Bild FoFra 1.21 PestWer besiegt den Schwarzen Tod? Rechtshistoriker David von Mayenburg berichtet in „Forschung Frankfurt“ über den Streit um den richtigen Umgang mit der Pest in Mittelalter und früher Neuzeit

Susanne Sonntag

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Juristen spielten bei der Pestbekämpfung vom Spätmittelalter an eine wachsende Rolle: Während die Mediziner noch darüber stritten, ob die Körpersäfte schuld waren an der Ausbreitung der Seuche, organisierten juristisch gebildete Amtsträger eine beispiellose Strategie staatlicher Intervention. Diese war zwar erfolgreich, oft aber auch brutal, wie Rechtshistoriker Prof. David von Mayenburg im neuen „Forschung Frankfurt“ darlegt.

 Im Jahr 1606 brach in der Umgebung der kleinen Universitätsstadt Altdorf bei Nürnberg die Pest aus. Die Studenten ergriffen aus Angst vor Ansteckung die Flucht – zum Missfallen einiger Professoren. Insbesondere Vizekanzler Konrad Rittershausen, ein Jurist, widersetzte sich seinen Kollegen aus der Medizin und rief den akademischen Nachwuchs zur Rückkehr auf. „Der Fall Altdorf steht beispielhaft für das auch heute noch häufig schwierige Verhältnis medizinischer und juristischer Experten in Fragen der Seuchenbekämpfung“, schreibt Prof. David von Mayenburg in der neuesten Ausgabe von Forschung Frankfurt, die den Schwerpunkttitel „Pandemie: Was bleibt?“ trägt. Der Rechtshistoriker nahm den Fall zum Anlass für ein Projekt zur Frage, wie die juristischen Experten des Mittelalters und der frühen Neuzeit auf die Pest reagierten, wie sie mit anderen Experten interagierten und welche Bedeutung juristisches Expertenwissen für den Aufstieg des modernen Gesundheitsstaats hatte. In „Forschung Frankfurt“ entwirft er ein lebendiges Bild früherer Gesellschaften und deren Umgang mit Pandemien bis hin zu den strikten Methoden eines Girolamo Gastaldi im Rom des 17. Jahrhunderts. Parallelen zur heutigen Corona-Situation drängen sich auf, die ebenfalls nicht nur medizinische, sondern auch viele juristische Fragen aufwirft.

Weitere Beiträge in der neuesten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins der Goethe-Universität gehen zum Beispiel folgenden Fragen nach: Was wissen wir über die körperlichen Langzeitfolgen von COVID, insbesondere bei kardiologischen Beschwerden? Wie können wir unser Gesundheitssystem für künftige Pandemien besser aufstellen? Wie hat die Coronapandemie unser Zusammenleben geprägt? Was wird im Schulalltag übrigbleiben von Homeschooling und Distanzlernen? Und wie kann sich die Wirtschaft für weitere Krisen besser wappnen? Ein Blick in die Vergangenheit lehrt, wie im alten Athen Seuche und Exzess Hand in Hand gingen und dass in China schon einmal die erfolgreiche Pandemiebekämpfung den Status der Machthaber festigte – nämlich bei den mächtigen Kaisern der Qing-Dynastie.

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Alle Beiträge sind online verfügbar unter: www.forschung-frankfurt.de.