Jacques Ungar
Jerusalem (Weltexpresso) - Sichtlich gerührt nahm der russische Präsident Putin am Donnerstag im Jerusalemer Sacher Park vor dem offiziellen Beginn der Konferenz zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee an der Enthüllung des beeindruckenden Denkmals für die Helden der fast 900 Tage währenden Belagerung 1942 von Leningrad gegen die Nazis teil.
Mit seiner Bemerkung, beim Holocaust handle es sich um eine «gemeinsame Tragödie» sicherte Putin sich einen Platz in den Herzen der Anwesenden, in denen russische Veteranen und Einwanderer sowie Vertreter der israelischen Bevölkerung zahlenmässig in etwa gleichermassen vertreten waren. Israelischerseits stachen der Jerusalemer Bürgermeister Leon, Staatspräsident Rivlin und Premierminister Netanyahu hervor, die in ihren Ansprachen vor allem den heldenhaften Widerstand und beispielhaften Patriotismus der Bevölkerung von St. Petersburg hervorhoben.
Für Präsident Putin schloss sich mit dem Gedenken an die Belagerung von St. Petersburg ein ganz persönlicher Kreis, hatte in der Stadt doch auch sein Vater gekämpft, und dem kleinen Viktor verlor Putin in Leningrad einen älteren Bruder , der nur drei Jahre alt wurde, bevor er des Hungers starb, ohne dass Vladimir Putin ihn gekannt hätte.
Netanyahu machte in seinen Worten einen Hinweis auf die Gegenwart, als er die Notwendigkeit Israels und der ganzen freien Welt unterstrich, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und heute amtierenden grausamen Diktatoren und Organisationen die Stirne zu bieten. Im Gegensatz zu damals würden diese Kreise heute einem starken Israel mit einer fähigen Armee gegenüberstehen, versicherte Netanyahu. De Seitenhieb in Richtung auf Iran und dessen Alliierte war unüberhörbar. Die Leute von Leningrad hätten laut Netanyahu die «Welt eine Lektion über Standhaftigkeit und Tapferkeit» gelehrt. Kapitulation habe nie zur Diskussion gestanden.
Wörtlich meinte der israelische Premierminister: «Wir werden uns stets daran erinnern, dass die Soldaten der Roten Armee Jene waren, die die Tore des Konzentrationslagers Auschwitz öffneten». – Das 8,5 Meter hohe Denkmal an die 900 Tage der Leningrader Belagerung – eine schlanke Kupferstatue - befindet sich weit sichtbar im Sacher Park, unweit von Knesset und Oberstem Gerichtshof. Des Nachts leuchtet es und vermittelt den Eindruck einer brennenden Ewigen Flamme, die den Weg in eine helle Zukunft weist, dessen langer Schatten aber stets an eine dunkle Vergangenheit erinnert.
«Ein Abgrund und ein Gipfel»
Aus Premier Netanyahus Rede vor dem Welt-Holocaustforum
«Auschwitz und Jerusalem: Ein Abgrund und ein Gipfel. Auschwitz – Ausrottung. Jerusalem – Wiederbelebung. Auschwitz – Versklavung. Jerusalem – Freiheit, Auschwitz – Tod, Jerusalem – Leben. Vor 75 Jahren tauchte unser Volk vom grössten Tötungsfeld in der Geschichte der Menschheit wieder auf. Die Überlebenden vergessen nichts: Die Hilflosigkeit, das endlose Leiden, die Flammen und den Rauch, die Trauer und der Verlust. Doch sie erinnern sich auch. In tiefer Dankbarkeit, an den Tag der Befreiung, dem Eintritt der Roten Armee nach Auschwitz, dem immensen Opfer der Alliierten, Soldaten und Zivilisten gleichermassen. (...) Israel ist auf ewig dankbar für das immense Opfer, das die Alliierten gemacht haben, um die Nazis zu besiegen und unsere gemeinsame Zivilisation zu retten. Ohne dieses Opfer gäbe es heute keine Übelebenden.Wir erinnern uns aber auch daran, dass die Welt vor rund 80 Jahren, als das Jüdische Volk mit der Vernichtung konfrontiert war, uns weitgehend den Rücken zuwendete, und uns dem bittersten aller Schicksale überliess.(...)
