Seine Büste steht jetzt im Foyer des Bundesjustizministeriums
Kurt Nelhiebel
Bremen (Weltexpresso) –.Fast auf den Tag genau 52 Jahre nach dem geheimnisumwitterten Tod des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer wurde am 30. Juni im Eingangsbereich des Bundesjustizministeriums in Berlin eine bronzene Büste Fritz Bauers enthüllt. Ende gut, alles gut für den am 16. Juli 1903 geborenen deutschen Sozialdemokraten?
Warum kommen wir erst jetzt auf das Ereignis zurück? Weil wir bis gestern nichts davon wussten. Bis auf die Jüdische Allgemeine vom 2. Juli hat offensichtlich keine andere Zeitung den Termin wahrgenommen. Oder hat die Pressestelle des Bundesjustizministeriums die Sache verschlafen.? So unprofessionell können ihre Mitarbeiter kaum gewesen sein, schließlich war die zuständige Ministerin Christina Lambrecht persönlich zugegen und es müssen auch ein paar Gäste da gewesen sein. An sie gerichtet erinnerte die Sozialdemokratin nämlich an die „furchtbaren Juristen“, die während der NS-Zeit Recht und Gerechtigkeit mit Füßen getreten hätten. Fritz Bauer habe zu den wenigen mutigen Ausnahmen gehört.
Seine Büste werde die Mitarbeiter des Ministeriums auf dem alltäglichen Weg zur Arbeit nun stets daran erinnern, sagte die Ministerin in Anlehnung an eine Äußerung Fritz Bauers, „Juristen zu sein, die dem Gesetz und dem Recht, der Menschlichkeit und dem Frieden nicht nur Lippendienst leisten“. Geschaffen wurde die Büste von Pavel Feinstein, einem in Berlin lebenden Künstler mit russisch-jüdischen Wurzeln, der sich nach seiner Schilderung anhand von Fotos ein Bild von Fritz Bauer gemacht habe. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, nannte das Ergebnis während der Einweihungsveranstaltung „einfach super“.
Das alles wissen wir nur, weil die Journalistin Maria Ugoljew in der Jüdischen Allgemeinen einen Bericht über das Geschehen veröffentlicht hat. Wo waren die anderen Medienvertreter? Lag es an den Corona-Beschränkungen, dass sonst niemand aus den Reihen der schreibenden Zunft von der Ehrung Notiz nahm? Oder gab es keine Einladungen? Weltexpresso hatte keine erhalten, aber die FAZ, DIE WELT, Die Süddeutsche, Die ZEIT? Hielten manche das Ganze für eine rein jüdische Angelegenheit? Und wo waren die Vertreter der Partei, für die Fritz Bauer während der Nazizeit ins KZ ging? Gibt es in der SPD immer noch Vorbehalte gegenüber dem unbequemen Mahner, der sich vom Sprecher des sozialdemokratischen Parteivorstandes die schlimmsten Vorhaltungen anhören musste, weil er vom andauernden Hass der Deutschen auf die Juden gesprochen hatte?
Der kürzlich aus dem Amt geschiedene Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Vosskuhle, hat Fritz Bauer als deutschen Patrioten bezeichnet, der an der deutschen Geschichte mitgeschrieben und sie zum Guten hin beeinflusst habe. Die Ehrung so eines Mannes hätte Chefsache sein müssen. Aber das lässt die Staatsräson wohl nicht zu. Den Mut, sich zu einem antifaschistischen Juristen zu bekennen, hat nicht jeder. Fritz Bauer ist nie einer staatlichen Ehrung für würdig befunden worden. Der Mitverfasser des Kommentars zu den Nazigesetzen über die Verfolgung und Ausrottung der Juden, Hans Globke, dagegen, wurde mit der höchsten Stufe des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in den Ruhestand entlassen.
Ende gut, alles gut? Wie sagte Fritz Bauer kurz nach Beginn des von ihm initiierten Auschwitzprozesses? „Nichts gehört der Vergangenheit an, alles ist noch Gegenwart und kann wieder Zukunft werden.“
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