Ex-Verteidigungsminister Israels löst eine heftige Debatte aus
Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - Der ehemalige israelische Verteidigungsminister Moshe Yaalon hat am Wochenende sowohl in Israel als auch international einen politischen Sturm ausgelöst, nachdem er behauptet hatte, dass das israelische Militär, das er einst befehligte, derzeit eine ethnische Säuberung im nördlichen Gazastreifen durchführt.
Yaalon, ein ehemaliges Mitglied der regierenden Likud-Partei und ein Falke in Sicherheitsfragen, wurde von Mitgliedern der Netanjahu-Regierung für seine Äußerung angegriffen und beschuldigt, dem internationalen Ansehen Israels erheblichen Schaden zuzufügen. In einer Reihe von Interviews, die er am Sonntag den israelischen Medien gab, wiederholte er seine Äußerungen und betonte, dass er lediglich auf die Worte der rechtsextremen Minister in der Regierung gehört - und ihnen vertraut - habe. Diese Politiker, allen voran Finanzminister Bezalel Smotrich und der Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir, sprechen offen und stolz davon, die Bevölkerung des Gazastreifens um die Hälfte zu dezimieren und auf den Ruinen der zerstörten Städte und Dörfer Siedlungen zu errichten.
Israels Kritiker in aller Welt werden Ya'alons Worte feiern und sie benutzen, um zu argumentieren, dass der Krieg, den Israel seit dem Angriff vom 7. Oktober in Gaza führt, illegitim ist. Aber diese Leute und ihre böswilligen Argumente lenken vom wahren Problem ab: Diejenigen innerhalb der israelischen Regierung, die zwar gegen Ya'alons Behauptung protestieren, aber in der Praxis jeden Tag daran arbeiten, dass sie zur offiziellen Politik des Staates wird.
Israel hatte nach dem Massaker, das die Hamas am 7. Oktober an israelischen Zivilisten verübte, legitime Gründe, in den Krieg zu ziehen. Mehr als ein Jahr später hat Israel immer noch triftige Gründe, die Hamas zu bekämpfen - in erster Linie, um die Freilassung der 101 Geiseln zu erreichen, die von der Gruppe immer noch in den Tunneln von Gaza festgehalten werden.
Aber für Smotrich, Ben-Gvir und die anderen Extremisten in der Netanjahu-Regierung geht es in diesem Krieg nicht wirklich um die Geiseln und das schon lange nicht mehr. Sie lehnen jeden vernünftigen Vorschlag für ein Geiselabkommen ab und drängen darauf, den Krieg um jeden Preis zu verlängern - denn ihre Vorstellung davon, wie dieser Krieg enden sollte, ist nicht weit von den harten Worten Ya'alons entfernt. Sie wollen den Gazastreifen - oder zumindest Teile davon - von der palästinensischen Bevölkerung säubern, um dann das Land zu übernehmen und Siedlungen zu bauen.
Einav Zangauker, die Mutter eines israelischen Staatsbürgers, der am 7. Oktober von der Hamas aus seinem Haus im Kibbuz Nir Oz entführt wurde, sagte am Samstag, dass Netanjahu, Smotrich und Ben-Gvir „sich beeilen, Straßen zu pflastern und Siedlungen direkt über den Köpfen der Geiseln zu errichten.“ Ihre Aussage ist politisch nicht so brisant wie die von Ya'alon, aber sie sollte die Anhänger Israels in der ganzen Welt schockieren und jedem helfen zu verstehen, was in diesem kritischen Moment auf dem Spiel steht.
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Ex-Verteidigungsminister Mosche Jaloon
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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 1. Dezember 2024