alltagVeröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Teil 1030

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte macht ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis darauf aufmerksam, dass inklusive Bildung ein Menschenrecht ist. Für geflüchtete und migrierte Menschen mit Behinderungen wird dieses Recht in Deutschland jedoch nach wie vor regelmäßig verletzt – insbesondere beim Zugang zu Integrations- und Berufssprachkursen.

 

Recht auf inklusive, diskriminierungsfreie Bildung sicherstellen 

Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die in Deutschland verbindliches Recht ist, garantiert Gleichberechtigung (Art. 5), Zugänglichkeit (Art. 9), Bildung (Art. 24) sowie die volle und wirksame Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben (Art. 3, 29f. und andere). Werden geflüchtete und migrierte Menschen wegen Behinderungen vom Spracherwerb ausgeschlossen, ist dies ein klarer Verstoß gegen diese menschenrechtlichen Verpflichtungen. Auch der Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes (Art. 3 Abs. 3 S. 2 GG) wird dadurch verletzt. 

Deutschland nimmt Barrieren im Sprachkurssystem weiterhin in Kauf 

Organisationen des bundesweiten Netzwerks Flucht, Migration und Behinderung berichten seit Jahren von gravierenden Zugangsbarrieren: 

  • Kursstätten sind häufig nicht barrierefrei
  • Menschen mit Sehbehinderungen werden vielerorts nicht zu regulären Kursen zugelassen, selbst wenn sie mit geeigneten Inklusionsmaßnahmen erfolgreich teilnehmen könnten. 
  • Angebote für Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen existieren nur an wenigen Standorten und häufig mit Wartezeiten von mehreren Jahren. Das betrifft auch Onlinekurse. 
  • Für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen gibt es bundesweit zudem keine bedarfsgerechten Sprachkurse

Ohne barrierefreie Sprachförderangebote bleibt vielen Menschen der Zugang zu zentralen gesellschaftlichen Bereichen verwehrt – von sozialer Teilhabe über Bildung bis hin zum Arbeitsmarkt. 

Forderungen des Bündnisses zum Tag der Menschenrechte 

Damit Deutschland seinen menschenrechtlichen Verpflichtungen endlich gerecht wird, fordern die unterzeichnenden Organisationen die Bundesregierung auf: 

  1. Ausreichend barrierefreie Integrations- und Berufssprachkurse für Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen, flächendeckend und ohne lange Wartezeiten bereitzustellen. 
  1. Integrationssprachkurse für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen einzuführen, die der Vielfalt von Lernbedarfen gerecht werden. 
  1. Das Integrationskurssystem inklusiv und diskriminierungsfrei auszugestalten und so zu finanzieren, dass niemand aufgrund einer Behinderung vom Recht auf Bildung ausgeschlossen wird. 

Gemeinsames Engagement für ein inklusives Gesamtprogramm Sprache 

Der Paritätische setzt sich für ein barrierefreies und diskriminierungsfreies Gesamtprogramm Sprache ein und unterstützt die Forderungen des Netzwerks. Nur ein inklusives Sprachkurssystem gewährleistet gleichberechtigte Teilhabe für alle geflüchteten und migrierten Menschen. 


Dokumente zum Download

Bildung inklusiv: Zugang zu Integrations- und Berufssprachkursen für geflüchtete und migrierte Menschen mit Behinderungen sicherstellen (470 KB)

Foto:
© Handicap International / Netzwerk Flucht, Migration und Behinderung, 2025