Serie: Verfolgung der amerikanische Präsidentenwahl am 6./7. November 2012 im English Theatre in Frankfurt am Main, Teil 1/4

 

Klaus Hagert und Rebecca Riehm

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ab 10 Uhr war Einlaß und als wir pünktlich zur Eröffnungsrede durch die Hausherren, Daniel Nicolai, künstlerischer Direktor des Theaters und Kevin C. Milas, US-Generalkonsul um 22.45 Uhr ins English Theatre in der Kaiserstraße kamen, standen lange Schlangen bis weit auf die Straße. Ein gutes Eingewöhnen für das, was dann folgte.

 

Ein derart vollgestopftes Haus, daß man um die Atemluft bangte und schnell spielte eine Band derartig auf, daß man zugleich auch um sein Trommelfell fürchtete. Waren es vor vier Jahren im Hotel an der Konstablerwache noch 'gesetzte' Gäste aus Wirtschaft, Kultur und den amerikanisch-deutschen Verbänden, so fällt hier der Anteil sehr junger Menschen auf. Daß es auch um Wahlen geht, kann man erst einmal nur dem hohen Bildschirm oben über der Band entnehmen, auf dem die U.S. Election Night 2012 das Programm aus Amerika überträgt, in dem in ständiger Wiederholung die Modalitäten der einzelnen Bundesstaaten benannt werden. Ergebnisse kann es noch nicht geben.

 

Wir haben uns mit dem Buch von Ronald D. Gerste RENDEVOUZ MIT AMERIKAS PRÄSIDENTEN vorbereitet, das den Untertitel trägt UNTERWEGS ZU DEN ORTEN IHRES LEBENS und passend zu den U.S. Wahlen gerade im Primus Verlag erschienen ist. Es ist sinnvoll, das Buch erst einmal durchzublättern, denn man wird sofort von den vielen, inhaltlich zutreffenden und ästhetisch anspruchsvollen Bildern angezogen. Tatsächlich kommt nur das Vorwort ohne Bilder aus, alle weiteren Kapitel haben keine einzige Seite ohne ein dazugehöriges Bild. Das ist verständlich, denn hier wird den amerikanischen Präsidenten in ihr Wohnzimmer – und mehr! - geblickt und dazu braucht es einfach Bilder. Daß die Texte auflockern, ist eine angenehme Nebenerscheinung.

 

Die lange Reihe der bisher 44 Präsidenten, die alle aufgeführt werden, ist in vier Kapitel eingeteilt, von denen das erste DIE GRÜNDUNGSVÄTER heißt und den Zeitraum 1789 bis 1829 umfaßt. Wer der erste US-Präsident war, ist eine beliebte Quizfrage und den meisten kommen dann die berühmtesten Präsidenten der Vergangenheit in den Sinn, Abraham Lincoln und George Washington oder irgendwas mit Roosevelt. Davon setzen wieder die meisten dann richtig auf Washington, weil nach ihm die Hauptstadt des Landes benannt ist, auch wenn er der einzige war, der noch nicht ins Weiße Haus einziehen konnte, das erst gebaut wurde und für den zweiten Präsidenten, John Adams, dann schon Amtssitz wurde.

 

Washingtons Name ist also mit der Unabhängigkeit der USA von England verbunden, Lincolns mit der des Sieges der Nordstaaten über die Südstaaten. Aber noch sind wir bei George Washington, der die acht Jahre – also zweimal vier Jahre – als Höchstgrenze einführte, die allerdings nur eine Art Gewohnheitsrecht blieb, bis sie einmal - durch die viermalige Präsidentschaft von Franklin D. Roosevelt von 1933 bis 1945 - außer Kraft gesetzt, danach in der Verfassung verankert wurde. Washington hatte von Mount Vernon aus die Geschicke bestimmt, Regierung und Parlament von Philadelphia aus. Mount Vernon ist wichtig, weil das Prinzip dieses Buches die ausführlichen städtebaulichen, architektonischen, soziologischen Erkundungen der Wohn- oder auch Geburtsorte sind, die für die jeweiligen Präsidenten prägend waren.

 

So kommt es, daß wir vom Virginischen Schinken, Fisch aus dem Potomac und Wein aus Madeira erfahren, der in der Küche des Hauses von Washington liegt. Das Wohnhaus – eigentlich ein herrschaftliches Herrenhaus – wird heute als Washingtonmuseum genutzt. Und genau darüber berichtet nun der Autor. Man erfährt, war man noch nicht dort, viel Neues, über den Präsidenten Washington genauso wie über die heutigen Nutzung. Der Zweite, John Adams, blieb nur vier Jahre (1797-1801) Präsident, aber sein Sohn John Quincy wurde ebenfalls Präsident, allerdings erst der sechste von 1825 bis 1829. Da fing das also schon an, denkt man sich, daß die Präsidentschaft in den USA erblich wurde, was die Bushs als 41. und 43. Präsident wiederholten. Fortsetzung folgt.

 

Ronald D. Gerste, Rendevouz mit Amerikas Präsidenten. Unterwegs zu den Orten ihres Lebens, Primus Verlag, 2012