Jubiläum mit Deep Purple und Flugshow

Notker Blechner

Montreux (Weltexpresso) -  Passend zum 50. Jubiläum sind Deep Purple zum Festival von Montreux zurückgekehrt, um ihren Hit "Smoke on the Water" nochmals zu zelebrieren. Er erinnert an den Brand des Casinos von Montreux beim Konzert von Frank Zappa. Diesmal traten Deep Purple gemeinsam mit dem Sohn von Zappa auf. Es war nicht der einzige Höhepunkt des zweiwöchigen Jubiläumfestivals.

Der Auftakt fand diesmal stilvoll im Casino der mondänen Stadt am Genfer See statt. Charles Lloyd und Monty Alexander sorgten für einen Hauch Nostalgie. Saxophonist Lloyd gehört zu den Pionieren des Festivals. Er war schon beim allerersten Jazz-Festival 1967 im alten Casino aufgetreten. Der 78-Jährige zeigte, dass er nichts von seiner Spielfreude verlernt hat. Und auch der 72-jährige Monty Alexander glänzte auf dem Klavier wie früher. Vor 40 Jahren hatte der Piano-Künstler im Casino sein Album "Montreux Alexander" aufgenommen. "Dieser Abend ist voller Emotionen und Geschichten", schwärmte Festival-Chef Mathieu Jaton.

Emotionale Momente gab es reichlich auch an den darauffolgenden Tagen - einige Hundert Meter im Kongresszentrum, wo das Festival seit einigen Jahren stattfindet. Junge und alt-arrivierte Stars aus Pop, Elektro, Folk, Funk, Soul und Jazz heizten dem Publikum ordentlich ein. So unterstrich Jean-Michel Jarre seinen Ruf als Papst der Elektro-Musik. In Montreux verwandelte er die Stravinski-Halle in ein musikalisches Kunstwerk mit futuristischen Ton- und Lichteffekten.



Jarre bleibt der Elektro-Meister

Mit seinem Projekt Electronica beweist der inzwischen 67-jährige Franzose, dass ihm die Ideen nicht ausgehen und er immer wieder neue Facetten der elektronischen Musik findet. Für sein Album hat er mit 30 Protagonisten der internationalen Musikszene zusammengearbeitet, darunter Massive Attack, Tangerine Dream, Moby, John Carpenter und Lang Lang. Sogar mit Whistleblower Edward Snowden hat er einen Elektro-Track namens "Exit" aufgenommen. In Montreux stieß der Titel auf frenetischen Applaus.

Jarre hat die Musik mit seinen Synthesizer-Sounds revolutioniert. Seine 17 Alben haben sich über 80 Mal verkauft. In der Vergangenheit hat der Franzose gigantische Elektro-Shows zelebriert - auf dem Place de la Concorde in Paris, vor den Pyramiden von Gizeh und vor der Moskauer Universität. Dort versammelte er 3,5 Millionen Menschen auf dem größten Konzert aller Zeiten.


Simply Red verzaubert das Publikum

Zu den Pop-Höhepunkten des Festivals zählte das Konzert von Simply Red. Bei ihrem neuerlichen Comeback liess die englische Gruppe ihre legendären Hits wieder aufleben - von "Holding Back The Years", "Stars", "The Right Thing", "Fairground", "Money's Too Tight (To Mention)" bis zur Liebesschnulze "If You Don't Know Me By Now". Der 56-jährige rothaarige Frontmann Mike Hucknall zeigte sich sichtlich in Topform - und wirbelte wie eh und je auf der Bühne umher. Sein Hüftschwung ist geschmeidiger denn je. Die Zuschauer sangen begeistert mit.

Neben Simply Red und Jean-Michel Jarre traten andere bekannte Namen wie ZZ Top, van Morrison, Neil Young, Lana del Rey und Muse in Montreux auf. Im Jazz-Programm waren unter anderem Herbie Hancock, John McLaughlin, Al Jarreau, Quincy Jones und Santana präsent.



Deep Purple und Zappa-Sohn rocken gemeinsam

Etwas matt war der Auftritt von Deep Purple zum krönenden Abschluss des Festivals. Der 61-jährige Sänger Ian Gillan klingt nicht mehr ganz so kraftvoll wie früher. Dafür erhalten Bassist Roger Glover, Gitarrist Steve Morse und Schlagzeuger Ian Paice um so mehr Platz für einzelne Instrumental-Soli. Das kam gut an in Montreux. Mit ihren Klassikern wie "Highway Star", "Black Night" und "Hush" ließen es die Hard-Rock-Veteranen in der Stavinski-Halle bis nach Mitternacht krachen. Und zum Finale kam dann auch noch Zappa-Sohn Dweezil, um den Weltsong "Smoke on the Water" zu spielen.

Warum der Hit, den Montreux so bekannt gemacht hat, nicht draußen am Ufer des Genfer Sees gespielt wurde, blieb das Geheimnis der Festival-Macher. Stattdessen kreiste die Patrouille Suisse in einer 20-minütigen Flug-Show am Nachmittag des letzten Festivaltags über den See.



240.000 Besucher und ausgeglichenes Ergebnis

Festival-Chef Jaton zeigte sich hochzufrieden über die 50. Ausgabe des Festivals. Mit 95.000 verkauften Eintrittskarten und 240.000 Besuchern wurde die Bilanz des vergangenen Jahrs leicht übertroffen. Die Konzerte in der Stravinski-Halle und dem Montreux Jazz Lab waren zu 80 Prozent ausgelastet. Noch besser besucht waren die feinen Jazz-Konzerte im kleinen Montreux Jazz Club mit einem Auslastungsgrad von 92 Prozent. Unterm Strich erzielten die Festival-Macher erneut ein ausgeglichenes Ergebnis – bei einem Etat von 30 Millionen Franken. Im nächsten Jahr dürfte der Etat etwas sinken.

Foto: Deep Purple (c)
Internet:
Festival Montreux
http://www.montreuxjazzfestival.com/de