Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 18. Oktober 2012, Teil 1

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die zugespitzten menschlichen Dramen, die nicht nur Tod bedeuten, sondern sich sehr oft menschlicher Schuld verdanken, sind seit jeher ein Thema von Theater und also auch Kino. Die Darstellung von Schuld, eines Schuldigen sind uns im Bildgedächtnis gut bekannt. Die Frage ist dann nur noch, leidet derjenige unter seiner Schuld, dann sieht man ihm das genauso an, wie dem, der vorgibt, sich keiner Schuld bewußt zu sein. Aber Gnade?

 

GNADE

 

SZENEN EINER EHE ist dagegen noch eine südliche Geschichte, wenn man den Film des jungen Paares ansieht, das es beruflich – ja, natürlich 'ihn', die Frau findet dann auch noch was zum Arbeiten – in den Polarkreis verschlagen hat. Nimmt man diese Winterlandschaft als Hauptdarsteller und ihre Weite und Beklemmung und Freiheit und Licht als Hauptdarsteller, dann sollte man sich den Film unbedingt anschauen. Denn man kommt auf seine Kosten.

 

Was die Darsteller angeht, Birgit Minichmayr und Jürgen Vogel, hochprämiert und meist sehr eindrucksvoll, so spielen sie hier wie von der Landschaft vereist richtig eingefroren, will sagen, daß kommt einem alles furchtbar konstruiert und wenig lebendig vor, was doch eigentlich als Drama auf der Leinwand vor sich hin handelt. Matthias Glasner wollte das so: Er hießt Niels und sie Maria und weil die Ehe derzeit nicht läuft, wollen sie in die Einöde der norwegischen Landschaft am Polarkreis diese kitten. Mit schönem Holzhaus und vielen Schafen und auch netten Menschen um sie herum.

 

Ach so, Markus, der pubertierende Sohn ist auch dabei. Das hilft aber nicht. Wir erleben Maria als die gute Mutter und arbeitsame Helferin im Hospiz und diesen Niels als Kotzbrocken, der eine Freundin hat und dann auch noch am Essen meckert, bzw. Herumstochert. Und dann das. Maria ist in dunkler Nacht aus guten Gründen noch unterwegs, hört auch etwas, aber sieht nichts und fährt nach Hause. Erst aus der Zeitung erfährt sie vom Tod eines Schulmädchens, das ihr Opfer wurde. Ausgerechnet sie, die so ordentlich, pflichterfüllt und voller Empathie ist. Maria kann damit nicht fertigwerden, sich aber auch nicht stellen. Sie offenbart sich Niels.

 

Der aber kann damit auch nicht umgehen und erzählt es seiner heimlichen Affäre, die er gleichzeitig beendet. Das paßt alles nicht zusammen, auch nicht, wie die Geliebte ihn wohl nordisch-modern ohne weiteren Schmäh seiner Wege ziehen läßt. Auch nicht, welche Rolle der Sohn spielt, der auf einmal seine Eltern durch die Linse seine iPhones beobachtet und daraus ein Homevideo herstellt. Alles Horror und grotesk auch, aber alles auch vereist und nicht spürbar, will sagen: unter die Haut gehend, in einem Film, in dem es doch um Schuld geht und Sühne auch und der gnadenvoll über die Untat zwei Eheleute zusammenbringt.

 

 

SUSHI IN SUHL

 

Vertrackt. Eigentlich ein supergutes Thema und wahr dazu: der Koch Rolf Anschütz hat in den Siebzigern in der DDR japanische Küche hoffähig gemacht und einen Riesenhit damit gelandet. Eigeninitiative aber war nicht angesagt im Arbeiter- und Bauernstaat. Und dieses Hin und Her fängt der Film glaubwürdig ein und ist witzig. Das aber zu sehr, dann wenn der Witz schon auf den nächsten lauert, der Zuschauer den aber vorhersehen kann. Trotzdem: lachen werden Sie, auch wenn Sushi im Hals stecken bleibt.

 

 

DAS KIND

 

Grausliche Geschichte nach einem Bestseller. Ein Zehnjähriger, noch dazu todkrank, ist ein wiedergeborener Serienmörder, was er mit einer fünfzehn Jahre alten Leiche beweisen kann...

 

ZEIT ZU LEBEN

 

Familienband. Dazu hatte Karl Kraus schon das Wesentliche gesagt. Hier trifft es Sam, der seinen Vater zwecks unüberbrückbarer Gegensätze zwar nicht doll betrauert, aber nun auf einmal 150 000 Dollar aus dem Erbe erhält. Allerdings nicht für sich, sondern für seine Halbschwester und deren Sohn, von deren Existenz er überhaupt nichts wußte.

 

 

 

Lesen Sie auch unsere Kritik anläßlich des Films GNADE auf der Berlinale 2012

 

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