Bildschirmfoto 2020 04 12 um 22.45.22LIVE TICKER zum CORONAVIRUS des jüdischen Wochenmagazins tachles von gestern

Redaktion tachles

Basel (Weltexpresso) - Der LiveTicker+++ berichtet laufend über Entwicklungen rund um das Coronavirus aus der jüdischen Schweiz und darüber hinaus.  

SONNTAG, 12. April 2020

21:00 Uhr
Dr. Fauci: «Leben hätten gerettet werden können»

Die «New York Times» bringt auf ihrer Frontseite heute Sonntag eine umfangreiche Untersuchung der Reaktion von Präsident Donald Trump auf Covid-19. Der Befund ist bereits der Titelzeile zu entnehmen: «Er hätte sehen können, was kommt: Hintergründe des Versagens von Trump bei dem Virus» (Link). Demnach hatten Experten und Offizielle im Weissen Haus bis Ende Januar wiederholt und nachdrücklich auf die katastrophalen Folgen von Covid-19 in den USA hingewiesen. Aber Trump hat dennoch sechs Wochen verstreichen lassen, bis er Mitte März endlich Notstands-Massnahmen eingeleitet hat. Bis heute jedoch fehlt eine umfassende und mit den Gliedstaaten koordinierte Bekämpfung der Pandemie ebenso, wie ein Plan für die «Rückkehr zur Normalität». Heute Sonntag hat Dr. Anthony Fauci als wichtigster Experte Trumps auf CNN erklärt, die zögerliche Reaktion der US-Regierung habe «Menschenleben gefordert» (Link). Dies sei nicht zu verneinen. Ein «Shutdown» der Gesellschaft wäre zeitiger notwendig gewesen, aber dagegen habe es grosse Widerstände gegeben. Dr. Fauci hat dies bereits Mitte Februar empfohlen.  Die Pandemie ist indes auch landesweit das beherrschende Thema der Politik geworden. Hier laufen bereits dramatische Kontroversen. So wurden in Florida klare Anzeichen dafür bekannt, dass der republikanische Gouverneur Ron DeSantis die Opferzahlen nach unten redigieren lässt, indem verstorbene «Sun Birds» nicht registriert werden – Senioren aus anderen Gliedstaaten wie New York also, die ihre Winter in Florida berbringen (Link). Stand Sonntagmittag Ortszeit hat Covid-19 im Gliedstaat New York 9400 Leben gefordert, davon rund 7000 in New York City (Link). Dabei bleiben mehrere Trends bestehen: 60 Prozent der Todesopfer sind männlich; Afroamerikaner und Latinos sind gegenüber Weissen und Asiaten deutlich über repräsentiert und die ganz überwiegende Mehrheit der Verstorbenen litt bereits an Bluthochdruck, Diabetes oder Herzbeschwerden. Insgesamt liegt die Zahl der Erkrankungen in den USA bei rund 550.000, davon 180.000 in New York State. Dort gehen die Einweisungen in Notaufnahmen jedoch seit Tagen zurück. Gleichzeitig hat Amerika mit 21.400 Todesopfern auch bei dieser Statistik die globale Führung übernommen (Link). Allerdings liegt die Nation bei den Opfern als Anteil der Gesamtpopulation deutlich hinter Italien, Spanien oder auch den Niederlanden (Link). AM

12.30 Uhr
Von Georgien nach Israel

Obwohl Israel wegen der Verbreitung des Covid-19-Virus unter einer nationalen Abriegelung lag, brachten sieben israelische Paare, wie die «Jerusalem Post» berichtete, am Samstag acht neugeborene Babies auf einem Sonderflug von Georgien nach Israel nach Hause. Das Besondere an diesen Neugeborenen war die Tatsache, dass sie alle in Georgien von Surrogatmüttern ausgetragen und zur Welt gebracht worden sind. Der Flug entsprang einer privaten Initiative von Giora Eiland, dem ehemaligen Vorsitzenden des nationalen Sicherheitsrates, mit der Unterstützung der israelischen Botschaft in Tbilisi, deren Personal die lokalen Behörden veranlasste, die 14 Israeli ins Land zu lassen, dort auf die Geburt ihrer Kinder zu warten und dann mit ihnen Georgien zu verlassen. Eiland war in die Sache nicht persönlich verwickelt, doch hörte er letzte Woche am Fernsehen von den Sorgen der werdenden Eltern. Innert zweier Tage konnten alle Probleme, nicht zuletzt finanzieller und diplomatischer Natur, gelöst werden. Wie die «Jerusalem Post» unterstrich, dankte Ran Gidor, der israelische Botschafter in Georgien, der dortigen Regierung für ihre Kooperation ungeachtet der Abriegelung. Dem Bericht zufolge erwarten weitere israelische Eltern die Geburt ihrer Kinder in den kommenden Wochen. Auch in diesen Fällen soll die israelische Botschaft logistische Hilfestellung leisten. TA


