Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. Oktober 2013, Teil 2

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Leider fiel dies bei der diesjährigen Berlinale kaum jemanden auf, als der Film hochgelobt und den Großen Preis der Jury erhielt, daß es hier Männer sind, die eine Frau und ein Frauenthema spielen und inszenieren, in dem die Frau, um die es geht, überhaupt nicht substantiell zu Wort kommt. Daß dann auch noch der Ehemann, der sich sehr in Szene setzt, den Silbernen Bären als bester Schauspieler erhielt, paßt ins Bild. Die schweigenden Frauen also. So etwas passiert oft, dies aber überhaupt nicht zu bemerken, ist und bleibt ein Ärgernis.

 

AUS DEM LEBEN EINES SCHROTTHÄNDLERS

 

Das mußte gesagt werden, denn, was die Handlung des Films angeht, die aufweist, wie hoffnungslos und hin- und hergeschoben diese Romafamilie aus Bosnien, kann man nur empört sein und andere Zustände fordern. Beim Zusehen weiß man nie genau, ob man in einem Spielfilm sitzt oder einer Dokumentation eines wahren Ablaufes. In Wahrheit trifft beides zu, denn Regisseur Danis Tanovíc hatte von dem Vorfall in der Zeitung gelesen, die dem Artikel zugrundeliegende Familie gesucht, gefunden und sie zu den Hauptdarstellern ihrer eigenen Geschichte gemacht – nachträglich also, als Aufzeichnung dessen, war war.

 

Der Film beginnt mit dem fachmännischen Ausschlachten von Autos, die als Leichen behandelt, auseinander genommen werden und als Schrott zum nächsten Händler kommen und das einzige Einkommen für diese Familie darstellt. Zu wenig, denn die Ehefrau und bisher Mutter von zwei Kindern ist schwanger. Wir sehen erst ausführlich zu, wie Ehemann Nazif Holz holt und Mutter Senada ihre Töchter versorgt. Dann wird ihr schlecht. Es stimmt etwas nicht mit dem Baby im Bauch. Im Nachhinein erfahren wir, daß es im Mutterleib abgestorben ist, und nur eine sofortige Operation die Mutter retten kann.

 

Die jedoch hat keine Krankenversicherungskarte und ohne die dürfen die Ärzte nicht operieren. Der Film zeigt nun die mehrfachen Bittgänge des Ehemanns und seiner Brüder und der Hilfe, die außerhalb des Gesetzes möglich wird, weil die Familie sich einen Trick ausdenkt, der klappt. Ein Betrug, mit dem der Zuschauer höchst einverstanden ist. Was den Zuschauer aber zunehmend hilflos macht, ist nicht nur der Umstand, daß die Frauen in diesem Film nicht zu Wort kommen, doch doch, sie dürfen schon auf Fragen antworten, aber die Heldenrolle und des Sprechers aller hat auf immer unangenehmer werdende Weise der Held Ehemann.

 

Der Regisseur tut so, als ob es keinen Regisseur gäbe, weil sich alles sehr zwangsläufig entwickelt und der dokumentarische Rahmen die Hauptrolle spielt, was also seine Kunst ist. Daß der Film nur 17 000 Euro gekostet haben soll, hat eben auch als Hintergrund, daß sich die Personen selber spielen, alles in der eigenen Wohnung und der der Großfamilie stattfindet sowie in öffentlichen Einrichtungen.

 

 

DER BUTLER

 

Hier wird durch die Geschichte des schwarzen Butlers Cecil Gaines, der für insgesamt acht amerikanische Präsidenten ihr Diener war, die Geschichte Amerikas der letzten 80 Jahre erzählt. Nicht viel Zeit angesichts des menschlichen Lebens auf Erden. Was sich aber für Schwarze, ach was, für die ganze Welt in dieser Zeit geändert hat, weiß man, wenn man sich zurückerinnert oder jetzt erstmals hört, daß noch in der Nachkriegszeit im amerikanisch besetzten Deutschland kein Schwarzer in die Kneipen der weißen Soldaten wagen durfte: of Limits.

 

 

EINZELKÄMPFER

 

An vier Einzelschicksalen aus der ehemaligen DDR wird das System von Sportunterstützung und Politisierung von Sport vorgeführt.

 

 

AUF DEN ZWEITEN BLICK

 

Ansprechend erzählt die aus dem Fernsehen bekannte, in Nigeria geborene Sheri Hagen hier als Regisseurin kleine Geschichten aus dem Berliner Alltag, wo kein einziger solch ein hundertprozentiger Unversehrte ist, wie es Werbung und oft auch Fernsehfilme vorspiegeln.

 

 

PRISONERS

 

Paraderolle für Hugh Jackman, der wieder einmal ein ganzer Kerl sein darf und die entführten Töchter, von denen eine seine ist, sucht, ein Fall, dessen die Polizei nicht Herr wird. Oder doch?

 

 

NAKED OPERA

 

Opernfan Marc Rollinger liebt die Oper über alles, am meisten allerdings, mindestens monatlich den Don Giovanni zu sehen und zu hören. Im richtigen Leben liegt ihm allerdings, die Liste seiner Eroberungen mit Männern zu füllen, was eine Frau inszeniert. Diesen Film nämlich.