Theresa Prammer, WIENER TOTENLIEDER, Marion von Schröder Verlag und Hörbuch Hamburg, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Soviel passiert in diesem Roman, vielleicht gar ein wenig zu viel, denn die Hauptsache wurde noch gar nicht beschrieben: das Opernpersonal und die Morde.

 

Beides hängt nicht nur ortsmäßig zusammen, sondern die ersten Toten sind zudem alle nachrangige, sprich schlechte Sänger. Das macht Spaß, wie die Autorin die Todesarten in die jeweiligen Rollen und Kostüme verlegt und so die jeweiligen Opfer erstochen, vergiftet, erschlagen und dann sogar erschossen werden. Und auch das schlechte Betriebsklima, den Neid der Künstler aufeinander läßt sie nicht aus, sowie die Andienereien bei den Oberen. Da allerdings gibt es hier zum „normalen“ Hochschlafen von jungen Sängerinnen in Bezug auf die Operndirektoren eine Variante. Der neue Operndirektor ist eine Frau, die im Verbund mit dem Kulturminister trotz der Morde die Oper weiterhin bespielt, ist nicht nur sündhaft schön und jung, sondern lesbisch. Und da ist dann doch das alte Rollenmodell wieder angesagt.

 

Das nun fällt uns eigentlich erst beim Reflektieren auf, daß die Frauen in diesem Roman nicht nur die Schöneren, sondern auch die interessanteren Menschen sind, obwohl es ja genug Männer gibt, die ebenfalls eine Rolle spielen. Der Lotta verhaßte Bernhard wird als blendend aussehend und stimmgewaltig beschrieben. Mit ihm war sie verlobt, was ihrer Mutter nicht paßte, weshalb sie den Test machte und seine charakterliche Miesheit dadurch ans Licht brachte, indem sie mit ihm schlief und dies brühwarm der Tochter berichtet wurde, die daraufhin weder die Mutter wiedersah, die dann an Krebs starb, noch den ungetreuen Bernhard, auf den sie hier wiedertrifft.

 

Also ziemlich viel Holz, was hier geschlagen wird, aber es gelingt Theresa Prammer, diese vielen Geschichten und Menschen in einen Zusammenhang zu bringen, der am Ende die Lösung bringt: für die Morde und für die parallelen Handlungen und Lotta Fiore – für deren pubertäres Verhalten wir ja schon längst viele Begründungen haben und uns ebenso längst mit ihre ausgesöhnt haben und sie liebenswert finden - endlich zu einer erwachsenden selbstbestimmten Frau macht, die sich lieben lassen kann, weil sie sich inzwischen auch selber mag.

 

Rechtzeitig hat HÖRBUCH HAMBURG eine sechsteilige gekürzte Hörfassung hergestellt, die Vanida Karun munter liest und uns die Mühe abnimmt, die man beim Lesen doch aufbringen muß, wenn man in der Icherzählung sich schnell sagen muß, aha, jetzt spricht Carlotta Fiore. Denn sie verändert die Stimme jeweils gegenüber den Erzählpassagen, die ansonsten die Handlung nach vorne bringt.

 

P.S. Wir hätten gerne ein bißchen mehr Lokalkolorit gehabt bei den Gängen und Fahrten durch Wien oder auch den Lokalen. Nur zu schreiben, im Dritten oder 18. Bezirk, das war uns zu wenig.

 

Zur Autorin: Da wir Theresa Prammer bisher nicht kannten, die WIENER TOTENLIEDER stellen ihr Krimidbüt dar, wollen wir im Folgenden das Interview veröffentlichen, daß der Verlag zur Verfügung stellt.

 

 

 

INFO:

 

Theresa Prammer,Wiener Totenlieder, Marion von Schröder Verlag, Erscheinungsdatum 6.3. 2015, vorverlegt auf den 20. Februar 2015

 

 

Theresa Prammer, Wiener Totenlieder, gekürzte Fassung, gelesen von Vanida Karun, Hörbuch Hamburg . Erscheinungsdatum Februar 2015