Eintracht Frankfurt sorgt mit neuem Vorstand ab 2012/13 vor


von Claudia Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Dramatisch hatte Aufsichtsratsvorsitzender Wilhelm Bender, zuvor Chef des Frankfurter Flughafens zu einer außerordentlichen Pressekonferenz eingeladen, auf der er dann aber nichts Hysterisches, sondern Solides verkündete. Zum einen hatte der Aufsichtsrat den bestehenden Vertrag mit dem Vorstandsvorsitzendem Heribert Bruchhagen bis zum 30. Juni 2014 verlängert, zum anderen wird der auf eigenen Wunsch am 30. Juni 2012 ausscheidende und im Vorstand für Finanzen zuständige Thomas Pröckl– das war in den Tagen vorher bekannt geworden - durch Axel Hellmann ersetzt, dessen Vertrag erst einmal bis 30.6.2015 läuft.

 

Axel Hellmann  nun wiederum ist bisher Stellvertreter des Präsidenten der Eintracht Frankfurt, Peter Fischers Vize, und hatte also den gesamten Verein, die gesamte Eintracht im Blick, was immer wieder mal durchaus zu Friktionen mit der Fußball AG geführt hatte. Bender nahm diesen Aspekt in seine Begründung zur Personalentscheidung mit auf: „Der Aufsichtsrat verbindet mit seiner Entscheidung im wesentlichen zwei Ziele: zum einen Fortsetzung der soliden Arbeit im Vorstand, die mit der Person von Heribert Bruchhagen verbunden ist. Zum anderen soll mit der Bestellung von Axel Hellmann eine bessere Verzahnung der Arbeit zwischen Eintracht Frankfurt Fußball AG und dem Verein – insbesondere bei der Gewinnung junger Talente – erreicht werden.“

 

Heribert Bruchhagen, der ursprünglich einen Vertrag nur für die Erste Liga hatte, nahm wieder einmal alle Schuld am Abstieg auf sich und meinte, daß es nun mit dem Rückwärtsgewandten genug sei, er habe die Verantwortung doch übernommen und wolle das nun endlich abschließen und zukünftig allein nach vorne schauen und die gesamte Konzentration, seine und die der anderen, auf das Ziel des Wiederaufstiegs richten. Das hört sich dann abgeschliffen so an: „Ich freue mich über den Vertrauensbeweis des Aufsichtsrates. Es ist mein Ziel, in den beiden nächsten Jahren die Eintracht wieder zu einem festen Bestandteil der 1. Bundesliga zu machen.“

 

Im Vorstand wird Heribert Bruchhagen weiterhin als Vorsitzender die Richtlinienkompetenz in Anspruch nehmen, von der er aber sagte, er habe sie noch niemals wirklich als Durchsetzungsinstrument gebraucht, weil bisher alles kollegial entschieden worden sei, eben in der Richtung, die er eh wollte, dachten sich die Zuhörer dazu. Ansonsten war er für die Bereiche Sport, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, was beibehalten wird, während Hellmann neben den Finanzen auch Organisation als Arbeitsbereich haben wird. Besorgte Fragen nach seiner ökonomischen Kompetenz konnte Hellmann mit bisherigen Tätigkeiten abwenden, zumal sowieso die Leitung des Bereichs nichts mit den konkreten Buchhaltungsarbeiten zu tun habe, für den ein Angestellter seit Jahren zur Verfügung steht.

 

Eine stetig wiederkehrende Frage auf der Pressekonferenz war die nach dem persönlichen Verhältnis von Bruchhagen und Hellmann, die in der Vergangenheit öfter aneinandergerieten, was beide mit den teils unterschiedlichen Interessen von Fußball AG und Verein begründeten. Daß eine gemeinsame Verantwortung nun auch zu einer gemeinsamen Interessenlinie führe, war die eine Interpretation, daß man seinen Feind, so man ihn nicht besiegen könne, zum Freund machen müsse, die andere. Da auch das bisherige ehrenamtliche Vorstandsmitglied Klaus Lötzbeier zum 30.6. 2012 ohne Ersatz ausscheidet, sind Bruchhagen und Hellmann nun tatsächlich aufeinander angewiesen.

 

Angesichts dessen, daß Wilhelm Bender als Aufsichtsratvorsitzender zu beiden Seiten mit je zwei Männern die Pressekonferenz durchführte, lag uns eine Frage nahe:

„Eine perspektivische Frage, Herr Bender: Wie lange, glauben Sie, wird es dauern, bis eine Frau im Vorstand der Eintracht sitzt?“

Daraufhin Wilhelm Bender: „Das schließe ich gar nicht aus. Gerade wenn Sie die administrativen Aufgaben nehmen, die jetzt gar nicht unmittelbar mit dem Männer-Fußball zu tun haben, dann ist das sicher denkbar, aber da hat sich im Moment niemand angeboten als weibliches Talent.“

„Und darum können Sie auch über den Zeitpunkt nichts sagen?“

„Darüber will ich deshalb nicht spekulieren, weil wir ja gerade erst die Neubestellung des Vorstandes mit Wirkung zum 1.Juli 2012 vorgenommen haben, was viele Jahre halten soll, aber dann schließe ich Frauen im Vorstand nicht aus.

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