Der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2025: Die Philippinen vom 15. bis 19. Oktober, Teil 9
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das ist jedes Jahr spannend, wie das, Forum genannte, Gebäude zwischen dem alten Stadteingang, im Rücken die Festhalle, auf der Linken die moderne Halle 3, weit über den Platz gegenüber die Halle 4, wie also dieser eher schlichte Hallenbau vom jeweiligen Gastland gestaltet wird. Die Italiener hatten letztes Jahr mit großen Skulpturen und antiken Anklängen gepunktet und viele Räume in der großen Leere geschaffen, die dadurch überfüllt wirkte. Die Filipinos dagegen haben mit transparenten Materialien Unterstände kreiert, die wie nebensächlich in der Halle stehen, mal für Bücher, mal für anderes zuständig sind und eine lichtdurchflutete Atmosphäre erzielen.
Das ist erst einmal der erste Eindruck, der gleich vergessen wird, weil im Raum viel Bewegung ist. Nicht die Menschen, die sich erst einmal vor der Bühne versammeln, herumstehen und sitzen. Die Bewegung kommt von den schlangenförmigen Projektionen auf wiederum transparenten Wänden dieser Unterstände. Stellen Sie sich einen Spazierstock vor, der der Länge nach auf eine Wand projiziert, in verschiedene Stücke zerfällt, die sich alle bewegen und zwar schlangenförmig. Man traut seinen Augen nicht, denn aus dem Stock, sind jetzt andere Gegenstände geworden, die aber alle dem selben Prinzip folgen: in Stücke zu zerfallen und sich schlangenförmig zu bewegen.
Fangen wir von vorne an. Auf der linken Seite, vom Eingang her, also in Richtung Halle 3, steht die Bühne, auf der die Veranstaltungen stattfinden; die vielen Stühle davor laden zum Verweilen ein. Und das Veranstaltungsprogramm ist so umfangreich, dass dort ständig etwas los sein wird. Dicht
daneben das Café, das am Buchmessendienstag, wo morgens die Pressekonferenzen und nachmittags die Eröffnung stattfindet, leider noch nicht in Betrieb ist. Das waren noch Zeiten, schöne Zeiten, als die Journalisten nach dem Presserundgang und der ausführlichen Besichtigung des Pavillons einen Kaffee bekamen. Und mehr. Heute nicht mehr.
Das Gastlandmotto zeigt einem die Richtung: FANTASIE BESEELT DIE LUFT kann auf solche irdischen Gelüste verzichten. Und da fallen einem erst einmal die Bücher auf. Es gibt verschiedene, wie gesagt, jeweils transparente oder extrem offene, von mir mangels konkreter Benennung Unterstände genannte Gebilde im Raum, siehe Fotos, die an den Seitenwänden Bücher stehen haben, die sowohl mit Sitzen zum Verweilen einladen, aber gleichzeitig durch die zum Eingang schnell zum Ausgang weisenden Öffnungen etwas von einem Durchgang erhalten. Es entsteht der Eindruck von Lesegängen, Lesehöhlen, wobei natürlich von Höhle in diesem lichtdurchflutenden Saal keine Rede sein kann. Aha, daher kommt auch der visuell dominierende Eindruck: Über den meisten Unterständen sind segelartige Gebilde gespannt, weiß, die alles leicht und bewegt erscheinen lassen.
Natürlich bleiben wir bei den Büchern länger stehen, blättern. Was kannten wir vorher von der philippinischen Literatur?
Eigentlich nur NOLI ME TANGERE von José Rizal und das auch nur, weil wir von zwei Sachverhalten wußten: dass ein Filipino – so heißen sie heute, nennen sich so, in Deutschland ist auch Philippiner und Philippinerinnen erlaubt – in Heidelberg studiert hatte, der später ein bedeutsamer Literat wurde, weshalb er in seiner Heimat hingerichtet wurde und dass sein Buch erstmals in Deutschland original erschien. Daß das auf Spanisch geschah, weil die Besatzungsmacht Spanien war, erfuhr ich erst jetzt und erst heute wundere ich mich, dass 1887 in Berlin ein Buch in spanischer Sprache erschien. Daß der Insel Verlag es jetzt zur Buchmesse in einer schönen Ausgabe frisch herausbrachte, ist eine gute Tat.
Von heute ist YNIGA von Glenn Diaz, auch ein spanischer Name, wie überhaupt die Geschichte der Philippinen schon wie ein eigener Roman klingt, auf Englisch übrigens, wie die meisten dort erscheinenden Bücher.
Doch ich bin ja hier im Pavillon unterwegs und da gibt es nicht nur Bücher, sondern Musik, Filme, Architektur, Fotografie. Ja, hier ist viel zu entdecken und man kann sich gut vorstellen, im Trubel der kommenden Tage auf der Buchmesse, hier zu verweilen und Geist und Ruhe zu tanken.
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