Verleihung des Deutschen Theaterpreis DER FAUST 2011 in der Oper Frankfurt am Main

 

Von Felicitas Schubert und Hans Weißhaar

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Er kam erst am Schluß, der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, der Auslober des Theaterpreises ist, Klaus Zehelein kam am Schluß des Samstagabend in der Oper, um den Preis des Präsidenten zu verleihen und die Laudatio für Erika Fischer-Lichte zu halten, die sich um die Theaterwissenschaften maßgeblich verdient gemacht hat. Für uns Frankfurter aber hat sich Klaus Zehelein als damaliger Chefdramaturg der Oper Frankfurt in der Ägide Michael Gielen zusammen mit diesem für immer unsterblich gemacht. Das muß einfach gesagt sein, bevor nun der Preisträgerreigen beginnt.

 

DER FAUST, das ist auch so ein Preis, von dem man, nachdem es ihn gibt, nicht weiß, warum es ihn nicht immer gegeben hat. Mindestens seit dem Herrn Goethe in Frankfurt und Weimar. Das sechste Mal ist es nun und viele viele haben zugeschaut, geklatscht und sich an dem erfreut, was sie hörten, sahen und was Michael Quast zu kommentieren hatte auf der Weltenscheibe, die als Spirale das Bühnenbild der ersten drei Ringinszenierungen von Vera Nemirova, hier die des Siegfried von Jens Kilian, darstellen und wo der Ring paßt, paßt der FAUST erst recht und gab dem Abend als Bühnenhintergrund etwas leicht Surrealistisches.

 

In einem Heft hatte man schon zuvor studieren können, wer für die verschiedenen Preise nominiert gewesen war. Wir versuchen, dies bei denen, die die Preise dann tatsächlich erhalten haben, hinzuzufügen. Kommentieren können wir es nicht. Denn in der Regel handelt es sich um Theateraufführungen, die nur die Jury alle kennen muß, um sich für den Besten und die Beste zu entscheiden und wir können uns vorstellen, daß das nicht einfach war für die Jury, von der wir nicht herausbekommen haben, wer das war, obwohl auch das zweite Heft hervorragend aufgemacht nützliche Informationen für den Abend enthielten, wie Regie, Licht – wie immer hervorragend Olaf Winter – und daß die Preisstatue von Erich Wonder gestaltet wurde.

 

Mit Regie Schauspiel: ging es los. Ausgewählt wurde Stephan Kimmig, „Kinder der Sonne“, Deutsches Theater, Berlin und die Laudatio auf ihn hatte Patrycia Ziolkowska gehalten. Es kamen also Luk Perceval für „Hamlet“ am Thalia Theater Hamburg und Hermann Schmidt-Rahmer für „Rechnitz (Der Würgeengel) am Düsseldorfer Schauspielhaus nicht zum Zug. Besonders spannend sind immer die Darstellerin / Darstellerpreise Schauspiel, wo neben Martin Wuttke, für die Darstellung des Dr. Jacques Duval in „Schmeiß Dein Ego weg!“, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin auch die beiden am Schauspielhaus Frankfurt spielenden Bettina Hoppe und Valery Tscheplanowa nominiert worden waren. Bettina Hoppe für ihre Cäcilie in Goethes „Stella“ und Valery Tscheplanowa für die Maria Stuart im gleichnamigen Stück. Preisträger wurde Martin Wuttke, was Matthias Matschke begründete.

 

Es gibt auch einen eigenen Preis Regie Musiktheater, wo Benedikt von Peter für „Intolleranza 1960“ an der Staatsoper Hannover ausgewählt wurde und die wunderbare, aus Frankfurt stammende  Sängerin Christine Schäfer die Laudatio hielt. Ein Mann also, was nur deshalb erwähnenswert ist, weil wie bei den Schauspielern zwei Frauen nominiert waren, der Mann aber den Preis erhielt. Hier waren es Yona Kim für „Prima“ an der Staatsoper Stuttgart und Laura Scozzi für Rossinis „Il viaggio a Reims“ am Staatstheater Nürnberg.

