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WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - In den meisten Bundesländern gilt seit heute eine Mundschutzpflicht im Einzelhandel und im Nahverkehr. Weil der Markt für Masken so gut wie leergefegt ist, werden auch Tücher, Schals und Stoffmasken als Behelfsmittel akzeptiert.

Auch in Kliniken werden Schutzmasken dringend benötigt. Für Entspannung könnte die gestrige Lieferung von 10 Millionen medizinischen Schutzmasken aus China gesorgt haben, die von Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Leipzig in Empfang genommen wurden. Auf dem Flughafen Leipzig/Halle entluden Soldaten der Bundeswehr 4.500 Kisten voller Masken und bereiteten sie für den Weitertransport nach ganz Deutschland vor. Sie sind Teil einer Bestellung von insgesamt 25 Millionen Masken, von denen die dritte Lieferung am Mittwoch erwartet wird. „Alle, die heute hier beigetragen haben, sind Teil eines großen Ganzen, das die Corona-Krise für die Bevölkerung erträglich macht“, lobte Kramp-Karrenbauer die Aktion.

Wenn Sie wissen wollen, wie sich die Mundschutzpflicht in Ihrem Bundesland gestaltet, werfen Sie doch einen Blick in unsere Übersicht.  


Die Lage in Deutschland

In Bayern dürfen die meisten Geschäfte seit diesem Montag nach fünfwöchiger Pause wieder öffnen – natürlich ebenfalls mit Abstands- und Mundschutzpflicht. Auch für einige Schüler aus Abschlussklassen hat der Unterricht wieder begonnen. Und der anfangs eher zurückhaltende Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat nun sogar weitere Lockerungen in Aussicht gestellt, etwa für Schulen, Kindergärten, Pflegeheime, Handel und Gastronomie. Söder nannte zwar noch keinen konkreten Zeitpunkt, kündigte aber Konzepte bis zur kommenden Woche an. Söder reagierte außerdem auf die wachsende Kritik von Bildungsexperten und -verbänden an bundesweit fehlenden Perspektiven für Familien. „Eigentlich sollte das Ziel sein, dass vor Pfingsten jeder Schüler zumindest einmal wieder in der Schule war“, erklärte Söder. Es sei nun an der Zeit, bei den Schulen die vielen, klugen Konzepte, die in der Diskussion seien, zu verzahnen, etwa für einen zeitversetzten Unterricht oder die Reduktion auf die Kernfächer. Auch bei Kitas gebe es Handlungsbedarf.

Für den Handel kündigte Söder nach einer Entscheidung der obersten bayerischen Verwaltungsrichter Korrekturen an. Der bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte das Verkaufsverbot für große Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern für verfassungswidrig erklärt. Die Richter monierten einen Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz, weil kleinere Läden und große Läden anderer Branchen öffnen dürfen.

Am Beispiel Bayerns wird erneut deutlich, wie unterschiedlich sich die Lockerungen in den Bundesländern gestalten. Die Bundesregierung scheint diesem Vorgehen offen gegenüberzustehen: Regierungssprecher Steffen Seibert verwies heute darauf, dass sich das Virus in Deutschland „nicht gleichmäßig ausbreitet“. Dies könne bedeuten, „dass Beschränkungen in bestimmten Regionen aufrecht erhalten oder die zwischenzeitlichen Lockerungen wieder verschärft werden müssen“.

Über das weitere Vorgehen berät Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder am Donnerstag. Seibert dämpfte aber bereits die Erwartungen. Eine Bund-Länder-Entscheidung über die Fortsetzung der Beschränkungen werde es erst bei der folgenden Schaltkonferenz am 6. Mai geben, sagte Seibert. Erst dann sei eine Abschätzung möglich, in wie weit sich die in der vergangenen Woche in Kraft getretenen ersten Lockerungen auf die Infektionszahlen auswirkten.

Die Lage in Europa

Auch die britische Regierung dämpfte mögliche Erwartungen an umfassende Lockerungen der coronabedingten Auflagen. Dort hat Premierminister Boris Johnson nach seiner überstandenen Covid-19-Erkrankung nun wieder die Regierungsgeschäfte übernommen. Vor seinem Amtssitz in der Londoner Downing Street bedankte er sich bei den Briten, dass sie sich an die Auflagen zur Eindämmung des Virus hielten und appellierte an seine Mitbürger, „Ihre Ungeduld im Zaum zu halten“. Das Land nähere sich zwar dem Ende der ersten Phase im Kampf gegen das Coronavirus und wie andere Briten warte auch er ungeduldig darauf, zur Normalität zurückzukehren. Aber: „Wir können einfach nicht sagen, wie schnell oder langsam oder sogar wann Veränderungen gemacht werden.“ Johnson deutete jedoch die Möglichkeit einer stufenweisen Lockerung an. Nach und nach sollten die Behörden die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beschränkungen aufheben „und Schritt um Schritt die Motoren dieser breiten Wirtschaft anheizen“.

