Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Mai 2025, Teil 4
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Yelena Belova (Florence Pugh) befindet sich auf einem psychischen Tiefpunkt und beginnt ihr Leben zu hinterfragen. Sie fühlt sich allein und unzufrieden durch ihre regelmäßigen immer gleich ablaufenden Missionen für die Organisation der Ex-CIA-Chefin Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus). Die Black Widow beschließt, noch einen letzten Auftrag für ihre Chefin zu erledigen und dann endgültig aufhören.
Nachdem sie ihren Auftrag erledigt hat, besucht sie ihren russischen Pflegevater Alexei Shostakov (David Harbour), der mit einem riesigen Miettaxi sein Geld verdient, dabei selbst aber auch ausgesprochen unglücklich ist und sich seine Zeit als Red Guardian zurückwünscht.
De Fontaine versucht Yelena noch für einen allerletzten Auftrag zu rekrutieren. Dieser soll in ein abgelegenes Gebäude tief in einem Berg stattfinden.
Die Ex-CIA-Chefin hat gerade auch etwas Probleme mit einer Anhörung, die auch von Senator James Buchanan ″Bucky″ Barnes (Sebastian Stan) beobachtet wird, der als Politiker in Washington versucht, Valentina das Handwerk zu legen.
Doch Yelenas Auftrag verläuft ganz anderes als sie erwartet hat, denn vor Ort sind ebenfalls Antonia Dreykov (Olga Kurylenko) aka Taskmaster, Ava Starr aka Ghost (Hannah John-Kamen) und der ehemalige Captain America John Walker (Wyatt Russell). Alle vier haben auf Grund ihrer einzigartigen Fähigkeiten bislang im Geheimen für de Fontaine gearbeitet. Jetzt merken sie, dass sie in eine Todesfalle geraten sind und ihr Auftrag ist, sich gegenseitig ausschalten.
Nach einigen Kämpfen taucht plötzlich noch ein barfüßiger junger Mann auf, der sich Bob (Lewis Pullman) nennt, der unter Amnesie leitet und nicht weiß, warum er in dem Bunker eingesperrt ist.
Erst in letzter Sekunde begreifen die fünf eingesperrten Agenten, dass sie hereingelegt wurden. Jetzt müssen sie ihre Misstrauen gegeneinander hinter sich lassen und versuchen – da de Fontaine die Kavallerie schickt – gemeinsam aus der Anlage zu entkommen, was für alle nicht gerade einfach ist, da selbst Ghost nicht durch die Türen des Bunkers gehen kann. Doch plötzlich entwickelt der geheimnisvolle ″Bob″ ganz ungeahnte Kräfte.
Dadurch gelingt drei von ihnen auch mit Unterstützung des Red Guardian und seiner riesigen Limo und besonders des Winter Soldiers Bucky Barnes die Flucht. Der verlangt von den vier Geretteten, dass sie sich mit ihm zu einer Gruppe zusammen schließen, die sich vorübergehend ″Thunderbolts″ nennt, um der Ex-CIA-Chefin endgültig das Handwerk zu legen. Sie selbst hat sich mit ihren Mitarbeitern im ehemaligen Stark-Tower festgesetzt.
Doch der Mann, den sie als Bob kennengelernt haben und der sich als Versuchsobjekt in einem angeblich fehlgeschlagenen Supersoldaten-Programm von der Ex-CIA-Chefin herausstellt, hat sich inzwischen seiner mentalen und körperlichen Fesseln befreit und bedroht als ″Sentry″ seine ehemaligen Mitgefangenen und kann in einer ersten Schlacht die Thunderbolts leicht besiegen.
Da Sentry auch eine dunkle Seite hat und beginnt nicht nur die Stadt, sondern die ganze Menschheit zu bedrohen, müssen die Thunderbolts versuchen, ihre Niederlage und ihre Streitigkeiten hinter sich zu lassen, um Bob von seinem Vorhaben abzuhalten…
″Thunderbolts*″ (mit *) ist der 36. Spielfilm innerhalb des Marvel Cinematic Universe (MCU). Er bildet den Abschluss der sogenannten Phase Fünf. Regisseur der Comic-Verfilmung ist Jake Schreier, das Drehbuch stammt von Eric Pearson, Lee Sung Jin und Joanna Calo.
Die Mitglieder der Thunderbolts sind bisher vor allem als Anti-Helden in anderen Marvel-Filmen und -Serien aufgetreten. Dabei haben sie auch eine weitere Gemeinsamkeit: Sie alle tragen ihr Päckchen mit sich herum, wie Yelena Belovas Kindheit im Black-Widow-Trainingszentrum, John Walkers kurze Amtszeit als Captain-America oder Alexei Shostakov, der seiner glorreichen Sowjet-Vergangenheit als Red Guardian mit reichlich Alkohol hinterher trauert. All dies wird immer wieder in Dialogen und Rückblenden thematisiert.