Für das Jüdische Volk ist Auschwitz mehr als nur das tiefste Symbol des Schlechten. Es ist auch das ausgesprochenste Symbol der jüdischen Machtlosigkeit, die Kulminierung von dem, was geschehen kann, wenn unser Volk keine Stimme, kein Land und keinen Schild hat. Heute haben wir eine Stimme, ein Land und ein Schild. Heute wir unsere Stimme im Weissen Haus und im Kreml gehört, in den Hallen der Uno, und im amerikanischen Kongress, in London, Paris und Berlin, und in zahllosen Hauptstädten in aller Welt, vo denen viele von ihnen here durch Sie vertreten sind.
Heute haben wir ein Land – unser altes Heimland, das wir zu neuem Leben erweckt haben, in welches wir die Exilierten unseres Volkes einsammeln, und in dem wir einen fortgeschrittenen und mächtigen Staat gebaut haben.
Und heute haben wir ein Schild. Was für ein Schild! Immer wieder haben die Stärke unserer Waffen, der Mut unserer Soldaten und der Geist unseres Volkes die Oberhand behalten über Jene, die unsere Zerstörung anstrebten. Wir offerieren unsere Hand zum Frieden allen unseren Nachbarn, und eine wachsende Zahl von ihnen ergreifen sie, um mit Israel Brücken der Hoffnung und Versöhnung zu bauen. (....)
Der Jüdische Staat hat die Lektionen aus dem Holocaust gelernt. Hat die Welt die Lektionen aus dem Holocaust gelernt?
Es gibt einige Zeichen der Hoffnung. Heute werden die Gefahren des Rassismus, der hasserfüllten Ideologien und des Antisemitismus besser verstanden.(....)
Trotzdem mache ich mir Sorgen. Noch immer warten wir auf eine vereinte und entschiedene Haltung gegen das antisemitischste Regime auf dem Planeten, ein Regime, das offen die Entwicklung nuklearer Waffen anstrebt und die Vernichtung des einzigen Jüdischen Staates. Israel grüsst Präsident Trump und Vizepräsident Pence dafür, dass sie die Tyrannen von Teheran konfrontieren, die ihr eigenes Volk unterdrücken und den Frieden und die Sicherheit der ganzen Welt bedrohen. Sie bedrohen den Frieden und die Sicherheit eines jeden Einzelnen im Nahen Osten und darüber hinaus. Ich appelliere an alle Regierungen, sich der lebenswichtigen Aufgabe anzuschliessen, Iran zu konfrontieren.
Auf jeden Fall möchte ich erneut unserem Volk und allen unseren Freunden versichern, dass Israel tun wird, was immer es tun muss, um seinen Staat zu verteidigen, unser Volk zu verteidigen und die Jüdische Zukunft zu verteidigen. Als Premierminister von Israel verspreche ich, dass die Worte «Nie wieder» kein leeren Slogan sein werden sondern ein ewiger Aufruf zur Handlung. Mit diesem Aufruf werden wir unsere wunderbare Reise der Wiederbelebung unseres Volkes fortfahren, das aus dem Tal der trockenen Knochen aufgetaucht ist. (...)
Foto:
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 23. Januar 2020
Netanyahu machte in seinen Worten einen Hinweis auf die Gegenwart, als er die Notwendigkeit Israels und der ganzen freien Welt unterstrich, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und heute amtierenden grausamen Diktatoren und Organisationen die Stirne zu bieten. Im Gegensatz zu damals würden diese Kreise heute einem starken Israel mit einer fähigen Armee gegenüberstehen, versicherte Netanyahu. De Seitenhieb in Richtung auf Iran und dessen Alliierte war unüberhörbar. Die Leute von Leningrad hätten laut Netanyahu die «Welt eine Lektion über Standhaftigkeit und Tapferkeit» gelehrt. Kapitulation habe nie zur Diskussion gestanden.
Wörtlich meinte der israelische Premierminister: «Wir werden uns stets daran erinnern, dass die Soldaten der Roten Armee Jene waren, die die Tore des Konzentrationslagers Auschwitz öffneten». – Das 8,5 Meter hohe Denkmal an die 900 Tage der Leningrader Belagerung – eine schlanke Kupferstatue - befindet sich weit sichtbar im Sacher Park, unweit von Knesset und Oberstem Gerichtshof. Des Nachts leuchtet es und vermittelt den Eindruck einer brennenden Ewigen Flamme, die den Weg in eine helle Zukunft weist, dessen langer Schatten aber stets an eine dunkle Vergangenheit erinnert.
