lateinische und englische Stücke, deren Texte oft kaum zu „verstehen“ waren. Aber gerade musikalische Klänge können ja das Unsagbare (oder das akustisch nicht Verstehbare) ausdrücken und fühlbar machen Das gelang dem Chor hervorragend! Insgesamt war es ein abwechslungsreicher Abend, nicht nur aufgrund der vielfältigen Arrangements und der Vielstimmigkeit der Gesänge, sondern auch aufgrund der Bandbreite der Songs: von Johann Sebastian Bach über Gospels und klassische Kirchenmusik bis hin zu den Beach Boys.

Viele anspruchsvolle Stücke wurden mit herausragender Qualität vorgetragen. Die Umsetzung sämtlicher Melodien erfolgte durch den puren Gesang, ohne die elektronische Bearbeitung der Stimmen, die in den letzten Konzerten mit neu arrangierter Popmusik verwendet wurde. Man konnte die Freude des Ensembles mitempfinden, wieder (viel) reine Chorliteratur zu singen. Mit energischem körperlichem Einsatz und Blickkontakt zu jedem Einzelnen dirigierte Peter Grimm die über 50 Sänger und Sängerinnen präzise und dennoch humorvoll. 

Nach langem Beifall und Ovationen im Stehen durfte sich das Publikum ein Stück als Zugabe wünschen, es wurde "Halleluja". Obwohl es ein verrätseltes, poetisches Lied ist, das keine eindeutige Botschaft trägt, war die Darbietung ein unbeabsichtigtes politisches Statement. Denn der in Kanada geborene jüdische Sänger Leonard Cohen hat stets seine Verbundenheit zu Israel gezeigt und gab 1973 während des Jom-Kippur-Krieges Konzerte für die Armee des Landes. Halleluja!

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Service:
Wer das Konzert verpasst hat, kann den Chor mit seinem Weihnachtskonzert am 1. Dezember in der Katharinenkirche erleben.





Fotos:
© Hanswerner Kruse