Die Zusammenstellung der Thunderbolts ist zwar sehr gut gelungen, allerdings gibt es für Zuschauer, die nicht die vorherigen Marvel-Filme und -Serien gesehen haben, Probleme, die Hintergründe der handelnden Personen zu verstehen. Deshalb hier eine kurze Zusammenfassung, wer wo in früheren Filmen und Serien aufgetreten ist.
Die meisten Auftritte hatte sicher Sebastian Stan als James Buchanan ″Bucky″ Barnes alias Winter Soldier, der bereits in ″Captain America: The First Avenger″ (2011) der Freund von Steve Rogers aka Captain America war. Weitere teilweise nur Cameos hatte der Winter Soldier in ″The Return of the First Avenger″ (2014), ″Ant-Man (2015), ″The First Avenger: Civil War″ (2016), Black Panther (2018), Avengers: Infinity War (2018), ″Avengers: Endgame″ (2019), zuletzt in ″Captain America: Brave New World″ (2025) und vorher noch in den 6 Folgen der Serie ″The Falcon and the Winter Soldier″ (2021). Dort spielte auch Wyatt Russell als John Walker / U.S. Agent mit.
Florence Pugh war Yelena Belova / Black Widow bereits in ″Black Widow″ (2021) und der ″Hawkeye″-Serie (2021) vertreten. David Harbour spielte als Alexei Shostakov / Red Guardian auch in ″Black Widow″, ebenso wie Olga Kurylenko als Antonia Dreykov / Taskmaster. Hannah John-Kamen trat als Ava Starr / Ghost erstmals in ″Ant-Man and the Wasp″ (2018) als Gegnerin in Erscheinung.
Julia Louis-Dreyfus trat als Valentina Allegra de Fontaine sowohl in zwei Folgen von ″The Falcon and the Winter Soldier″, in ″Black Widow″ als auch in ″Black Panther: Wakanda Forever″ (2022) in Erscheinung. Ihre Assistentin Mel (Geraldine Viswanathan) ist ein neuer Charakter.
Dagegen tritt Lewis Pullmans Rolle als Robert ″Bob″ Reynolds aka Sentry / The Void erstmals in einem Marvel-Film auf. Sentry ist eine neue Erfindung von Paul Jenkins. Der Charakter erschien erstmals zwischen September 2000 und Februar 2001 in den USA sechs Heften einer Miniserie. In späteren Stories hatte er auch Kontakt zu Spider-Man, den Fantastic Four und zum Hulk.
Daneben haben einige der Darsteller auch ihre Rollen in der Animationsserie ″What if…?″ gesprochen.
″Thunderbolts*″ bietet getragen von den hervorragenden schauspielerischen (und komödiantischen) Leistungen der bunten Gruppe deutlich mehr als nur das übliche Actionspektakel. Der Film zeigt eine unerwartete Tiefe, verzwickte Konfrontationen und persönlichen Zweifel, aber er hat trotzdem einigen Humor, für den neben kurzen Szenen (wie Bucky seinen künstlichen Arm in der Spülmaschine wäscht) vor allem David Harbour als Red Guardian verantwortlich ist.
Dreh- und Angelpunkt ist allerdings Florence Pugh als Yelena Belova. Pugh zeigt ihr ganzes Können, da sie Yelena mit lebendigem Minenspiel zwischen tief betrübt und vorsichtig optimistisch verkörpert. Dabei ist vor allem auch ihr Zusammenspiel mit David Harbour und ihre Fürsorge für Bob zu nennen. Aber auch in den Action-Szenen ist sie hervorragend dabei.
Lewis Pullman zeigt als Bob ebenfalls eine großartige Schauspielleistung, denn er zeigt nicht nur die – mindestens drei – Seiten seines ganz gegensätzlichen Charakters. Dabei schafft er es sowohl die schillernden als auch unsicheren Seiten seiner Person heraus zu arbeiten. Allerdings darf er sich nur in wenigen Augenblicken wirklich als Sentry oder The Void austoben. Hier wird noch nicht angedeutet, in welche Richtung sich sein Charakter entwickelt, z.B. wie in den Comics. Dabei könnte bereits eine mögliche Konfrontation mit Reed Richards Thema im nächsten Marvel-Film ″The Fantastic Four: First Steps″ sein, der am 24. Juli 2025 in die deutschen Kinos kommen soll, oder aber erst in späteren Filmen wie ″Avengers: Doomsday″ (2026) oder ″Avengers: Secret Wars″ (2027).