«Ein Abgrund und ein Gipfel»
Aus Premier Netanyahus Rede vor dem Welt-Holocaustforum
«Auschwitz und Jerusalem: Ein Abgrund und ein Gipfel. Auschwitz – Ausrottung. Jerusalem – Wiederbelebung. Auschwitz – Versklavung. Jerusalem – Freiheit, Auschwitz – Tod, Jerusalem – Leben. Vor 75 Jahren tauchte unser Volk vom grössten Tötungsfeld in der Geschichte der Menschheit wieder auf. Die Überlebenden vergessen nichts: Die Hilflosigkeit, das endlose Leiden, die Flammen und den Rauch, die Trauer und der Verlust. Doch sie erinnern sich auch. In tiefer Dankbarkeit, an den Tag der Befreiung, dem Eintritt der Roten Armee nach Auschwitz, dem immensen Opfer der Alliierten, Soldaten und Zivilisten gleichermassen. (...) Israel ist auf ewig dankbar für das immense Opfer, das die Alliierten gemacht haben, um die Nazis zu besiegen und unsere gemeinsame Zivilisation zu retten. Ohne dieses Opfer gäbe es heute keine Übelebenden.Wir erinnern uns aber auch daran, dass die Welt vor rund 80 Jahren, als das Jüdische Volk mit der Vernichtung konfrontiert war, uns weitgehend den Rücken zuwendete, und uns dem bittersten aller Schicksale überliess.(...)
Für das Jüdische Volk ist Auschwitz mehr als nur das tiefste Symbol des Schlechten. Es ist auch das ausgesprochenste Symbol der jüdischen Machtlosigkeit, die Kulminierung von dem, was geschehen kann, wenn unser Volk keine Stimme, kein Land und keinen Schild hat. Heute haben wir eine Stimme, ein Land und ein Schild. Heute wir unsere Stimme im Weissen Haus und im Kreml gehört, in den Hallen der Uno, und im amerikanischen Kongress, in London, Paris und Berlin, und in zahllosen Hauptstädten in aller Welt, vo denen viele von ihnen here durch Sie vertreten sind.
Heute haben wir ein Land – unser altes Heimland, das wir zu neuem Leben erweckt haben, in welches wir die Exilierten unseres Volkes einsammeln, und in dem wir einen fortgeschrittenen und mächtigen Staat gebaut haben.
Und heute haben wir ein Schild. Was für ein Schild! Immer wieder haben die Stärke unserer Waffen, der Mut unserer Soldaten und der Geist unseres Volkes die Oberhand behalten über Jene, die unsere Zerstörung anstrebten. Wir offerieren unsere Hand zum Frieden allen unseren Nachbarn, und eine wachsende Zahl von ihnen ergreifen sie, um mit Israel Brücken der Hoffnung und Versöhnung zu bauen. (....)
Der Jüdische Staat hat die Lektionen aus dem Holocaust gelernt. Hat die Welt die Lektionen aus dem Holocaust gelernt?
Es gibt einige Zeichen der Hoffnung. Heute werden die Gefahren des Rassismus, der hasserfüllten Ideologien und des Antisemitismus besser verstanden.(....)
Trotzdem mache ich mir Sorgen. Noch immer warten wir auf eine vereinte und entschiedene Haltung gegen das antisemitischste Regime auf dem Planeten, ein Regime, das offen die Entwicklung nuklearer Waffen anstrebt und die Vernichtung des einzigen Jüdischen Staates. Israel grüsst Präsident Trump und Vizepräsident Pence dafür, dass sie die Tyrannen von Teheran konfrontieren, die ihr eigenes Volk unterdrücken und den Frieden und die Sicherheit der ganzen Welt bedrohen. Sie bedrohen den Frieden und die Sicherheit eines jeden Einzelnen im Nahen Osten und darüber hinaus. Ich appelliere an alle Regierungen, sich der lebenswichtigen Aufgabe anzuschliessen, Iran zu konfrontieren.
Auf jeden Fall möchte ich erneut unserem Volk und allen unseren Freunden versichern, dass Israel tun wird, was immer es tun muss, um seinen Staat zu verteidigen, unser Volk zu verteidigen und die Jüdische Zukunft zu verteidigen. Als Premierminister von Israel verspreche ich, dass die Worte «Nie wieder» kein leeren Slogan sein werden sondern ein ewiger Aufruf zur Handlung. Mit diesem Aufruf werden wir unsere wunderbare Reise der Wiederbelebung unseres Volkes fortfahren, das aus dem Tal der trockenen Knochen aufgetaucht ist. (...)
Foto:
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 23. Januar 2020