Reisereportage: Durch Slowenien auf dem Weg nach Portorož an der Adria, Teil 5/5

 

Helga Faber und Roman Herzig

 

München (Weltexpresso) – Schon sind wir also auf der Rückfahrt. Aber wir machen das immer so, daß wir nicht einfach heimfahren, sondern uns auf der Autobahnstrecke immer noch etwas Besonderes aussuchen. Diesmal die kleine alte Stadt PTUJ, von der wir nur wußten, daß sie die älteste Stadt Sloweniens ist, auch die älteste Stadt der Steiermark war und nun wissen, welch Kleinod sie ist: verwunschen und verwinkelt und verwebt.

 

Bleiben Sie mit dem Auto draußen und gönnen Sie sich den Weg zu Fuß über die Brücke hinein in die Stadt. Stimmt, man möchte gleich auf der Linken einkehren. Dort ist unterhalb der Brücke, direkt am Ufer der Drau ein Speiselokal für Drinnen und Draußen, wobei uns das Draußen an diesem herrlichen Sonnentag anzieht, wir aber erst einen ausgedehnten Stadtrundgang machen und erst dann das Restaurant Ribic besuchen werden, mit der Konsequenz, daß wir es nach den Riesenportionen, sehr wohlschmeckend dazu, und einem nicht enden wollenden Nachtisch nicht mehr verlassen wollen, denn jetzt ist der Kurztrip endgültig zu Ende und es kommt nur noch die Heimfahrt auf der Autobahn.

 

Kaum sind wir also einige Schritte am Zugang zum Restaurant vorbeigegangen, denken wir nicht mehr an Essen und Trinken. Der Zauber von Ptui überfällt einen sofort. Wenn wir einen Film drehen müßten, der historisch in alten Zeiten spielt, dann würden wir hier die Drehaufnahmen machen, denken wir vor uns hin und ziehen dann den Umkehrschluß: eigentlich sieht es hier aus wie im Kino, so schön, so pittoresk, so besonders, so alt, so vielseitige Architektur und eben auch so herrlich verlebt. Und da wissen wir im selben Moment, daß wir nicht im Kino sind. Da ist nämlich alles aufgehübscht und auf neu getrimmt: das Besondere an Ptuj aber ist, daß aus den Mauern und den Straßenzügen, den Bäumen und Sträuchern einem Geschichte entgegenweht, nicht blutige Kriegsgeschichte, obwohl es die auch gab, sondern das zufriedene Raunen, was man hier schon alles erlebt hat und daß so ein slowenisches Städtchen den alten Spruch „Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ genauso bejaht wie des Heraklits Annahme, daß alles fließe. Nicht nur die Drau, auch das Leben und die Geschichte.

 

Wir sind nicht zu Fastnacht in Ptuj. Da nämlich ist Ausnahmezustand und – so sagen die Bewohner – weder die Stadt noch ihre Bevölkerung wiederzuerkennen, schon deshalb nicht, weil man es hier mit dem Verkleiden ernst nimmt und keinen Auswärtigen mehr scheiden kann von denen aus Ptuj und – so sagen sie – auch nicht mehr Weiblein von Männlein, was dann vielleicht doch mehr mit dem heimischen Wein und der restlichen geistigen Aufnahmefähigkeit zu tun hat. Ob auch die Geburtenrate rund neun Monate später so ansteigt wie im Rheinland, wissen wir nicht, wir waren ja nicht dabei und halten jetzt den Mund und sagen vielleicht nur noch, daß die Faschingszüge angeführt, besser: getrieben werden von in Tierfelle gewandete Ungeheuer, denen eine Maske mit herabhängender Zunge zusätzliches Angstpotential verleiht, das sind die sogenannten KURENTI. Kuhglocken um die Taille gebunden, machen dazu schönen Krach und das Spektakel, das kulturgeschichtlich nichts anderes als Frühlingserwachen und die Vertreibung des Winters ist, muß so schön sein, daß die Einwohner nach jeder Fastnacht sich sofort an die neuen Kostümen für den nächsten KURENTI dranmachen. Das dauert halt das Jahr über.

 

Nach dem wunderbaren Rundgang durch das Städtchen sind wir nicht mehr so sicher, was Geschichte, was Legende oder was sogar reine Erfindung ist, denn nimmt man ernst, was man lesen kann und was einem Bewohner gerne erzählen, dann sind wir hier in dem Mikrokosmos gelandet, in dem sich die Geschichte der Welt spiegelt. Dabei sieht es doch so beschaulich aus! Und das Städtchen ist überschaubar und hat neben dem Drauufer auf allen Seiten sanfte Weinberge und ganz ganz hinten ahnt man die größeren Gebirgszüge. Wir wollen es genau wissen und erfahren, daß die archäologischen Befunde beweisen, daß dieser Ort schon vor 4 000 Jahren besiedelt war. Das war also weit vor den Griechen und kommt an ägyptische Verhältnisse heran, zumindest an deren Mittleres Reich.

 

Mehr weiß man seit der Römerzeit, als diese unter dem Namen Poetovia – unbedingt das Orpheus-Denkmal im Zentrum anschauen, eigentlich ein römischer Grabstein aus dem 2. Jahrhundert, mit einem Relief von Orpheus mit Lyra und Löwen - hier einen kaiserlichen Palast, einen Tempel und all die anderen Erzeugnisse römischer Zivilisation wie Thermen – die Therme Ptui gibt es noch heute! - und Theater errichteten. Belegt ist, daß 69. n.Chr. Vespasian von hier aus als neuer römischer Kaiser bestätigt wurde und die Dynastie der Flavier begründete, gut beleumundet, weil er als Gegenbild zum Vorgänger Nero galt und im Vierkaiserjahr die anderen drei ausgehebelt hatte. Schon wieder die Römer, denkt man sich, wenn man sich ihr Wirken an Donau und eben Drau anschaut, das ja im südöstlichen Raum weit hinunter bis Griechenland ging und dieses einschloß.

