Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. Oktober 2013, Teil 1
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Im Frankfurter Filmmuseum ist am Mittwochabend, dem ersten Tag der Buchmesse bei völlig ausverkauftem Haus und unter Anwesenheit von Helge Schneider sein neuester Film voraufgeführt worden, der ab heute in deutschen Kinos zu sehen ist. Die glücklichen Besucher, die eine Karte für die Vorstellung erhascht hatten, durften anschließend mit Helge Schneider diskutieren .
00 SCHNEIDER – IM WENDEKREIS DER EIDECHSE
Wer den Komiker, Unterhalter, Jazzmusiker, auch Komponisten, Drehbuchautor, Zeichner und Regisseur und dann auch noch Schauspieler Helge Schneider mag, der ist hier richtig, und auch der, der abgedrehte, absurde und völlig unwahrscheinliche Unsinnsfilme liebt, sollte kommen, wer aber dies und/oder Schneider nicht leider kann, sollte fernbleiben. Unbedingt! Das ist der wichtigste Rat. Den Spaß hat man am Film nur, wenn man über das, was Helge Schneider da als ernstgespielte Persiflage auf den schwarzen Copfilm, auch den Film noir per Drehbuch, Regie und Hauptdarsteller verbricht, herzlich lachen kann. Schließlich bleibt alles durch- und übersichtlich und auch das gehört zum Vergnügen, daß man sich ihm einfach ausliefern kann und weiter keine tieferen Interpretationen benötigt
Wir haben jemanden vergessen. Natürlich müßten alle Mülheimer den Film anschauen, denn ihre Heimat ist der Dreh-und Angelpunkt des Films, obwohl man leicht verwirrt, auf einmal Mülheim auch als Vorort des andalusischen Almería wahrnimmt, wo es also am Meer liegt und wo die internationale Polizeitruppe residiert, sozusagen die Spitze der Unfähigkeit, starke Raucher dazu. Die Rolle des Kommissar 00 Schneider hatte Helge Schneider 1994 in 00 SCHNEIDER – JAGD AUF NIHIL BAXTER geprägt und nun – nach fast 20 Jahren der Tätigkeit - wartet er nur noch auf die Pensionierung und will deshalb seine Memoiren verfassen, zumindest versucht er es von Anfang an im Film. Allerdings kommt er nicht weit, eine merkwürdige, ihm zuvor unbekannte Tante quartiert sich bei ihm ein und der kantige, dialektsprechende und harsch, nämlich als durchsetzungsfähiger Polizist Auftretende läßt privat so allerhand Merkwürdigkeiten – die Tante ist offensichtlich ein Mann und ein Trickbetrüger dazu - zu, die er dienstlich streng ahndet, denn das Erfolgreiche an seiner Arbeit ist, daß sich ihm unter der Hand die Fälle alle selber klären.
Um den Inhalt, wie hier der Superverbrecher, der immer so zuckt, weshalb er DIE EIDECHSE genannt wird, obwohl er Pillenmann ist und im wirklichen Leben Rocko Schamoni heißt, geht es erst in zweiter Linie, oder eigentlich überhaupt nicht. Wir sind auf jeden Fall die sekündlichen Begleiter des 00 Schneider, lassen ihn nie aus den Augen, bei dem Innen und Außen wunderbar zusammenfallen. Er ist ein Ästhet, was das Farbenspiel angeht, denn seinen schweinslederner Trenchcoat findet sich als Farbe in seinem Hund Zorro wieder, der ihm vertrauter Begleiter ist und - auf einmal verschwunden - unseren Helden zur tiefsten Emotion des Films führt, wo er endlich der einsamste Wolf von allen wird. Obwohl er, als er als Frau zurechtgemacht, einen Frauengrappscher stellt, auch einiges zu bieten hat.
Das Entscheidende am Film ist etwas ganz anderes. Man hat dauernd sozusagen Déjà-vus, obwohl man die Szenen noch nicht gesehen hatte. Das liegt am Siebziger Jahre Anstrich, der alles umgibt, von der Kleidung über die Einrichtung, selbst der Citroen ist genau wie der, der damals für die Avantgarde als Nonplusultra galt. Und dann sind die Farben im Film auch auf einmal verblichen, so als ob wir die Erinnerung von etwas anschauen, die es als Tatsache nie gab.
SPIELTRIEB
Verfilmung des Romans von Julie Zeh durch Gregor Schnitzler. Dabei geht es um Jugendliche, die es mit der Liebe probieren, aber ziemlich gelangweilt damit umgehen.
SEIN LETZES RENNEN
Müßte eigentlich länger besprochen werden, dieser Film, in dem Dieter Hallervorden einen Marathonläufer und Olympiasieger gibt, der zeigt, wie gut der nur als Blödelmann falsch eingeschätzte Schauspieler ist.
