mf roegFilmreihe im März im DFF in Frankfurt am Main 

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „My interest is energy. Transference of energy“, referiert Newton (David Bowie) in THE MAN WHO FELL TO EARTH (GB 1976) – und spricht damit, so könnte man sagen, eines der filmischen Hauptanliegen seines Regisseurs aus. In Gedenken an Nicolas Roeg, der im vergangenen November gestorben ist, präsentiert das Kino des DFF eine Retrospektive mit zehn seiner dreizehn Kinospielfilme.

Nicolas Roeg, der zum Zeitpunkt seines Regiedebüts bereits als einer der renommiertesten Kameramänner Englands galt, arbeitete unter anderem mit Truffaut an FAHRENHEIT 451 (GB 1966) und Richard Lester (PETULIA, US/GB 1968) zusammen. Insbesondere das mittlerweile breit rezipierte Frühwerk des Regisseurs war zur Zeit seines Erscheinens von Skandalen und Problemen mit den verantwortlichen Studios geprägt. Dies lässt sich zum einen mit einer formalen Experimentierfreude, zum anderen mit einem thematischen Fokus auf sexuelle Obsessionen und die Abgründe von Begehren und Leidenschaft erklären: Roegs Werk arbeitet an einem Kino als Bewusstseinsstrom, in dessen Zentrum die Untersuchung seiner besonderen Zeitlichkeit und Gleichzeitigkeit steht. Gerade das Fehlen klarer Trennlinien zwischen Philosophie und Esoterik, sowie Naivität und Ernst geben den Filmen des Regisseurs dabei ihre Aktualität.

In Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum, Wien.

Freitag, 1. März, 20:30 Uhr
Donnerstag, 7. März, 18:00 Uhr

WALKABOUT
Großbritannien/Australien 1971. R: Nicolas Roeg
D: Jenny Agutter, David Gulpilil, Luc Roeg. 100 Min. 35mm. OF

„Walkabout“ bezeichnet ein Ritual der australischen Aborigines, bei dem ein jugendlicher Eingeborener in der Wüste ausgesetzt wird, um aus eigener Kraft wieder nach Hause zu finden. Während eines solchen Walkabouts verstößt ein junger Mann gegen die Regeln, indem er einem jungen Geschwisterpaar hilft, das nach dem Tod des Vaters allein in der australischen Wüste gestrandet ist. Roegs zweiter Film beschwört in suggestiven Bildern einen mythischen Raum zwischen Natur und Zivilisation.


Samstag, 2. März, 18:00 Uhr
Dienstag, 5. März, 20:30 Uhr

THE WITCHES  Hexen hexen
Großbritannien/USA 1990. R: NicolasRoeg
D: Anjelica Huston, Mai Zetterling, Jasen Fisher, Rowan Atkinson. 91 Min. 35mm. OF

Hexen hassen Kinder! Das weiß der kleine Luke, als er mit seiner Oma Helga im Urlaub auf eine große Ansammlung von Hexen trifft, die einen teuflischen Plan verfolgt: Mittels verzauberter Schokolade sollen alle Kinder in Mäuse verwandelt werden. Es bleiben nur zwei Stunden, um die verwandelten Kinder zu retten. Anjelica Huston besticht in dieser Roald Dahl-Verfilmung als Oberhexe. Das einfallsreiche, spannende und witzige Fantasy-Abenteuer wurde zum Kultfilm.


Samstag, 2. März, 20:15

CASTAWAY  Castaway – Die Insel
Großbritannien 1986. R: Nicolas Roeg
D: Oliver Reed, Amanda Donohoe, Georgina Hale. 117 Min. 35mm. OF

Der englische Verleger und Schriftsteller Gerald Kingsland will aussteigen. Um Inspiration für sein nächstes Buch zu suchen, gibt er eine Zeitungsannonce auf, in der er um eine weibliche Begleitung für ein einjähriges Abenteuer auf einer Tropeninsel wirbt. Aus den vielen Bewerberinnen entscheidet sich Gerald für die junge, attraktive Lucy – doch auf der Insel kommt es schon bald zu Spannungen, die den beiden sehr unterschiedlichen Charakteren die paradiesische Idylle zur Hölle machen. Roegs Film ist eine erlesen fotografierte Aussteigerphantasie.

Mittwoch, 6. März, 20:30 Uhr
Sonntag, 10. März, 20:30 Uhr

EUREKA
Großbritannien/USA 1983. R: Nicolas Roeg
D: Gene Hackman, Theresa Russell, Rutger Hauer, Mickey Rourke. 130 Min. 35mm. OF

Unter mysteriösen Umständen findet Schatzsucher Jack McCann eine unerschöpfliche Goldader und wird zum reichsten Mann der Welt. 20 Jahre später lebt er von bösen Erinnerungen gequält mit seiner geliebten Tochter Tracy auf seinem karibischen Landsitz „Eureka“ und muss um sein Vermögen fürchten. Filmkritikerlegende Roger Ebert stellte Roegs visionäre Bilderflut EUREKA in eine Reihe mit Erich von Stroheims GREED und den Geschichten von Jack London oder Edgar Allan Poe.

