small p Auslnder in Bayern1Horst Seehofer im permanenten Wahlkampfmodus – auf Kosten ausgebombter und entheimateter Menschen

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - ‚Seehofer will Familiennachzug minimieren, Gesetzentwurf sieht sehr harte Auflagen für Flüchtlinge vor‘, lautete kürzlich eine Pressemeldung *). Vor fast zwei Jahren schrieben wir bereits mit einem feuilletonistischen Gegenentwurf gegen Horst Seehofer an.
Hiermit sei der Einspruch, kurz und knapp, nochmal wiedergegeben. Damals lautete die Analyse: „Zu Lasten der Geflüchteten kompensiert Seehofer eine Profilneurose, die dadurch entsteht, dass er einen sicheren Platz in den Annalen der Geschichte noch nicht erlangt hat: es zieht ihn in die Walhalla, die Ruhmeshalle bei Donaustauf“.

Seehofer fällt unter die Kategorie Erdogan-, Putin- und Orban-Verschnitt, er wiegt sich ununterbrochen im autokratisch-patriarchalischen Modus, der ihn, der mit stets herabgezogenem Mundwinkel gen Publikum grinst, seltsam fad erscheinen lässt. Es ist etwas sehr Persönliches, Hysterisches, das Seehofer treibt. Er beansprucht die Oberhoheit über die Seinen und hat hierzu den virtuellen Stammtisch permanent im angestrengten Oberstüberl vor dem inneren Auge präsent. Vor allem kann er nicht von der Macht lassen. Das ist die eigentliche Droge, die ihn um den Schlaf bringt.

Bayern – selbst ein klassisches Einwanderungsland

Was er verschweigt – es handelt sich hierbei um das ur-menschliche Symptom der Verdrängung -, ist die geschichtliche Tatsache, dass Bayern selbst ein klassisches Einwanderungsland ist, mit vielen Zuzugswellen, besonders aus dem Nahen Osten. In der Monitorsendung vom 18.02.1999 gab Klaus Bednarz hierzu eine auf Tatsachen beruhende Satire und Glosse dem erstaunten Publikum zum Besten. Dass auch die Veteranen des Imperium Romanum sich vor 2000 Jahren gern in bayrischen Landschaften niederließen, um hier ihren letzten Sold zu verleben, das war schon immer eine altbekannte und verständliche Story. Sie beruht auf Recherchen der wissenschaftlichen Heimatforschung.

Der Sprecher des satirischen Beitrags am Schluss der Klaus-Bednarz-Sendung führt ein:

“Bayern, ein Land voller Schönheit“ – es hält viel auf seine Originalität [sie wird in anschaulichen Bildern dokumentiert], aber diese ist aus vielen Ländern und Gegenden herstammend zusammengepuzzelt. Nach den einleitenden Worten zur Schönheit Bayerns wird Edmund Stoiber ins Bild gebracht und gezeigt, wie er sich mit einer unappetitlichen Ermahnung an Asyl Suchende, ganz verängstigt dreinschauende, sogenannte Ausländer wendet: „...also bitte geht nach Hause, es ist ein Schaden und eine Belastung für Bayern...“.

Der Sprecher hakt ein: „Historisch gesehen allerdings sind die Bayern selbst ein Volk von Ausländern, wie renommierte Heimatforscher jetzt herausgefunden haben“. Der Heimatforscher Dr. Josef Habisreuthinger: „Wenn man sich die historischen Quellen einmal anschaut, muss man feststellen, dass es den Bayer an sich gar nicht gibt. Weil, die Bayern sind ja schon vom Ursprung her ein Mischvolk aus aller Herrgottsländern“. Tatsächlich, Bayern ist „ein historischer Schmelztiegel“, „ein klassisches Einwanderungsland“.

Sprecher: „‘Provincia Transalpina‘, das heutige Bayern wurde zuerst besiedelt von keltischen Boiern und Illyrern aus Albanien. Mit den römischen Besatzungstruppen kamen dann vor allem Legionen aus Nordafrika und Vorderasien. Zusammen mit den durchziehenden Germanenstämmen der Osier, Vandalen und Ostgoten entstand ein multikulturelles Völkergemisch, das im 6. Jahrhundert erstmals als Bajuwaren bezeichnet wurde. Im berühmten mittelalterlichen Annolied - einem Dokument von unschätzbarem historischen Wert - werden besonders die armenischen Wurzeln der Bayern hervorgehoben“. Auszug: „Das bayerische Geschlecht war vormals gekommen aus dem hoch gelegenen Armenien“.

Habisreuthinger: “Schaun´s, die Schwaben oder Franken, das sind schon seit Urzeiten völlig homogene Germanenstämme. Bei uns Bayern ist das ganz anders.“ Besonders an den symbolträchtigen Dingen zeige sich der „fremdländische Einfluss“. Vieles, das Bayern so liebenswert macht, ist mit Eingewanderten nach Bayern gekommen. „Beispiel: die Zither, das wichtigste Instrument der bayrischen Stubenmusi [Theo Waigel wird an der Zither gezeigt]. Archäologische Funde aus Straubing um 15 v. Chr. belegen eindeutig, es waren syrische Einwanderer, die [...] die Cithar über die Alpen mit nach Bayern brachten“ [auf einem Mosaik zu erkennen].- „Auch die Brezn [F.-J Strauß mit Brezn und Moaß im Bild], unerlässlicher Bestandteil jeder zünftigen Brotzeit, ist in Wirklichkeit ein römisches Legionärsgebäck [ein Mosaik mit römischen Legionären belegt auch das]".

„Besonders stolz sind die Bayern auf ihre Braukunst. Doch auch das Bier stammt nicht aus Bayern, sondern es handelt sich um ein Rauschgetränk aus Altbabylonien, dem heutigen Irak“. Und weiter noch: „Sogar das Kruzifix, nicht nur für Innenminister Beckstein der Inbegriff bayrischen Glaubens, ist nichts anderes als die Darstellung einer Foltertechnik römischer Legionäre“. (zitiert aus Monitor vom 18.02.1999, mit Klaus Bednarz als Moderator).

Und übrigens ist auch das Fingerhakeln [wird auch kurz in einer Rückblende gezeigt] ein beliebter Sport römischer Legionäre während ihrer oft langweiligen Freizeit gewesen. Und selbstverständlich waren die römischen Legionen multikulturell zusammengesetzt. Das Imperium Romanum war erfolgreich, weil es sich geschickt an viele Stämme und Völker wenden konnte und sie zu integrieren verstand. Und dann noch: Es waren nordische Barbaren, die Rom überrannten, abbrannten und seine Hochkultur zerstörten, weil ihnen Rauben und Morden als angestammt männliches Hobby galt.

Eigentlich geht es Horst Seehofer gar nicht wirklich um das Wohl Bayerns. Die Geflüchteten erscheinen ihm nur als irgendwelche Leute, die unter seiner Würde sind. Er ist ein Vertreter des Soziodarwinismus. Der Soziodarwinismus prägt jene Abgespalteten des führenden Lagers, die die Einheit und Zusammengehörigkeit des Menschentums aufgekündigt haben.

*) FR 05.04.2018

Info:
Zur multikulturellen Herkunft der Bayern, Satire am Ende der Magazinsendung Monitor vom 18.02.1999, mit Klaus Bednarz als Moderator.