12.15 Uhr
Kairo: Tränengas bei Beerdigung

Die ägyptische Polizei feuerte Tränengas auf einer Beerdigung im Bestreben, eine Menge von Leuten zu zerstreuen, die sich in einem Dorf im Nil-Delta versammelt hatten, um lokalen Medien zu Folge die Beerdigung eines Arztes zu verhindern, der am Coronavirus gestorben war. Laut Mitteilung des Kairoer Innenministeriums seien 23 Personen verhaftet worden, und die Staatsanwaltschaft erklärte, der Sache auf den Grund gehen zu wollen. Bilder zeigten, wie Dorfbewohner eine Ambulanz mit der Leiche des Arztes an der Einfahrt in das Dorf hindern wollten, weil sie befürchteten, bei der Beerdigung würden Viren aus der Leiche freigesetzt werden. Die Demonstranten zerstreuten sich, als die Polizei begann, Kanister mit Tränengas in die Menge zu schiessen. – Ägypten registrierte am Samstag 145 neue Fälle von Coronavirus. Damit stieg die Gesamtzahl auf 1939, darunter 146 Tote. Die ägyptische Ärztegewerkschaft erklärte, 43 Ärzte hätten sich den Virus zugezogen, und drei seien an den Folgen gestorben. TA


9.35 Uhr
Bereits 103 Tote

Am Sonntagmorgen stieg die Zahl der israelischen Corona-Toten auf 103. Bis zu diesem Moment waren 10843 Kranke positiv diagnostiziert worden, 174 Patienten befinden sich in seriöser Lage, einschliesslich 133, die an ein Beatmungsgerät angeschlossen sind. Total 1388 Patienten konnten aus den Krankenhäusern als geheilt entlassen werden. Die Zahl der durchgeführten Tests betrug am Donnerstag 5521 und am Freitag 5980. Am Sonntag wurden bis Mittag bereits 9279 Untersuchungen durchgeführt. JU


9.30 Uhr
Jerusalem erhält «eingeschränkte Zonen»

Ab Sonntag Mittag werden bis vorerst Mittwoch einige grosse Quartiere Jerusalems zu «eingeschränkten Zonen» deklariert: Diese Quartiere enthalten eine vorwiegend ultra-orthodoxe (charedische) Bevölkerung, bei denen der Anteil an Corona-Kranken relativ viel höher ist als bei den allgemeinen Einwohnern. Der Protest von Bürgermeister Moshe Lion gegen die seiner Meinung nach diskriminierende Massnahme nützte zunächst nichts. Im Einzelnen handelt es sich um die folgenden Quartiere: Har Nof, Romema, Geula, Ramot, Neve Yaacov und Mea Shearim. Besonders Ramot ist ein Beispiel für die arbiträre Vorgangsweise der zuständigen Ministerkommission: Von den sechs Bezirken des Viertels sind nur deren zwei, höchstens drei dominierend charedisch. Eine interne Teilung wäre, wenn dies überhaupt nötig gewesen wäre, problemlos möglich gewesen. Das Wesen der «eingeschränkten Zonen» besteht darin, dass die Bewohner sehr wohl innerhalb ihrer Viertel die Bewegungsfreiheit behalten, etwa für Einkäufe in der Nähe ihrer Wohnung, für den Gang zur Apotheke oder aber um zu ihrem als lebensnotwendig erachteten Arbeitsplatz zu gelangen. Wollen die Leute aber in ein anderes Stadtviertel überwechseln, braucht es spezielle Bewilligung. Die einzige andere Stadt Israels, die zur «eingeschränkten Zone» deklariert worden ist, ist das ultra-religiöse Bne Berak, das pro Kopf der Einwohne mehr Coronavirus-Patienten hat als irgendeine andere Stadt des Landes. Jerusalem hat zwar mehr Krankheitsfälle, dafür aber fünfmal so viel Einwohne wie Bne Berak. Das Gesundheitsministerium zeigte aber auf, dass die Mehrheit der Jerusalemer Fälle sich auf spezifische, überbevölkerte Quartiere konzentriert. JU

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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 12. April 2020