Blizzard of Oz c B. Altherr 1Heavy Metal in der Englischen Kirche

Barbara Altherr

Bad Homburg  (Weltexpresso) – Manche Konzerte rauschen an einem vorbei, andere bleiben hängen wie ein warmes Echo. Der Auftritt von „Blizzard of Ozz“ am Samstagabend in der Englischen Kirche gehört definitiv zu letzterer Sorte. Als die ersten Besucher eintraten, mischten sich gespannte Vorfreude und bei manchen auch leises Staunen über den schönen und außergewöhnlichen Veranstaltungsort. In der Englischen Kirche entstand ein Gefühl von Intimität, das man auf herkömmlichen Rockbühnen selten findet.


Mit den ersten Akkorden riss die Band, die als eine von Europas besten Tribute Bands für Ozzy Osbourne und Black Sabbath gilt, ihr Publikum mit. Vor allem Sänger Mojo Solmen gab alles, er rannte wie wild über die Bühne und motivierte zum Mitklatschen. Sogar mit mehreren Kostümwechsel unterhielt er die Zuhörer. Die Band besteht aus Musikern aus England und Deutschland: neben Sänger Mojo Solmen spielten Gitarrist Thorsten Praest, Martin Jäger am Bass, Stephen Waldrum am Schlagzeug und Keyboarder Jerry Ufer.

Blizzard of Oz c B. Altherr 5Ein kurzer Blick auf Ozzy Osbourne und Black Sabbath

Dass ein Konzert wie dieses überhaupt möglich war, verdankt man einem Mann, der in der Musikgeschichte Spuren hinterlassen hat wie nur wenige: Ozzy Osbourne. Als Frontmann von Black Sabbath veränderte er Anfang der 1970er-Jahre das Gesicht des Rock. Mit düsteren Riffs, schweren Themen und einer Stimme, die gleichzeitig verletzlich und bedrohlich klang, legte die Band den Grundstein für das, was später als Heavy Metal die Welt erobern sollte. Black Sabbath schufen Klangwelten, die sich bewusst von der heiteren Popkultur absetzten – roh, dunkel, kompromisslos. O©zzy war das Gesicht dieses Aufbruchs, ein unperfekter Held, dessen exzentrische Bühnenpräsenz genauso faszinierte wie seine musikalische Vision. Als er später solo unterwegs war, schlug er einen melodischeren, aber nicht weniger kraftvollen Weg ein – und auch diese Ära griff „Blizzard of Ozz“ auf, um sie live wieder aufleben zu lassen.

Das Konzert war zwar nicht ausverkauft, aber die Stimmung in der Kirche war sehr gut. Als die Band nach rund zwei Stunden die Bühne verlassen wollte, baten einige Fans noch um gemeinsame Fotos mit den Musikern. Der Wunsch wurde ihnen erfüllt und so verließen die Zuhörer glücklich und zufrieden den stimmungsvollen Veranstaltungsort.

Geschichte und Gegenwart der Englischen Kirche

Die Englische Kirche blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Mit dem Aufstieg Bad Homburgs als Kurort im 19. Jahrhundert nahm auch der Zustrom britischer Gäste stark zu und so entstand der Wunsch nach einem eigenen anglikanischen Gotteshaus. Der damals regierende Landgraf stellte ein Grundstück aus dem Nachlass der englischstämmigen Landgräfin Elisabeth zur Verfügung. Der Bau erfolgte ab 1861 nach Plänen des englischen Architekten Ewan Christian unter der Leitung des Baumeisters Christian Holler. 1868 wurde das Gotteshaus – damals „Christ Church“ genannt – vom Lord-Bischof von London geweiht und es fanden dann regelmäßig Gottesdienste, Taufen und Trauungen für englische und amerikanische Kurgäste statt.

Doch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs endete die kirchliche Nutzung abrupt: 1914 wurde die Kirche profaniert und enteignet. Anschließend diente sie ab 1916 als städtisches Heimatmuseum und zwischen 1925 und 1946 stand das Gebäude leer. Seit 1946 nutzte die Stadt es für Konzerte, Theateraufführungen, Vorträge und Ausstellungen. Zwischen 1989 und 1990 wurde die Kirche grundlegend umgebaut: Ein modernes Foyer wurde vor dem alten Eingang errichtet und über einen gläsernen Gang mit dem historischen Bau verbunden. Heute ist die Englische Kirche ein vielseitiger kultureller Treffpunkt. Beim Konzert von „Blizzard of Ozz“ zeigte sich, dass sie auch prima für Heavy Metal geeignet ist.

Fotos:
©Barbara Altherr