 

Bei Sängerdarstellerin / Sängerdarsteller Musiktheater waren es erneut zwei Frauen, die nominiert waren, Claudia Barainsky und Marja Mäkela sowie Lauri Vasar als Titelpartie von „Billy Budd“. Den FAUST erhielt Claudia Barainsky, für die Darstellung der Medea in „Medea“, Oper Frankfurt in Koproduktion mit der Wiener Staatsoper und die Laudatorin Brigitte Fassbaender freute sich sichtlich mit. Für die Sparte Choreographie gab es die Bewerber Mei Hong Lin für „Die Brautschminkerin“, Christan Spuck für „Poppea/Poppea“ und Stephan Thoss für „Blaubarts Geheimnisse“. Sieger wurde Christian Spuck für  „Poppea//Poppea“ am Theaterhaus Stuttgart, was  Christopher Roman lobte.

 

Im Bereich Darstellerin / Darsteller Tanz galt es unter Giuseppe Spota, Marlúcia do Amaral und Alexandres Riabko auszuwählen. Die Entscheidung fiel für Giuseppe Spota, für die Darstellung des Blaubarts in „Blaubarts Geheimnis“ am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, die Laudatio kam von Karoline Herfurth. Den FAUST für Regie Kinder- und Jugendtheater erhielt Neco Çelik, „Gegen die Wand“ von Junge Oper Stuttgart, was Volker Ludwig laut lobte. Ausstattung Kostüm / Bühne ging an Johannes Schütz für die Gesamtausstattung von „Das Werk/Im Bus/Ein Sturz“ am Schauspiel Köln, von Sandra Hüller in den lobenden Rahmen gestellt.

 

Sicher ist der Preis, der den Leuten am meisten unter die Haut geht, jeweils der Der Preis für das Lebenswerk. Der wird ohne weitere Nominierungen vergeben und hat für das Jahr 2011 unter dem Motto „Immer neu und immer aufrecht“ Wolfgang Engel für seine Verdienste um das Theater als einer der prägenden deutschen Regisseure der vergangenen 40 Jahren erhalten. Die sehr persönliche Laudatio hielt Frank Hörnigk, dem das Opernhaus gerne zuhörte, wobei die Filmbeispiele für denjenigen die Worte ergänzten, die Wolfgang Engel bisher zu wenig kannten.

 

Er selbst hatte wie die übrigen Preisträger sich beim Danken kurzgehalten, hatte aber zusätzlich seine Dankesworte auf Namen beschränkt, denen er für die gute Zusammenarbeit dankte. In Erinnerung sind uns Wolfram Koch und Jürgen Holtz, beide damals in Frankfurter Inszenierungen. Das waren die nackten Fakten. Was so ein Abend, der soviele Theaterleute nach Frankfurt in die Oper führt, dann noch reizvoll macht, ist das gemeinsame Ausklingen bei Wein und mehr als belegten Broten, wo im angenehmen Foyer der Oper die tollsten Gespräche stattfanden, klug, komisch, auf jeden Fall privat, weshalb hier Schluß ist.

 

Info:

Sendungen zum Deutschen Theaterpreis DER FAUST 2011:

3sat zeigt Sonntagabend in einer 45 minütigen Sondersendung die Höhepunkte der Veranstaltung mit Beiträgen zu den Protagonisten und Interviews:
3sat, Deutscher Theaterpreis DER FAUST 2011: Sonntag, 6. November 2011, 19.10 Uhr

Deutschlandradio Kultur sendete noch am gleichen Abend im Rahmen des Theaterpreises ein Kritiker-Gespräch zur Preisverleihung in seiner Sendung Fazit: 
Fazit auf Deutschlandradio Kultur: Samstag, 05. November 2011, 23.05 Uhr

Partner und Förderer des Deutschen Theaterpreises DER FAUST 2011 sind die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, 3sat, die Stadt Frankfurt am Main und die Oper Frankfurt.

Medienpartner der Veranstaltung sind 3sat, Deutschlandradio Kultur, die Frankfurter Rundschau und Die Deutsche Bühne. Skoda ist Automobilpartner.

2012 wird DER FAUST in Kooperation mit dem Freistaat Thüringen verliehen.