 

Tatsächlich dauerte es mehr als ein Jahrtausend – die Zeit der Awaren, der Kelten und Slawen lassen wir jetzt aus, denn der Hunneneinfall reduzierte die Bevölkerung von rund 40 000 empfindlich - , bis dann die Katholische Kirche die strategisch günstige Lage dieses Gebietes erkannte und die Salzburger Erzbischöfe hier Ankerpunkte errichteten, von denen aus die Gegend nicht nur christianisiert, sondern auch als Herrschaftsgebiet fungierte. Im Jahr 1500 fiel die Stadt dann an das Herzogtum Steiermark, wo es letzten Endes bis 1918 verblieb. Daß das Habsburger Reich hier zu Hause war, das erkennt man in der Altstadt an jeder Straßenecke. Aber noch mehr. Kein Wunder, daß diese gesamt Altstadt unter Denkmalschutz steht. Man müßte dazu sagen, als Beispiel für ein Handelsstädtchen, die sich an der Bernsteinstraße vom Baltischen Meer bis zur Adria erstreckten und ihr mittelalterliches Gesicht erhalten haben. Wie ein Haarschopf thront oben auf der Höhe das Schloß mit herrlichem dreigeschossigen Renaissance- Arkadenhof, unter dem und von ihm behütet die Pfarrkirche mit Turm und der Stadtturm unter den Bürgerwohnhäusern hervorragen.

 

Die Häuser beginnen im gotischen Stil und man sieht jede Menge Renaissance und das österreichische Barock. Warum die Entwicklung im 19. Jahrhundert stehen blieb, hat leicht einsehbare logistische Gründe. Vorher war das Pettau genannte Städtchen Teil der Route von Wien nach Triest. Der Bau der Eisenbahn zwischen beiden Städte umging aber nun Pettau und verlief über das benachbarte Maribor. Dieses stieg auf und Ptuj entvölkerte sich und wurde zum romantisch verklärten Städtchen von ehedem. An dieser Legende stricken wir gerne mit, weil man selten eine solche Einheit von Poesie und Steinen findet.

 

Ein Wort noch zur Geschichte. Wir haben wenig von Deutschen und von Slowenen gesprochen, von deutschsprachiger Oberschicht und slowenischen Bauern und Bediensteten. Vor dem 1. Weltkrieg war Pettau zu 86 Prozent deutschsprachig, aber in den umliegenden Dörfern überwog im gleichen Sinne das Slowenische. Hitler und die Nationalsozialisten hatten von 1941- 44 dies zurückzuschrauben versucht und eine Zwangsgermanisierung in Gang gesetzt. Heute wohnen auch in Ptuj fast ausschließlich Slowenen. Man findet aber noch viele, die des Deutschen mächtig sind und für sich steirische Wurzeln in Anspruch nehmen.

 

 

www.maribor2012.eu

www.maribor.si

www.slovenia.info

 

Info:

 

Wir bedanken uns beim slowenischen Tourismusbüro in Wien und der slowenischen LifeClass Hotelkette, hier insbesonder beim Grand Hotel Portorož für die angenehme Aufnahme und Unterstützung unserer journalistischen Arbeiten. Das renovierte Fünfsternehaus ist einmal ein Hotel, das alle Annehmlichkeiten modernen Wohnens bietet, sodann aber als Terme&Wellness LifeClass Portorož-Zentrum das umfangreichste Wasser- und medizinische Angebot in ganz Europa umfaßt, über das wir gesondert berichten wollen.

 

Das Hotel mit 185 Doppelzimmern an der Strandpromenade hat einen eigenen Hotelstrand an der Adria, zu dem man den Boulevard überquert. Im Hotel gibt es ein Schwimmbecken mit Thermomineralwasser, Kinderbecken, Whirlpools und einen Saunapark auf tausend Quadratmetern, den sich das Grand Hotel mit anderen Hotels der Kette LifeClass teilt.

 

Man kann gut mit dem Auto anreisen, weil man dann unterwegs viel sehen und dazu unterbrechen kann; man braucht von Graz etwas zweieinhalb Stunden, von Salzburg drei und von Wien fünf Stunden, von München viereinhalb und von Frankfurt hat es ein Kollege auf einer Strecke unter acht Stunden geschafft. Die andere dauerte aber zehn Stunden. Deshalb ist bei weiten Entfernungen auch der Flug nach Ljubljana oder Triest eine gute Option. Von der slowenischen Hauptstadt dauert es rund 75 Autominuten, vom italienischen Triest etwa eine Stunde ins Hotel.

 

Deutsch wird oft gesprochen, Englisch auch, Sie lernen zumindest schnell Guten Tag: dóber dan oder dóber vecer als Guten Abend, bitte und danke: prosim und hvala. Bei den Besichtigungen sprechen Sie auf einmal selbst schon von Cerkev= Kirche, Gora= Berg, Grad= Burg oder Schloß, Most= Brücke, Mesto= Stadt, Stolp= Turm, Trg= Platz oder Markt und Ulica= Straße.

 

LifeClass Hotels &Spa Portorož

Tel: 00386 5 692 90 01

Fax:00386 5 692 90 03

 

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www.lifeclass-portoroz.com

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