Dienstag, 12. März, 20:30 Uhr
Donnerstag, 14. März, 18:00 Uhr

INSIGNIFICANCE  Insignificance – Die verflixte Nacht
Großbritannien 1985. R: Nicolas Roeg
D: Gary Busey, Michael Emil, Theresa Russell, Tony Curtis. 109 Min. 35mm. OmdfU

1954 kommt es in einem New Yorker Hotelzimmer zu einer (fiktiven) Begegnung der besonderen Art: Schauspielikone Marilyn Monroe, Baseball-Superstar Joe DiMaggio, Wissenschaftslegende Albert Einstein und Kommunistenjäger Joe McCarthy treffen aufeinander. Man plaudert über Sex, Sport, Politik und die Relativitätstheorie. „Doch unter der gefälligen Oberfläche brodelt es: Die Figuren wirken, als hätte Nietzsche das Drehbuch zu einem Woody Allen-Film geschrieben.“ (filmtipps.at)


Mittwoch, 13. März, 20:30 Uhr

BAD TIMING  Black out – Anatomie einer Leidenschaft
Großbritannien 1980. R: Nicolas Roeg
D: Art Garfunkel, Theresa Russell, Harvey Keitel. 123 Min. 35mm. OF
Der Psychoanalytiker Dr. Alex Linden lernt auf einerParty die US-Amerikanerin Milena Flaherty kennen. Das Ergebnis ist eine von Begierde und Paranoia getriebene Beziehung. Was wie eine klassische Mann-trifft-Frau-Geschichte beginnt, entwickelt unter Roegs Regie eine immense Sogwirkung. Art Garfunkel und Theresa Russell bilden den emotionalen Kern der Amour Fou und verleihen der Geschichte eine bedrückende Intensität.


Dienstag, 19. März, 20:30 Uhr

TRACK 29  Track 29 - Ein gefährliches Spiel
Großbritannien/USA 1988. R: Nicolas Roeg
D: Theresa Russell, Gary Oldman, Christopher Lloyd. 86 Min. 35mm. OF

Ein junger Engländer gibt sich in einer texanischen Kleinstadt als das verlorene Kind einer sexuell frustrierten Arztfrau aus. Deren angesehener Mann nimmt sie nicht ernst und beschäftigt sich lieber mit seiner Modelleisenbahn und den Krankenschwestern. Zunehmend vermischen sich Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Fiktion. Zwischen Ehedrama, Gesellschaftssatire und schwarzhumorigem Horror-Thriller entfaltet sich eine giftige Attacke gegen die Enge des US-amerikanischen Kleinbürgertums.

Donnerstag, 21. März, 18:00 Uhr
Dienstag, 26. März, 20:30 Uhr

PERFORMANCE
USA 1970. R: Nicolas Roeg, Donald Cammell
D: Mick Jagger, James Fox, Anita Pallenberg. 106 Min. 35mm. OmU

Ein Gangster findet nach einem Mord, der nicht in den Plan passt, Unterschlupf bei Rockstar Turner und dessen Geliebten. In diesem Kommunenleben beginnt sich der homophobe Kontrollfanatiker im Rausch der Sinne und der Drogen zunehmend zu verwandeln. Beginnend als Satire auf die moderne Gesellschaft mit Anspielungen auf Showbusiness, Starkult und Pop-Kultur entwickelt sich rund um „Rolling Stones“-Sänger Mick Jagger ein soghaftes Filmexperiment, das fulminant gegen die Regeln des Erzählkinos verstößt.

Freitag, 22. März, 20:00 Uhr
Sonntag, 24. März, 18:00 Uhr

THE MAN WHO FELL TO EARTH  Der Mann, der vom Himmel fiel
Großbritannien 1976. R: Nicolas Roeg
D: David Bowie, Rip Torn, Candy Clark. 138 Min. 35mm. engl. OF mit dän. UT

Ein Abgesandter eines anderen Planeten landet in New Mexico und baut mit Hilfe eines New Yorker Anwalts ein Raumfahrtprogramm auf, das es ihm ermöglichen soll, seine Familie und seine allmählich an Wassermangel zugrunde gehende Spezies zu retten. Natürlich gibt es dabei sehr irdische Komplikationen, die Roeg visuell brillant und erzählerisch verschachtelt umsetzt. Er konnte David Bowie fürdie Hauptrolle gewinnen, der ohne Maskerade über das Flair eines Außerirdischen verfügt.


Samstag, 23. März, 20:15 Uhr

DON’T LOOK NOW  Wenn die Gondeln Trauer tragen
Großbritannien/Italien 1974. R: Nicolas Roeg
D: Donald Sutherland, Julie Christie, Massimo Serato. 110 min. 35mm. OF

Der Klassiker des Psychothrillers erzählt atmosphärisch dicht von John und Laura Baxter, deren kleine Tochter bei einem Unfall stirbt. Im winterlichen Venedig versuchen sie, den Verlust zu verarbeiten, doch eine Reihe mysteriöser Ereignisse verunsichert das Paar zutiefst. Mit einer außergewöhnlichen Montagetechnik führt Roeg die Kinobesucher/innen in ein Labyrinth aus Mehrdeutigkeiten – hin zu einer Reflexion über Vergänglichkeit und Schicksal.

Foto: DFF