Serie: Verfolgung der amerikanische Präsidentenwahl am 6./7. November 2012 im English Theatre in Frankfurt am Main, Teil 2/4

 

Klaus Hagert und Rebecca Riehm

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Und was war nun mit Roosevelt oder Thomas Jefferson? Je länger man sich mit der Materie beschäftigt, um so mehr fallen einem nach und nach die in der amerikanischen Geschichte wirksamen Namen ein. Dieser Jefferson war ja schon ein wichtige Figur im Unabhängigkeitskampf gegen das Mutterland gewesen und den Briten deshalb besonders verhaßt.

 

Auch Jeffersons Wohnsitz MONTICELLO wird hier unter die Lupe genommen. Sehr hochherrschaftlich waren damals diese Wohnsitze, die keine Schlösser waren, aber doch angelehnt an den Villenbau von Palladio etwas Grandioses haben, das zeigen die Bilder. Zu den Gründungsvätern zählen noch James Madison, Vater der Verfassung mit dem Anwesen MONTPELLIER, und James Monroe, dem Verfechter des französischen Savoir Vivre, aber mit dem bescheidensten Haus!

 

Das haben wir jetzt erst einmal so hingeschrieben, aber in Wahrheit lag in der Wahlnacht dazwischen eine Diskussion, die sich um die Schlüsselstaaten der Wahl und die gleichzeitige Neuwahl von Senatoren drehte, und vor allem endlos viele Diskussionen um dieses Präsidentenbuch, das vor uns auf dem Tisch lag und über das wir gemeinsam diskutierten und Formulierungen in den kleinen Rechner auf dem Schoß schrieben. Ob sich alle diejenigen dieser Wahlparty, die sich für das Präsidentenbuch interessierten und es in die Hand nahmen, dann tatsächlich zum Kauf entschließen, wissen wir nicht, aber es war eine spannende Diskussion, denn fast jeder hatte zu einem der Präsidenten etwas zu sagen und wie immer entzündeten sich Fragen am Datum. Welcher Präsident war vorher, welcher nachher und welche Taten und Ereignisse waren es, weshalb sie einem noch heute etwas, obwohl wir keine Amerikaner sind.

 

Natürlich spielte in der Diskussion mit den anderen Gästen über amerikanische Präsidenten auch eine Rolle, was uns bei dieser Wahl schon selbstverständlich ist, weshalb aber die Präsidentschaftswahlen 2008 und ihr Ausgang 'historisch' genannt werden, daß erstmals ein Schwarzer Präsident wurde – und das noch bevor je eine Frau dieses Amt hatte führen dürfen. Daß die Hautfarbe schon bei dieser Wahl kaum mehr ein Thema ist, sondern die Abwehr und Verleumdung durch die republikanische Partei dem Programm der Demokraten gilt und Obama nur als Vertreter dieser Politik diffamiert wird, ist eine Tatsache, die in diesem Wahlkampf kaum beachtet wurde. Verständlich, denn mit einem schwarzen Präsidenten ist sozusagen die normative Kraft des Faktischen eingetreten und man kann in Amerika gar nicht mehr darüber streiten, daß es so etwas nicht geben dürfe wie einen Schwarzen auf dem Präsidentenstuhl.

 

Kommen wir zum Buch zurück, das noch immer von Hand zu Hand wandert. Die nächsten Präsidenten sind unter der Überschrift DEM BRUDERKAMPF ENTGEGEN von 1829 bis 1865 versammelt und enden mit Abraham Lincoln, der selbst am 14. April 1865 Opfer eines politisch motivierten Attentats wurde. Übrigens sind von den 44 bisherigen Präsidenten immerhin neun während der Amtszeit ermordet worden oder verstorben, was bedeutet, daß neun Vizepräsidenten ins Amt kamen. Lincoln war derjenige gewesen, der auch die Sklaverei abgeschafft hatte, was die Privilegien so mancher verringerte, zudem waren die USA nun auf dem Weg ein Viel-Staaten-Staat zu werden.

 

Sein Haus auf Seite 61 sieht nachgerade bescheiden aus, Holzschindeln und grüne Fensterläden, irgendwie ländlich sieht es aus und ist es auch, denn es ist heute Mittelpunkt eines historischen Nationalparks. Dieser langaufgeschossene Präsident ist ein amerikanischer Märtyrer, das Interesse an seinem Tod und die dahinterliegenden Interessen, von der großen Politik abgesehen, sind für die USA von virulentem Interesse und ein Stachel im demokratischen Fleisch. Das zeigte gerade wieder der wirklich spannende Film der LINCOLN VERSCHWÖRUNG.

 

Historisch war es aber ein Sieg Lincolns und seiner Leute, der Amerika endlich befriedete. Deshalb heißt das nächste Kapitel AN DER SPITZE EINER EXPANDIERENDEN NATION und reicht von 1865 bis 1933. Theodore Roosevelt ist aus dieser Zeit der vielleicht bekannteste – im Buch werden sein Geburtshaus in New York und das Landhaus der Familie dargestellt. Sein Wirken wird als besonders segensreich für die amerikanische Nation herausgestellt, denn mit der Anti-Trust-Politik bremste er die Macht großer Konzerne und richtete Naturparks ein, die einläutenden, daß die Natur nicht weiterhin Wirtschaftsinteressen unterliegen sollte. Fortsetzung folgt.

 

 

Ronald D. Gerste, Rendevouz mit Amerikas Präsidenten. Unterwegs zu den Orten ihres Lebens, Primus Verlag, 2012