Serie: Musikmesse und Prolight+Sound 2012  auf dem Frankfurter Messegelände (Teil 2/3)

 

Felicitas Schubert und Hans Weißhaar

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Einverstanden, das mit der LEA-Gala müssen wir erklären. Denn eigentlich ist dies nicht die zweite, sondern die siebte LEA-Gala, aber die zweite in Frankfurt am Vorabend der hiesigen Musikmesse. Von Hamburg abgekauft nach Frankfurt. Aber durchaus sinnvoll an diesem Platz im Umfeld der weltweit größten Musikmesse.

 

Und LEA bedeutet in unseren, in der U-Musikbranche noch schlimmeren Anglizismen als sonst: Live Entertainment Award. Das dazugehörige Komitee geht nach der „LEA Philosophie“ vor, dernach endlich einmal diejenigen Preise gewinnen, die Tag für Tag hinter den Kulissen dafür sorgen, daß auf der Bühne Hully Gully abgeht. Das sind sowohl die Manager wie auch sonstige Macher, auch Bühnenarbeiter und die, die den Kaffee kochen oder die Künstler sonstwie aufrechterhalten.

 

Das Ganze ist also ein Branchenpreis der Musikszene in Deutschland, wobei eine unabhängige Jury aus Musikjournalisten und Experten des „Live-Entertainments“, auch aufgetretene Künstler selbst,  ihr Augenmerk insbesondere auf junge Veranstalter, Manager und Agenten werfen will. Und es geht auch nicht um den pekuniären Erfolg, der mit dem LEA-Award belohnt werden soll, sondern um die Qualität der Veranstaltungen: „Im Zweifelsfall gilt der Grundsatz ’Klasse vor Kasse!“ Und besieht man sich, wer alles zum Erfolg einer Veranstaltung beitragen kann, weiß man, daß der LEA-Preise viele sind – 15 an der Zahl! - und sich ein solcher Preisabend lange hinziehen kann.

 

Die Frankfurter Festhalle – einen besseren Ort kann man sich einfach nicht wünschen – war festlich geschmückt, denn diese Gala ist von der Art, die sich herumsprechen soll als ein öffentliches Ereignis, wo man die Stars leibhaftig sieht und hört. Daß nun mit dem 30. Preisträger des Frankfurter Musikpreises – der früher im Römer am Vorabend der Musikmesse vergeben wurde – die Veranstaltung  John McLaughlin erleben durfte, hat dieser Gala  zusätzliches Esprit und den Hauch der weiten Welt gegeben. Ob es an seinem eleganten bürgerlichen Anzug mit Schlips lag, daß die Frankfurter Schaulustigen vor dem Roten Teppich ihn weniger erkannten als Contest-Star Lena Meyer-Landrut oder Stargeiger Dave Garrett?

 

Auf jeden Fall war seine Preisverleihung, der ein rhythmischer Auftritt in einer lila gefärbten Festhalle folgte – im Anzug mit Schlips! – der Höhepunkt des Abends, zu dem McLaughlin als Überraschung seine Dankesrede auf Deutsch vortrug – nicht ablas! Zuvor hatte Kulturdezernent Felix Semmelroth die Preisvergabe angekündigt, danach begründete sie der Verbandsvorsitzende Meinl für McLaughlin, der „sich immer durch Respekt und Offenheit gegenüber vielen anderen Richtungen, Ausdrucksformen und Kulturen ausgezeichnet hat, und nicht durch Genregrenzen und Dogmatismus“ und zwischendurch hielt sein kanadische Gitarrenhersteller Robert Godin die Laudatio. Dieser stellt seit 1982 seine Gitarren in Handarbeit her, auch die für Mc Laughlin.

 

Dieser hatte nicht nur schon am Vormittag in der Pressekonferenz ob seines angenehmen Auftretens gepunktet, er  verhielt sich auch auf der Gala liebenswürdig der Stadt gegenüber – „eine der größten Musikhauptstädte der Welt“ und sprach seine Dankesworte auf Deutsch: „Ich bin so sehr glücklich diesen Preis zu bekommen. Warum? Was ist Deutschland? Deutschland war immer Kulturland und das ist doppelter Stolz. Vielen Dank.“, was die Leute völlig überraschte, glauben sie doch, man könne sich nur noch auf Englisch ausdrücken.

 

Dann aber war Frankfurt dran, am Preissegen. Denn zum Club des Jahres wurde die BATSCHKAPP gewählt, diese ominöse und doch eigentlich ungastliche Stätte, im Stadtteil Eschersheim beheimatet, mehreren Generationen sehr gut bekannt, dessen Chef Ralf Scheffler nun das Preisgeld von zig Tausend Euros in die diesmal wirklich feststehende Umsiedelung in die Gwinnerstraße an der U 7und U4 - als Straße kein bißchen netter als die Eschersheimer, wo die U1,2,3 und 8 verkehren -  investieren will. Auch Marek Lieberberg gewann. Das hätte er schon im Vorjahr haben können, aber da war eine der Sensationen, daß er schon zuvor jeden Preis kategorisch abgelehnt hatte und sich an der LEA-Gala nicht beteiligt hatte.

 

Selbstkritisch nannte er nun seine Reaktion ‚überzogen‘ und freute sich über den „Tourneeveranstalter des Jahres“, nachdem er schon zuvor seines alten Freundes gedachte, der posthum den Preis für das Lebenswerk erhielt, der im Mai tödlich verunglückte Gründer von BBPromotion, Michael Brenner, auf den Lieberberg eine bewegende Rede hielt und den Saal wenigstens für eine Schweigeminute mittrauern ließ.

 

Begonnen hatte die Schau mit einem rockigen Auftritt, wie überhaupt die Ansprachen und Preisverleihungen immer wieder durch musikalische Einschübe belebt wurden. Moderator war Ingo Mommsen, der es nicht ganz einfach hat bei diesem Mix aus Geplantem und Spontanem, aus Ernst und Spaß. Entnehmen Sie bitte die weiteren Preisträger der Webseite.

 

www.lea2012.de