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Macron ehrt den armenischen Dichter und Résistance-Kämpfer Missak Manouchian

Kurt Nelhiebel

Bremen (Weltexpresso) – Was für ein Leben! Als Vollwaise hat Missak Manouchian  in seinem Heimatland den Völkermord an den Armeniern überlebt, jetzt wurde ihm auf den Tag genau achtzig Jahre nach seiner Erschießung durch ein deutsches Hinrichtungskommando die höchste Ehre zu teil, die sein Gastland Frankreich zu vergeben hat, die Aufbahrung seiner sterblichen Überreste im Panthéon.

 

In einer vom französischen Staatspräsidenten Macron geleiteten feierlichen Zeremonie wurden die in französische Fahnen gehüllten Särge mit den sterblichen Überresten Manouchians und seiner Frau Mélinée, die ebenfalls im Widerstand war, in die Ruhmeshalle im Zentrum von Paris getragen. 23 seiner hingerichteten Kampfgenossen wurden durch eine Inschrift im Panthéon geehrt. Macron würdigte die Verstorbenen mit dem Satz: „Das dankbare Frankreich heißt Sie willkommen“.

 

Manuchian war 1925 als 19Jähriger nach Frankreich gekommen, das ihm, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt, mehrfach die Staatsbürgerschaft verweigerte. Seinen Lebensunterhalt bestritt er wie die meisten Einwanderer durch Arbeit in Pariser Fabriken. Er wurde Mitglied der kommunistischen Partei und trug sich als Gasthörer an der Sorbonne ein, wo er sich mit großer Leidenschaft der Kultur des Landes widmete. Er schrieb Gedichte und verschlang in den Bibliotheken der Hauptstadt nach einer Schilderung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Plato und Oscar Wilde, Puschkin und Romain Rolland.

 

Gleichzeitig scharte er politisch Gleichgesinnte um sich, die sich dem Widerstand gegen die deutsche Besatzung verschrieben hatten. Seiner Widerstandsgruppe, der Männer und Frauen aus nahezu allen europäischen Ländern angehörten, wurden etwa hundert Sabotageakte und sonstige Aktionen gegen die deutschen Besatzer zugeschrieben. 

 

1943 fielen Missak Manouchian und seine Résistance-Gruppe bei einer  Razzia der deutschen Gestapo in die Hände. Alle wurden in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Nur Mélinée Manuchian war es gelungen, zu entkommen. Sie überlebte den Krieg und starb 1989 in Frankreich. Ihre sterblichen Überreste wurden jetzt zusammen mit denen ihres Mannes im Panthéon aufgebahrt.

 

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