Einen konkreteren Exitplan hat der italienische Regierungschef Giuseppe Conte vorgestellt. In einer Fernsehansprache am Sonntagabend kündigte Conte eine schrittweise Lockerung der seit dem 9. März geltenden, strikten Ausgangssperre an. Die meisten Geschäfte und Unternehmen sollen im Laufe der kommenden drei Wochen wieder öffnen. Restaurants sollen ab dem 4. Mai einen Außer-Haus-Service anbieten können. Museen, Bibliotheken und andere Kultureinrichtungen dürfen bereits ab dem 18. Mai öffnen. Ab dem 4. Mai dürften Menschen außerdem wieder in Parks spazieren gehen und Verwandte besuchen – allerdings nur mit Masken und unter Einhaltung der Abstandsregeln. Dass dies keine Rückkehr zur Normalität bedeutet, machte Conte mit einer Warnung deutlich: „Wenn Du Italien liebst, halte Distanz zu Anderen.“ Um zu bestimmen, wie hoch die die Dunkelziffer an Infizierten in dem Land ist, sollen in Italien außerdem nun Antikörpertests bei zunächst 150.000 Menschen anlaufen.

Auch in Spanien startet heute eine groß angelegte Studie mit Antikörpertests. Teilnehmen sollen rund 90.000 Bewohner in 36.000 Haushalten. Alle Teilnehmer werden zwei verschiedenen Tests unterzogen, die insgesamt drei Mal im Abstand von drei Wochen durchgeführt werden. Die Studie findet landesweit und auf freiwilliger Basis statt. Die Gesundheitsbehörden hoffen, mit der Analyse auch Informationen über die Übertragung des Virus in Privathaushalten nach sechswöchiger Ausgehsperre zu erhalten.


Die Lage in der Welt

In Russland waren die offiziellen Infektionszahlen im Vergleich zu Westeuropa zunächst nur langsam angestiegen. Das hat sich in den vergangenen Wochen geändert. Mittlerweile verzeichnen die Behörden einen rasanten Zuwachs an Neuinfektionen. Inzwischen sind mehr Corona-Infektionen als in China erfasst. Mehr als 87.000 Menschen hätten sich mit dem Virus angesteckt, teilten die Behörden in Moskau mit. Die meisten davon gibt es in der Millionenmetropole Moskau, in der seit fast einem Monat strenge Ausgehbeschränkungen herrschen.

Im Nachbarland China sind indes nach monatelanger Isolation zehntausende Kinder und Jugendliche in den Metropolen Peking und Shanghai an ihre Schulen zurückgekehrt. In Shanghai öffneten heute die Klassenräume für die Abschlussklassen der Mittel- und Oberschule, während in Peking der Unterricht zunächst nur in den Abschlussklassen der Oberschulen losging. Für die zurückkehrenden Schüler gelten strenge Vorsichtsmaßnahmen: Polizisten beaufsichtigten die Schulen in Peking, Mitarbeiter desinfizierten fortlaufend die Schuleingänge. Nach Angaben des Bildungsministeriums wird bei den Schülern in der Hauptstadt täglich vor Unterrichtsbeginn Fieber gemessen. Zudem müssen sie vor Betreten des Schulgebäudes einen Gesundheits-Code auf einer speziellen Handy-App vorzeigen, der das Infektionsrisiko des Handynutzers berechnet.

Eine Handy-App zur Kontrolle der Infektionen wird nun auch in Australien erprobt. Seit Sonntagabend ist dort die App COVIDSafe verfügbar, die über Bluetooth Nutzer ausfindig macht, die sich 15 Minuten oder länger in einem Abstand von bis zu 1,5 Metern zu einem Coronavirus-Infizierten aufgehalten haben. Gleich am ersten Tag haben fast zwei Millionen Menschen die App zur Rückverfolgung der Kontakte von Coronavirus-Infizierten auf ihr Handy geladen. Gesundheitsminister Greg Hunt sagte, das Angebot werde „außergewöhnlich“ gut angenommen. Die australische Gesundheitsbehörde hofft darauf, dass am Ende gut die Hälfte der 25 Millionen Einwohner die App nutzen werden.


Die Lage an den Börsen

Der Dax ist mit deutlichen Gewinnen in die verkürzte Handelswoche gestartet. Der deutsche Leitindex schloss mit plus 3,13 Prozent auf 10.659,99 Punkten auf Tageshoch. Für den MDax, in dem sich überwiegend mittelgroße Werte befinden, ging es um 1,54 Prozent auf 22.584,22 Punkte hoch. Auch in Asien, europaweit und in den USA wurden Gewinne verzeichnet.


Und was Hoffnung macht ...

Positive Nachrichten kommen heute aus Neuseeland: Dort verkündete die Regierung von Premierministerin Jacinda Ardern einen entscheidenden Schritt im Kampf gegen das Virus: Es gebe keine weitverbreitete, unerkannte Übertragung des Virus mehr, sagte Ardern. „Wir haben diesen Kampf gewonnen.“ Nach knapp fünf Wochen an Einschränkungen auf der höchsten Stufe vier sollten diese nun auf Stufe drei herabgesetzt werden. Damit dürfen neben notwendigen Diensten auch einige Geschäfte, Restaurants mit Essen zum Mitnehmen und Schulen wieder öffnen.

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