Theresa Prammer, WIENER TOTENLIEDER, Marion von Schröder Verlag und Hörbuch Hamburg, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Tja, diese Carlotta, die ihren, wie sie meint, hochgestochenen Namen haßt, und sich nur Lotta nennt, als Kaufhausdetektivin in Wien arbeitet und ein beschissenes alkoholsüchtiges Privatleben hat; eine nette Heldin, mit der wir durch dick und dünn gehen sollen, ist sie nun mal nicht.

 

Zu pubertär sind ihre Anwandlungen, wenn sie erwachsen sein soll, zu vulgär ihre Ausdrucksweise, die zwischen Arschl... und Schei...kaum Variationen, dafür ewige Wiederholungen bereithält, irgendwie ein verzogenes Gör, obwohl sie schon 28 Jahre zählt. Was dann wiederum für sie spricht, ist ihre reflektiertes, ja geradezu psychologisches Geschick im Umgang mit einer Kaufhausdiebin, die wir durch die Beschreibungen als schon angejahrtes Semester begreifen und gleichsam intuitiv wissen, daß das Aufeinandertreffen der beiden etwas Schicksalhaftes hat: Pastellrosa, Nudelsuppe und 5 (Seite 48).

 

Doch das entschlüsselt sich wirklich erst am Ende, von dem aus wir dann feststellen können, daß uns die Autorin Theresa Prammer, deren Krimi-Debüt dieser 378 Seiten-Roman ist, ganz schön gekonnt durch Labyrinthe führt, inhaltlicher Art und menschlicher Abgründe zugleich. Was einem am Anfang auf die Nerven geht, daß Lotta ohne einen gewissen Alkoholpegel und ständige Aggressionen nicht leben kann, wozu gehört, daß eine Nacht, die sie ohne irgendeinen Mann - möglichst in dessen Wohung – verbringt, ihr Angst macht, da bündelt sich am Schluß sehr glaubwürdig als die Überlebensstrategien eines jungen Menschen, dem übel mitgespielt wurde – und zwar so übel, daß es zu den schwersten Verbrechen gehört, die man Kindern antun kann, worüber wir erst einmal schweigen müssen, denn so ist das bei Krimis, daß man die Erklärung und die Auflösung nicht verraten darf.

 

Erzählen wir also die Geschichte, wie zwei sich Unbekannte vom Polizisten Hannes Fischer zu einer verdeckten Ermittlungsarbeit zusammengeschmiedet werden. Sie sollen als Statisten in der Wiener Oper agieren, in der bei vorher schlechter Besucherstatistik (oh je, es ist doch so schwer Karten für die Oper zu bekommen, schon gar für die günstigeren Plätze) zwei Morde passiert waren, die nun zu ständig ausverkauftem Haus führen, weil man auf den dritten, vierten Mord wartet. Darum die Undercoververpfichtung der beiden als Statisten. Die eine ist diese Carlotta Fiore, Tochter der berühmten verstorbenen Opernsängerin Maria Fiore, die Haus und Personal der Oper kennt , der andere istKonrad Fürst, der wegen Trunksucht aus dem Polizeidienst flog, nun seit sieben Jahren trocken ist und in der Oper als Erwin Moser nun den Mörder finden soll.

 

Gefunden wird von den beiden ein kleines Mädchen Fanny, mit der der Autorin vielleicht die lebendigste Figur ihres Romans gelungen ist und die, seit längerem kindliche Statistin, die größten Opernhaus-Erfahrungen einbringt. Überhaupt die Mädchen. Denn es gibt zwischen der kontinuierlichen Ich-Erzählung sowie denen in der dritten Person in Kapiteln hin und wieder Einschübe, in denen von einem DAS MÄDCHEN erzählt wird, das unter Alpträumen leidet, was eine bemühte Mutter nicht verhindern kann, weshalb ihr diese Alpträume zunehmend verschwiegen werden...Gleichzeitig erfahren wir, daß Konrad Fürst vor 24 Jahren seine vierjährige Tochter verlor, die auf einem Rummelplatz verschwand, weshalb er sie seither auf solchen Vergnügungen sucht, deshalb Clown geworden ist und die Haare schwarz färbt, damit sie ihn erkennt, wenn er sie endlich findet, von der die Polizei annimmt, daß sie ertrunken ist, weshalb der Fall abgeschlossen wurde. Fortsetzung folgt.

 

 

INFO:

 

Theresa Prammer,Wiener Totenlieder, Marion von Schröder Verlag, Erscheinungsdatum 6.3. 2015, vorverlegt auf den 20. Februar 2015

 

Theresa Prammer, Wiener Totenlieder,gekürzte Fassung, gelesen von Vanida Karun, Hörbuch Hamburg . Erscheinungsdatum Februar 2015