salome barbara aumueller 02 1HIGHLIGHTS IM SPIELPLAN DER OPER FRANKFURT IM JANUAR 2024

Roswitha Cousin

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Frankfurter Oper macht von sich reden. Im besten Sinne. Seit Jahren fährt Intendant Bernd Loebe die Auszeichnung als Beste Oper ein, dabei hat er mit starker Konkurrenz zu rechnen, denn die Opernhäuser sind heute fast alle sehr fortschrittlich. In Frankfurt kann Loebe allerdings mit einem Pfund wuchern, wozu man im Mittelalter sagte: Wie sind Zwerge auf den Schultern von Riesen, womit nur ausgedrückt werden sollte, daß man da oben einen weiteren Blick selbst als die Riesen hat, aber den Blick nur hat, weil eben auf den Schultern von Riesen stehend.. Für die Oper Frankfurt bedeutet das, daß Loebe aufbauen kann auf der Intendanz von Michael Gielen (1977-87) , der als Dirigent zusammen mit dem Chefdramatiker Klaus Zehelein tatsächlich die Oper revolutionierte hin zu einem Musiktheater, dramaturgische Mittel, ohne die heute keine Operninszenierung mehr auskommt. 




Sonntag, 28. Januar 2024, um 18 Uhr im Opernhaus
Premiere / Frankfurter Erstaufführung
DIE BANDITEN

Opéra bouffe in drei Akten von Jacques Offenbach
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische Leitung: Karsten Januschke; Inszenierung: Katharina Thoma
Mitwirkende: Gerard Schneider (Falsacappa), Yves Saelens (Pietro), Jonathan Abernethy (Carmagnola), Michael McCown (Domino), Jarrett Porter (Barbavano), Elizabeth Reiter (Fiorella), Kelsey Lauritano (Fragoletto), Kudaibergen Abildin (Pipo), Cláudia Ribas (Pipa / Die Marquise), Ekin Su Paker (Pipetta / Die Herzogin), Peter Marsh (Der Prinz von Mantua), Theo Lebow (Baron von Campotasso), Magnús Baldvinsson (Der Kapitän der Carabinieri), Peter Bronder (Antonio), Abraham Bretón (Graf von Gloria-Cassis), Juanita Lascarro (Die Prinzessin von Granada), Tianji Lin (Adolfo von Valladolid), Pilgoo Kang (Der Hofmeister) u.a.
Weitere Vorstellungen: 1., 10., 16., 18. (15.30 Uhr; mit kostenloser Betreuung von Kindern zwischen 3 und 9 Jahren), 22. Februar, 1., 10. (18 Uhr), 15. März 2024
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr.
Preise: € 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
 
Mit seiner figurenreichen, opulenten Operette im Räuber-Milieu, das sich seit der Romantik großer Beliebtheit erfreut, zeigt sich Jacques Offenbach (1819-1880), der Meister des satirisch-scharfen Witzes und der virtuosen Situationskomik, auf der absoluten Höhe seines Könnens. Innerhalb von nur drei Monaten komponierte er mit Die Banditen eine dreiaktige Opéra bouffe, für deren Text seine Librettisten Henri Meilhac und Ludovic Halévy verantwortlich zeichneten. Nun wird das 1869 am Pariser Théâtre des Variétés uraufgeführte Werk am 28. Januar 2024 erstmals in Frankfurt gezeigt.

Die Banditen um Räuberhauptmann Falsacappa sind unzufrieden mit der Beute ihrer jüngsten Raubzüge. Beim letzten Überfall auf den Bauern Fragoletto hat dieser sich in Falsacappas Tochter Fiorella verliebt und umgekehrt. Nun will er selbst Bandit werden und entführt einen Kabinettskurier. Den Papieren, die dieser bei sich trägt, ist zu entnehmen, dass die Prinzessin von Granada im Anmarsch ist. Sie soll den Prinzen von Mantua heiraten. Ihre Mitgift besteht zum großen Teil aus den Schulden, die die Mantuaner bei den Spaniern haben. Die restliche Summe – drei Millionen – sollen der Delegation aus Granada bei ihrem Eintreffen übergeben werden. Falsacappa fasst einen Plan…

