senck arthur von weinberg um 1910Das Senckenberg Forschungsinstitut benennt Gebäude nach Ehrenpräsident und Naturforscherin und weiht ein neues Forschungsgebäude ein, Teil 2/3

Klaus Hagert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Einweihung des Gebäudes diente gleichzeitig dessen Umbenennung in „Arthur-von-Weinberg-Haus“. Damit würdigt die Forschungsgesellschaft einen berühmten Frankfurter Industriellen, Wissenschaftler und Mäzen, der sich um die Senckenberg Gesellschaft besonders verdient gemacht hat und dem die Nationalsozialisten in Stadt und Land besonders übel mitgespielt hatten. Dem Senckenberg Naturmuseum stiftete Arthur von Weinberg (1860-1943) unter anderem 1911 den zweiten Fund der bis heute extrem seltenen Edmontosaurus-Trockenmumien, die damals wie heute zu den Highlights der Dauerausstellung zählt. Seit 1930 war er Ehrenpräsident und zuvor verschiedene Male Direktor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Beruflich baute er die familieneigenen Cassella-Farbwerke zum weltweit größten Hersteller synthetischer Farbstoffe auf. Später war er Aufsichts- und Verwaltungsratsmitglied der IG Farben.

Man verwechselt ihn leicht mit seinem Bruder Carl von Weinberg -  ebenfalls nachdrücklich ein der Stadt Frankfurt verbundener Stifter, nach dem noch vor der Nazizeit in Frankfurt eine Schule und eine Straße benannt worden waren, die die Nazis umwidmeten, was 1945 wieder aufgehoben wurde - , der wie sein älterer Bruder Arthur in die Farbwerke Cassella in Fechenheim eingetreten war, die damals von ihrem Onkel Leo Gans geführt wurden. Gemeinsam machten die beiden Brüder die Firma Cassella um 1900 zum weltgrößten Hersteller synthetischer Farbstoffe. Beide Brüder waren 1880 zum Christentum konvertiert. Arthur von Weinberg war befreundet mit dem späteren Nobelpreisträger Paul Ehrlich, dessen Forschungen er unterstützte.

1909 richtete er die Arthur von Weinberg-Stiftung ein und stattete sie so großzügig aus, dass er daraus unter anderem dem Physikalischen Verein eine Professur für Physikalische Chemie finanzieren konnte. Auch die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, deren Direktor er lange Zeit war, wurde von ihm gefördert. Weinberg gehörte 1914 zu den Stiftern der Universität Frankfurt.

Das alles half ihm unter den Nationalsozialisten nichts. Es ist wenig bekannt, daß die Nazis in Frankfurt besonders wüteten. Sofort nach der Machtübernahme wurde er von der Frankfurter Nazimafia verfolgt, mußte seine Ehrenämter aufgeben und aus allen Gremien, insbesondere aus den  I.G. Farbenausscheiden, die ja dann mit den Nazis Geschäfte gemacht haben, grauenhafte Geschäfte, wie das Zyklon B, mit dem die Judenvergasung in großem Stil in den KZs betrieben wurden. Man fragt sich heute, warum beide Brüder Weinberg - die ganze Familie war noch vom Kaiser für ihren Einsatz für Deutschlande geadelt worden - nicht emigriert waren. Man fragt sich auch, warum die Nazis bei ihnen nicht eine gewissen Rücksicht nahmen, die es gegenüber einzelnen wichtigen jüdischen Industriellen durchaus gab. Im Gegenteil: In Vollzug der Arierparagraphen wurde er 1935 aus der Philisterliste seines Corps gestrichen.[6]

Die Stadt Frankfurt zwang ihn, im November 1938 sein berühmtes Haus Buchenrode in Frankfurt-Niederrad für ein geringes Entgelt an die Stadt zu verkaufen, wobei er infamerweise dann den Verkaufserlös aufgrund von verordneten Sühneleistung der Juden bei vorhandenem Vermögen vom 12. November 1938  an die städtische Finanzkasse abtreten mußte.  Sein Bruder hatte sich nach Italien retten können, Arthur von Weinberg wurde ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und starb dort 1943.

Das nun nach Weinberg benannte Gebäude in der Robert-Mayer-Straße wurde 1907 vom Physikalischen Verein errichtet, deren Vorsitzender zu dieser Zeit Arthur von Weinbergs Onkel Leo Gans war. Der Bau beherbergte nach Gründung der Goethe-Universität auch deren Physikalische Fakultät. Seit 2014 entstehen dort neue moderne Räumlichkeiten für das Senckenberg Forschungsinstitut. Dabei werden in unmittelbarer Nähe zum Naturmuseum unter anderem Labore und Unterbringungsmöglichkeiten für über 22 Millionen Sammlungsobjekte geschaffen – ganz im Sinne von Weinbergs außergewöhnlichem Einsatz für die Naturforschung und -vermittlung.

Fortsetzung folgt

Foto: Arthur von Weinberg um 1910 © Wikipedia.da