Solidarität ist unsere Kraft
FIR
Berlin (Weltexpresso) - Antifaschistische Verbände haben bekanntlich keine eigenen Machtmittel zur Verwirklichung ihrer Ziele in den Händen. Staatlichen Stellen, Regierungen verfügen dagegen über Institutionen, Personal und Geldmittel, um ihre jeweiligen Vorhaben umsetzen zu lassen. Daher sind bei den meisten antifaschistischen Verbänden die Möglichkeiten deutlich begrenzt. Geldmittel werden durch Spenden aufgebracht. Ein Großteil der Arbeit wird ehrenamtlich erledigt – das ist auf nationaler und internationaler Ebene durchaus vergleichbar. Umso beeindruckender ist es, wie großartig oftmals die Unterstützung für Menschen in Not in der Zivilgesellschaft funktioniert und die antifaschistischen Verbände sind in der Regel ein integraler Bestandteil dieser Hilfsaktionen.
Wir erinnern daran, dass vor 10 Jahren zehntausende Menschen vor Kriegen, Gewalt und Elend in anderen Teilen der Welt nach Europa flohen. Für ein kurzes Zeitfenster öffneten sich Fluchtrouten über Griechenland, Italien und Ungarn, auf denen Menschen in die Europäische Union strömten und hier Asyl beantragten. Sie, die oftmals Opfer einer Politik waren, die von den europäischen Staaten in ihren jeweiligen Heimatländern mitzuverantworten war, flohen nach Europa, weil sie die Hoffnung hatten, hier Sicherheit und eine neue Existenz zu finden. Die Bilder der Massenankünfte auf den griechischen Inseln, auf dem italienischen Lampedusa und die Massen von Menschen, die am Budapester Bahnhof auf die Weiterreise nach Österreich und Deutschland oder die skandinavischen Länder warteten, sind sicherlich noch gut in Erinnerung. Und später die Camps an der französische Küste mit den Familien, die nach Großbritannien wollten, weil sie erleben mussten, dass sie in Frankreich selber mit Polizeigewalt vertrieben oder drangsaliert wurden. In Deutschland reagierte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem Satz „Wir schaffen das!“, während die Rechtskräfte mit rassistischer und fremdenfeindlicher Gewalt reagierten.
In dieser Situation kümmerten sich nur wenige staatliche Einrichtungen, die auf einen solchen Massenansturm von Flüchtlingen überhaupt nicht vorbereitet waren, um diese Menschen. Polizei und andere Ordnungskräfte versuchten mit z.T. brutaler Gewalt diese Menschen aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen. Dagegen waren es karitative Einrichtung, christliche Kirchen, Sozialverbände, aber auch antifaschistische Organisationen wie z.B. PEAEA in Griechenland, MEASZ in Ungarn oder ANPI in Italien, also die Zivilgesellschaft, die diesen Menschen Hilfe und Unterstützung bot.
Gegen rassistische und neofaschistische Gewalt mobilisierten Antifaschisten in Deutschland und anderen Ländern. Bis heute kämpfen sie gegen die Denunziation von Menschen auf der Flucht, die mittlerweile durch ein menschenverachtendes und tödliches Grenzregiment an der EU-Außengrenze real bedroht werden. In Polen, Ungarn und Italien gibt es seit längerer Zeit sogar staatliche Bestrebungen, die Hilfe für Flüchtlinge selber zu kriminalisieren. In Deutschland und Österreich sind es die AfD und die FPÖ, die mit Hetze gegen Migranten und Flüchtlinge politische Stimmung machen.
Erfreulich ist jedoch, dass der Gedanke der Solidarität für die Schwächsten trotz solcher Hetze und Kriminalisierung nicht zerstört worden ist. Menschen sind bereit, auch von dem Wenigen, was sie haben, etwas zu geben, wenn sie wissen, dass es Mitmenschen helfen kann. Ein großartiges Beispiel konnte man am vergangenem Wochenende in Italien, im Hafen von Genua erleben. Drei Hilfsorganisationen, Music for Peace, CALP und die Global Sumud Flotilla, hatten für Gaza und den Sudan, wo ebenfalls durch Krieg eine große Hungersnot herrscht, 300 Tonnen Hilfsgüter, die von Einwohnern Genuas und aus anderen italienischen Städten und sogar aus dem Ausland gebracht wurden, gesammelt. Auch ANPI, konnte bei Friedensaktionen „Gaza viva! Viva Gaza!“ Geld und Spenden beisteuern. Zur Verabschiedung der Hilfsflotte, die von Genua über Sizilien ins östliche Mittelmeer unterwegs ist, beteiligten sich etwa 50.000 Menschen, darunter viele Familien, die mit einem abendlichen Demonstrationszug und einer Großkundgebung am Hafen die Abreise begleiteten. Bei der Kundgebung waren palästinensische Flaggen sowie Flaggen der ANPI (Nationale Vereinigung der Partisanen Italiens) zu sehen. Auch Bürgermeisterin Silvia Salis war mit ihrer dreifarbigen Schärpe anwesend. Sie drückte ihren Stolz und ihre Emotion über die Solidarität und Menschlichkeit der Stadt aus.
Am gleichen Tag starteten mit einer großen Kundgebung zur Verabschiedung auch in Barcelona zwanzig Schiffe der Global Sumud Flitilla. Diese Hilfsaktion ist ein weiterer Beleg für den antifaschistischen Internationalismus. Dank an alle Aktivisten: Solidarität bleibt unsere Kraft!
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Quelle: FIR Newsletter 2025-36 dt.
FIR: Fédération Internationale des Résistants, internationale Dachorganisation von Verbänden antifaschistischer Widerstandskämpfer