Auch wenn Florence Pugh und Lewis Pullman im Mittelpunkt stehen, und dadurch Sebastian Stan und Julia Louis-Dreyfus (trotz sehenswerter Performances) etwas zurückstehen müssen, bekommen auch die restlichen Thunderbolts und ihre Gegner immer wieder Momente, in denen sie glänzen können.
Neben den Schauspielleistungen schafft es Regisseur Jake Schreier aber auch einige hervorragende Actionszenen zu zeigen. So beginnt der Film damit, dass Yelena mit ihrer Situation unzufrieden ist, sich dann aber nach einem spektakulären Fallschirmsprung ohne sichtbare Schnitte durch einen Gang voller Wachen prügelt, bevor sie das ganze Stockwerk in die Luft jagt. Auch der Kampf von Belova, US Agent, Ghost und Taskmaster punktet mit einer stets mobilen Kamera von Kameramann Andrew Droz Palermo, ohne dass man als Zuschauer die Übersicht verliert. Ein weiterer Höhepunkt ist dann sicher die Verfolgungsjagd durch die Wüste von Nevada.
Nicht zu vergessen sind aber auch die Szenen, wenn vier der späteren Thunderbolts spinnengleich Rücken an Rücken im Bunker einen Schornstein hochklettern und sich dabei darüber unterhalten, wer denn nun die allerschlimmste Kindheit hatte. Dies sorgt dann doch je nachdem für einige Lacher oder auch nur für Kopfschütteln.
Insgesamt ist ″Thunderbolt*″ ein etwas anderer Marvel-Film über eine sympathische Antiheldengruppe, bei denen auch die persönlichen Probleme nicht vergessen werden und aus der Florence Pugh und Lewis Pullman besonders herausragen. Dadurch ist Regisseur Jake Schreier eine außergewöhnliche Comic Verfilmung gelungen mit guter Balance aus Action, Comedy und Drama, bei dem die inneren Dämonen und die menschlichen Fehler seiner Charaktere interessanter sind als die sonst üblichen Materialschlachten. Der Film überzeugt aber auch mit einigen starken Actionszenen und einem mutigen Finale. Auch wenn man nicht alle vorherigen Marvel-Filme und Serien gesehen hat, lohnt es, sich den Actionfilm im Kino anzusehen.
Zusatz: Wie bei den MCU-Filmen üblich, gibt es auch bei ″Thunderbolts*″ während und nach dem Abspann noch zwei interessante Sequenzen. Die erste ist lustig und die zweite spektakulär, auch wenn sie recht deutlich auf weitere Filme hinweist.
Foto 1: v.l.n.r.: Ava Starr / Ghost (Hannah John-Kamen), Taskmaster (Olga Kurylenko), John Walker (Wyatt Russell), Bucky Barnes (Sebastian Stan), Alexei Shostakov / Red Guardian (David Harbour) und Yelena Belova (Florence Pugh) © 2025 MARVEL
Foto 2: Yelena Belova (Florence Pugh) © 2025 MARVEL
Foto 3: v.l.n.r.: John Walker (Wyatt Russell), Bucky Barnes (Sebastian Stan), Ava Starr / Ghost (Hannah John-Kamen) und Alexei Shostakov / Red Guardian (David Harbour) © 2025 MARVEL
Foto 4: Bucky Barnes (Sebastian Stan) 2025 MARVEL
Foto 5: v.l.n.r.: Bucky Barnes (Sebastian Stan), Ava Starr / Ghost (Hannah John-Kamen), Yelena Belova (Florence Pugh), John Walker (Wyatt Russell) und Red Guardian / Alexei Shostakov (David Harbour) © 2025 MARVEL
Info:
Thunderbolts* (USA 2025)
Originaltitel: Thunderbolts*
Genre: Comic Verfilmung, Drama, Science-Fiction, Fantasy, Action, Abenteuer, Thriller, Marvel Cinematic Universe (MCU), Phase Fünf
Filmlänge: ca. 130 Min.
Regie: Jake Schreier
Drehbuch: Eric Pearson, Lee Sung Jin, Joanna Calo
Darsteller: Florence Pugh, Sebastian Stan, David Harbour, Wyatt Russell, Hannah John-Kamen, Lewis Pullman, Olga Kurylenko, Julia Louis-Dreyfus, Geraldine Viswanathan, Chris Bauer, Wendell Pierce u.a.
Verleih: The Walt Disney Company Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 01.05.2025