Die musikalische Leitung dieser Frankfurter Erstaufführung liegt bei Karsten Januschke, welcher der Oper Frankfurt bis 2015 – zuletzt als Kapellmeister – verbunden war. Hier dirigierte er in der vergangenen Spielzeit die Wiederaufnahmeserien von Tschaikowskis Eugen Onegin und wiederholt Händels Tamerlano im Bockenheimer Depot. Zu seinen aktuellen Aufgaben zählt Hänsel und Gretel an der Staatsoper Stuttgart. Katharina Thoma erarbeitete in Frankfurt 2020/21 den Pergolesi-Doppelabend mit Stabat Mater und La serva padrona sowie 2019/20 Tristan und Isolde. Zuletzt entstanden unter ihrer Regie Die Frau ohne Schatten an der Oper Köln sowie Rusalka am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Mit Ausnahme von Yves Saelens (Pietro) sind alle übrigen Partien mit (ehemaligen) Mitgliedern des Ensembles und Opernstudios der Oper Frankfurt besetzt. Der belgische Tenor war an der Oper Frankfurt nach zahlreichen Auftritten u.a. wiederholt als Bajazet in Händels Tamerlano sowie zuvor mit seinem Debüt als Demodokos / Teiresias in Dallapiccolas Ulisse (Wiederentdeckung des Jahres 2022 bei den International Opera Awards) zu erleben. Sein österreichisch-australischer Fachkollege Gerard Schneider (Falsacappa) wird erneut als Narraboth (Salome) auftreten sowie als Léopold in Fromental Halévys La Juive debütieren. Die amerikanische Sopranistin Elizabeth Reiter (Fiorella) gab jüngst ihr Debüt als Amanda in Ligetis Le Grand Macabre. Kelsey Lauritano (Fragoletto) trat als Cherubino in der Neuproduktion von Le nozze di Figaro auf; darüber hinaus wird die japanisch-amerikanische Mezzosopranistin erneut als Emilia in Rossinis Otello zu erleben sein. Peter Marsh (Der Prinz von Mantua) begeisterte hier kürzlich als Piet vom Fass (Le Grand Macabre). 



Samstag, 6. Januar 2024, um 19.30 Uhr im Opernhaus
Zweite Wiederaufnahme
SALOME

Drama in einem Aufzug von Richard Strauss
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische Leitung: Leo Hussain; Inszenierung: Barrie Kosky
Mitwirkende: Ambur Braid (Salome), Nicholas Brownlee (Jochanaan), Matthias Wohlbrecht (Herodes), Claudia Mahnke / Katharina Magiera (Herodias), Michael Porter / Gerard Schneider (Narraboth), Bianca Andrew (Ein Page der Herodias), Theo Lebow, Andrew Bidlack, Magnus Dietrich, Andrew Kim, Alfred Reiter (Fünf Juden), Thomas Faulkner, Sakhiwe Mkosana (Zwei Nazarener), Erik van Heyningen, Seungwon Choi (Zwei Soldaten), Chiara Bäuml (Sklavin)

Weitere Vorstellungen: 12., 14. (18 Uhr), 19., 27. Januar, 3. Februar 2024 (anschließend dritte Frankfurt Opera Night – nur mit Sonderticket)
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr.
Preise: € 16 bis 132 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Salome von Richard Strauss (1864-1949) in der Sicht von Barrie Kosky war einer der großen Erfolge der Spielzeit 2019/20. Da traf es Publikum wie Mitarbeiter*innen doppelt hart, als aufgrund des ersten Lockdowns die vierte Vorstellung der Premierenserie am 13. März 2020 schon nicht mehr stattfinden durfte. Doch das konnte sich beim Lesen der hymnischen Kritiken nach der Premiere noch kaum jemand vorstellen: „Was für ein radikaler Ansatz! Was für ein genialer Wurf!“ (Das Opernglas) und „Barrie Kosky ist eine geradlinige, psychologisch tiefschürfende und abgrundtief schwarze Salome gelungen.“ (SWR 2 / Kultur aktuell). Die Opernwelt übertitelte ihre Rezension mit „Ein Coup – Selten wurde Richard Strauss’ Salome so packend auf den Punkt gebracht wie von (…) Barrie Kosky an der Oper Frankfurt“. Da wunderte es niemanden, dass wenig später in der Autor*innenumfrage dieses Magazins die Nominierungen für Kosky und seine Produktion in allen Kategorien so zahlreich waren, inklusive Ernennung von Katrin Lea Tag zur „Bühnenbildnerin der Jahres“.

