Bildschirmfoto 2022 07 14 um 00.27.00In gleißender Hitze von über 30 Grad im nicht vorhandenen Schatten hieß die politische Spitze Israels am Mittwochnachmittag den amerikanischen Präsidenten Joe Biden willkommen

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Joe Biden verbarg seine Bewegung nicht, dass der Besuch von zwei Tagen, den er am Mittwoch startete, bereits sein zehnter Besuch im Jüdischen Staat war. Hätte ein gewöhnlicher Tourist in Liebe und Nostalgie von Menschen wie Yitzchak Rabin oder Golda Meir gesprochen, hätte man das mit Dank, aber nicht mit allzu tiefen Emotionen entgegengenommen. Als aber Biden diese Politiker erwähnte, wusste jeder  Zuhörer, dass hier ein echter Freund Israels am Mikrofon stand, dessen Wahlspruch davon, dass man kein Juden zu sein brauche, um ein guter Zionist zu sein, der Wert ist, durch die ganze kultivierte Welt zu dröhnen und wiederzukehren, auf dass auch Juden ihn sich zu Vorbild nehmen.

Natürlich konnte (und wollte) Präsident Biden trotz seiner Liebe zu Israel, vielleicht aber gerade, weil er den Staat, der fast gleich jung ist wie er selber, von Herzen liebt, und dem sein Schicksal so viel bedeutet, wie er als Präsident einer Weltmacht so offen und direkt wie er es gerne tun möchte, gar nicht sagen kann - natürlich konnte und wollte Biden auf den Sprung von der biblischen Geschichte zur rauhen Realität nicht verzichten. Worte wie die Zweistaatenlösung, die Kritik an den Iranern und deren problematische Rolle im Nahen Osten, über allem aber der Friede, nach dem sich alle Völker der Region und der Welt so dringend  sehnen, vergass Biden nicht und wird es auch in den kommenden Tagen nicht vergessen, ganz bestimmt nicht in Saudi-Arabien, dem er helfen will, die Schwelle von der geheimen Kooperation mit Israel zum vollen, offenen Frieden mit Israel zu überschreiten, zum Wohle der ganzen Bevölkerung wie Biden selber mehrfach betonte.

Dass er im Falle eines Misslingens seiner Friedensvision fest entschlossen ist, nicht von der Seite Israels zu weichen, deutete der US-Präsident mehrere Male an, indirekt aber unzweideutig. Die Worte «sei willkommen, unser Bruder Josef», mit denen Israels Staatspräsident Isaac Herzog den hohen Gast begrüsste, brachten mehr als viele Worte das  zum Ausdruck, was wohl die meisten Israeli und Juden auf aller Welt in ihrem Innersten denken: Dass Joe Biden mehr ist für Israel als nur ein Freund. Er ist ein Bruder, fast so etwas wie ein Blutverwandter, dem auf seiner Mission nach Riyadh nur das Beste zu wünschen ist, für die US-Bürger, für Israel und alle Juden, eigentlich für die ganze Welt, die Menschen wie Biden so dringend nötig hat, wie sie es vielleicht selber nur im Unterbewusstsein vermutet und fühlt.

Foto:
Joe Biden bei seiner Ankunft am Ben Gurion Flughafen mit Isaac Herzog und Yair Lapid
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 13. Juli 2022