freepiNeuer Sonderforschungsbereich an der Goethe-Universität befasst sich mit der Negation in Sprache und Kognition – Sonderforschungsbereich zur Autophagie geht in die dritte Förderphase

Susanne Sonntag

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wie funktioniert die Verneinung in der Sprache? Und wie hängen die sprachlichen Strukturen hierfür mit der Wahrnehmung im Gehirn zusammen? Solchen Fragen widmet sich der Sonderforschungsbereich 1629 „Negation: Ein sprachliches und außersprachliches Phänomen“ (NegLaB) an der Goethe-Universität, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) heute für die Förderung bewilligt hat. Bereits in die dritte Förderphase geht ein SFB aus der Biochemie, der sich mit der selektiven Autophagie befasst, einem natürlichen Vorgang, mit dem Zellen fehlerhafte oder überflüssige Bestandteile gezielt entsorgen können. Beide Projekte werden zunächst für vier Jahre (weiter)gefördert. Insgesamt wurden vier SFB-Anträge hessischer Universitäten bewilligt, drei davon sind Fortsetzungen.

 Prof. Bernhard Brüne, Vizepräsident für Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt, gratuliert den beteiligten Forscherinnen und Forschern zum erfolgreichen Antrag: „Wer ein Großprojekt wie einen Sonderforschungsbereich auf die Beine stellt, muss kreative und tragbare Forschungsideen haben und gut vernetzt sein. Um Neues über Sprache und Denken herausfinden, nutzt der neue SFB 1629 nicht nur die Strukturen der Goethe-Universität und verbindet Philologien mit Philosophie und Didaktik, sondern kooperiert auch mit weiteren universitären Partnern in Göttingen und Tübingen. Und natürlich freue ich mich überaus, dass der SFB 1177 zur Autophagie erneut verlängert wurde. Er war in den vergangenen Jahren außerordentlich produktiv und verspricht auch künftig bedeutende Erkenntnisse, die die Medizin einen großen Schritt voranbringen können. Diesem Sonderforschungsbereich ist es zu verdanken, dass Frankfurt in den vergangenen acht Jahren zu einem bundesweit vernetzten Zentrum für Autophagieforschung geworden ist.“


Der SFB 1629 NegLaB

Negation, also das Verneinen einer Aussage, ist eine grundlegende Eigenschaft der menschlichen Sprache. Sie ist fest in der Grammatik der verschiedenen Sprachen verankert, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Die grammatikalische Negation wirkt sich auf verschiedene Bereiche der Grammatik, aber auch der Wahrnehmung (Kognition) aus. Sie ist ein komplexes System, was schon allein dadurch zum Ausdruck kommt, dass sie beim kindlichen Spracherwerb zwar früh zum Einsatz kommt, die korrekte Verwendung aber erst zu einem späteren Zeitpunkt erlernt wird. Auch bei Erwachsenen ist zu beobachten, dass negative Sätze schwieriger zu verstehen sind als positive, da zunächst der Inhalt des positiven Satzes verstanden sein muss, bevor dessen Verneinung vom Sinn her erfasst wird. Der SFB NegLaB soll nun klären, wie die Negation sprachübergreifend mit grammatischen und mit nicht-linguistischen kognitiven Vorgängen zusammenhängt. Daraus erwarten sich die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein besseres Verständnis davon, wie linguistische Kompetenz und generelle Kognition zusammenhängen. Einzelne Projekte befassen sich zum Beispiel mit dem sprachgeschichtlichen Hintergrund von Adjektiven wie unaufhörlich oder unglaublich, mit der Negation in afrikanischen Sprachen, mit den Einflüssen von Negation auf Verhalten, Gedächtnis und Einstellungen oder mit der Rolle nichtsprachlicher kognitiver Fähigkeiten für die Negationsverarbeitung von Kindern. Am SFB beteiligt sind auf Seiten der Goethe-Universität die Institute für England- und Amerikastudien, für Linguistik, für Philosophie, für Psycholinguistik und Didaktik der deutschen Sprache, für Romanische Sprachen und Literaturen sowie der Fachbereich für Informatik und Mathematik. Partner an der Universität Göttingen ist das Seminar für Englische Philologie, an der Universität Tübingen der Fachbereich Psychologie. Eine Besonderheit des Projekts ist das integrierte Graduiertenkolleg, das Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler für den akademischen und außerakademischen Arbeitsmarkt ausbilden soll. Sprecherin ist Prof. Dr. Cecilia Poletto. Der SFB NegLaB erhält eine Gesamtfördersumme von rund 9,3 Millionen Euro für drei Jahre und neun Monate. Hinzu kommt die 22-prozentige Gesamtpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten.



Der SFB 1177 zur selektiven Autophagie

Bereits seit 2016 gibt es den SFB zur selektiven Autophagie unter Federführung der Goethe-Universität, nun wird er zum zweiten Mal verlängert. Beteiligt sind neben der Goethe-Universität Frankfurt die Universitäten von Mainz, München, Tübingen, Heidelberg und Freiburg, das Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin in Berlin und das Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt. Die selektive Autophagie ist Teil der zellulären Müllabfuhr, mit deren Hilfe defekte oder potentiell schädliche Bestandteile abgebaut und entsorgt werden. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Erhaltung des zellulären Gleichgewichts und erfüllt wichtige Funktionen bei Alterungs- und Entwicklungsprozessen. Funktioniert dieses System nicht richtig, kann sich das Risiko für Krebs, neurodegenerative Erkrankungen und Infektionen erhöhen. Der Forschungsverbund untersucht die Autophagie auf molekularer und zellulärer Ebene, um künftig Fehlsteuerungen rechtzeitig entgegenwirken zu können. Der Erfolg des Konsortiums ist unter anderem auf den Einsatz hochmoderner Technologien zurückzuführen, die konsequent weiterentwickelt wurden. In der dritten Förderphase wird nun die Rolle der Autophagie bei neurodegenerativen Erkrankungen, in der Immunabwehr und bei Entzündungen weiter erforscht. Auch stehen Prozesse wie Membranumbau und der dynamische Umsatz von Zellorganellen im Fokus. Eine große Rolle spielt die Nachwuchsförderung, in der ersten Förderperiode war hierfür ein Graduiertenkolleg gegründet worden – damit das damals noch junge Feld der Autophagieforschung auch künftig gut bestellt werden kann. Sprecher des SFB 1177 ist Prof. Dr. Ivan Đikić. Die endgültige Höhe der Fördermittel steht bei diesem Projekt noch nicht fest.

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Quelle Universität Frankfurt