Ein schwarzer Raum, lediglich durchschnitten von Scheinwerferkegeln. Eine bildliche Umsetzung des Mond-Motivs, das die Protagonist*innen in den Fokus stellt und damit ganz nah an das Publikum  heranrückt – das gilt vor allem für die Titelheldin: „Die Szene gehört Salome: In einem spektakulären, intensiven, total hingebungsvollen Rollendebüt ist die Kanadierin Ambur Braid zu erleben, mit einem
unermüdlichen, dominanten, in der Höhe gewaltigen, nach unten immens abschattierten Sopran und dem Gesicht einer so komödien- wie thrillertauglichen Collegestudentin“, war etwa in der Frankfurter
Rundschau zu lesen. Da wird es viele Zuschauer*innen erfreuen, dass die Sopranistin erneut mit von der Partie ist. Doch nun zu den Neubesetzungen: Die musikalische Leitung liegt bei Leo Hussain, der
hier zuletzt 2022/23 für Vorstellungen der Wiederaufnahmeserie von Humperdincks Hänsel und Gretel zu Gast war. An der Oper Frankfurt leitete er darüber hinaus bereits L’Heure espagnole / La vida breve
und Weinbergs Die Passagierin, Wiederaufnahmeserien von Tosca und Carmen sowie die Premierenserie von Cimarosas L’italiana in Londra. Jüngste Engagements führten den britischen Dirigenten für Verdis Don Carlo an die Staatsoper Hamburg. Der amerikanische Bassbariton Nicholas Brownlee war bereits in Vorstellungen der ersten Wiederaufnahme als Jochanaan zu erleben und zählt mit Amonasro (Aida) und Escamillo (Carmen) zwei bedeutende Rollendebüts zu seinen aktuellen Frankfurter Aufgaben. Ebenfalls mit der Produktion vertraut sind Claudia Mahnke und Katharina Magiera – letztere war in der Premierenserie als Page besetzt –, die nun im Wechsel als Herodias auftreten werden. Zu den Neubesetzungen gehört Matthias Wohlbrecht (Herodes), Kammersänger des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, der damit sein Debüt im Haus am Willy-Brandt-Platz gibt, sowie aus dem Ensemble u.a. Michael Porter (Narraboth) und Bianca Andrew (Ein Page der Herodias). Alle weiteren Partien sind mit wenigen Ausnahmen ebenfalls aus dem Ensemble und Opernstudio besetzt.

Zum Inhalt der Oper: König Herodes hält den Propheten Jochanaan gefangen, doch seine Stieftochter Prinzessin Salome, Tochter der Herodias, verlangt, diesen zu sehen. Der Prinzessin verfallen, gibt der Hauptmann Narraboth derem Verlangen trotz des ausdrücklichen Verbotes des Herrschers nach. Als Salome auf Jochanaan trifft, weist dieser sie zurück, woraufhin der von Eifersucht geplagte Narraboth Selbstmord begeht. Ihr lüsterner Stiefvater verlangt, dass die vom Propheten Verfluchte für die feiernde Gesellschaft tanzt. Sie lehnt zunächst ab, leistet der Aufforderung schließlich unter der Prämisse, jeden Wunsch erfüllt zu bekommen, mit dem „Tanz der sieben Schleier“ Folge und fordert im Gegenzug Jochanaans Kopf. Jegliche Umstimmungsversuche des entsetzten Tetrarchen bleiben erfolglos. Salome küsst den Mund des auf dem Silbertablett liegenden Hauptes und wird auf Herodes’ Befehl hin ebenfalls getötet.



Dienstag, 16. Januar 2024, um 19.30 Uhr im Opernhaus
Liederabend
CAMERON SHAHBAZI, Countertenor
MALCOLM MARTINEAU, Klavier

Lieder und Arien von Henry Purcell, André Mathieu, Franz Schubert, Francis Poulenc, Roberta Flack, Louis Armstrong, Georg Friedrich Händel, Homayoun Shajarian, Aref Arefkia, Googoosh, Hayedeh u.a.
Preise: € 16 bis 109 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf) Der persisch-kanadische Countertenor Cameron Shahbazi zählt zu den vielversprechendsten Vertretern seines Fachs. Aufgrund seines persönlichen, schönen Timbres wird er für Interpretationen sowohl im Barock als auch in Partien der zeitgenössischen Musik europaweit gefeiert, zuletzt u.a. in seiner Paraderolle des Tolomeo (Giulio Cesare) an der Nederlandse Opera sowie in der Uraufführung Picture a Day Like This beim Festival in Aix-en-Provence. Konzertprogramme führen ihn regelmäßig mit renommierten Klangkörpern wie dem Gürzenich Orchester oder dem Königlichen Philharmonieorchester Stockholm zusammen. An der Oper Frankfurt war Cameron Shahbazi nicht nur mit seinem vielbeachteten Debüt als Oberon in A Midsummer Night’s Dream zu erleben, sondern auch in dem von ihm initiierten Benefizkonzert Woman.Life.Freedom zugunsten der Menschenrechtsaktivist*innen im Iran. In seinem anstehenden Liederabend spannt er gemeinsam mit dem Pianisten Malcolm Martineau einen Bogen von der Vergangenheit ins Heute. Werke von Henry Purcell, Georg Friedrich Händel und Franz Schubert sind dabei ebenso zu erleben wie Songs von Louis Armstrong und iranischen Komponist*innen der Gegenwart. Als Special Guest ist die Aktivistin und Künstlerin Enissa Amani mit einem Wortbeitrag im Programm vertreten.

Foto:
©Barbara Aumüller

Info:
Karten für die genannten Veranstaltungen sind bei unseren bekannten Vorverkaufsstellen, online unter www.oper-frankfurt.de oder im telefonischen Vorverkauf 069 - 212 49 49 4 erhältlich.