Die Süd-Ost-Asienreise, Teil 11

Hanswerner Kruse

Naturparks Khao Yai/Thailand(Weltexpresso) - „Oink? Oink?“, schauspielert Hannah ein Schwein, „Noook!“ gackert die Fleisch bratende Thaiköchin und flattert mit den Armen... Beide lachen und weitere Köchinnen und ihre Kundinnen lachen mit.


Das angebotene Fleisch ist also Huhn. Die Verständigung in Prachin Buri östlich von Bangkok ist ziemlich reduziert aber fröhlich. Die Einheimischen kommen gar nicht auf die Idee, den Farangs (weißen Fremden) vom Fell befreite Ratten oder getrocknete Fische zu verkaufen, man kann auch keine Motorroller mieten, eine Touristeninformation gibt es nicht. Nirgendwo gibt es englischsprachige Hinweise oder Mitteilungen.


Jedoch die Thais lachen uns alle an und freuen sich über oder mit uns.


Wir haben nicht so genau im „Lonely Planet“ nachgeschaut, als wir uns eine Unterkunft in der Nähe des ältesten thailändischen Naturparks Khao Yai gesucht haben. Fast alle Touristen besuchen den Park von Norden aus. In einem abgelegenen Stadtteil von Prachin Buri sind wir dagegen neun Kilometer vom südlichen Eingang entfernt gelandet und erleben ein Thailand, wie wahrscheinlich die ersten Hippies vor dreißig oder vierzig Jahren: Eine interessante und spannende Erfahrung!


Wir sind im Palm Garden Lodge mit neun kleinen Häusern untergebracht, dem einzigen Ressort weit und breit. Die alte hölzerne Einrichtung im Gelsenkirchener Barock verbreitet rustikalen Charme... Einer Großfamilie führt das Projekt, dessen verstorbener Gründer, Großvater „Winnie“, aus Bad Vilbel bei Frankfurt kam. Die überaus netten und engagierten Thaifrauen organisieren eine anstrengende aber großartige 12-Stunden-Tour für uns durch den Dschungel:
Anfang bestaunen und fotografieren wir noch jeden Affen am Straßenrand oder in den Bäumen beim Wandern. Doch als die Biester anfangen, uns beim Mittagessen („Fried Rice“) die Bananen vom Tisch zu klauen oder den Müll aus dem offenen Van stehlen, haben wir das Gefühl, das sind haarige Schauspieler, die für uns die Affen machen. Eine Affenmutter teilt mit ihrem Kind eine Tüte Chips... Stundenlang wandern wir durch den recht lichten und trockenen Urwald, der uns wie ein immergrüner Schwarzwald vorkommt. Während unsere Führerin das Gehölz nach Tieren absucht, sind Hannah und ich von den Naturstrukturen sehr angetan und fotografieren viel. Wie in Hutten - nach einigen Tagen Land Art Festival - fällt uns auf, wie artifiziell und kunstvoll viele Naturobjekte plötzlich wirken.


Der Tag endet mit einer Nachtfahrt durch den bereits geschlossenen und sehr kühlen Dschungel, wir stehen hinten im offenen Van, der langsam vor sich hintuckert, frieren fürchterlich und sehen im Licht einer Schwenk-Lampe vor allem thailändische Rehe, die auch hier „Bambis“ heißen, und eine ulkige Stinktier-Familie. Die Wanderung und die Fahrten haben ihren Eigenwert, es sind magische, ganz weltfremde Momente, in denen wir nicht wirklich Elefanten oder Tigern begegnen müssen: Die Exkursion ist schön - egal ob man was sieht oder nicht. Hannah merkt an, das sei ja im übrigen ein sehr tier- und umweltfreundlicher Tourismus: „Statt die Tiere abzuknallen, soll man sie entdecken. Man muss lernen es auszuhalten, sie auch mal nicht zu sehen. Die stehen nicht einfach so herum wie im Zoo...“


Einen Tag verbringen wir noch an einem nahe gelegenen See, dann fahren wir früher als geplant nach Bangkok zurück.

 

Fotos: (c) Hanswerner Kruse