isl4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. Mai 2025, Teil 4

Redaktion 

Berlin (Weltexpresso) - Mit seiner dritten Regiearbeit ISLANDS unternimmt der deutsche Filmemacher und Autor Jan-Ole Gerster einen eindrucksvollen neuen Schritt. Gleich mit seinem Regiedebüt hatte der damals 34-Jährige 2012 den Durchbruch geschafft: „Oh Boy“ mit Tom Schilling in einer ikonischen Darstellung gewann sechs Deutsche Filmpreise, u.a. als bester Film. Gerster selbst erhielt Lolas für die beste Regie und das beste Drehbuch. „Lara“ folgte sieben Jahre später und unterstrich die Ausnahmestellung des in Hagen geborenen, seit 2000 in Berlin lebenden Gerster: Auch international fand der Film mit Corinna Harfouch in der Hauptrolle lobende Anerkennung, nachdem er im Wettbewerb des Internationalen Filmfestivals von Karlovy Vary Weltpremiere gefeiert hatte.

Jetzt ist Jan-Ole Gerster zurück mit einer weiteren außergewöhnlichen Produktion, seine aufwändigste Arbeit bislang, ein geheimnisvoller und kunstreich erzählter Thriller, der mit Versatzstücken des Film Noir wie auch des klassischen Kunstkinos spielt: Der erste internationale Film des Regisseurs, mit englischen Darstellern – Sam Riley, Stacy Martin, Jack Farthing – in englischer Sprache gedreht, an Originalschauplätzen auf der spanischen Kanareninsel Fuerteventura, allerdings aus Deutschland heraus finanziert und produziert. Es ist auch die erste Zusammenarbeit von Jan-Ole Gerster mit der Kölner Produktionsfirma augenschein Filmproduktion, die sich in den letzten 15 Jahren einen Namen als Experte für internationale Produktionen gemacht hat. Aktuell steht für die Produzenten Jonas Katzenstein und Maximilian Leo der Kinostart von „The Assessment“ mit Elizabeth Olsen und Alicia Vikander bevor, in Kürze wird „Mother Mary“ von David Lowery folgen.

„Jonas und ich waren immer schon große Fans der Arbeit von Jan-Ole“, berichtet Produzent Maximilian Leo. Gerster war den beiden Produzenten mit seinen beiden ersten Filmen als Filmemacher aufgefallen, der exakt dem Raster entspricht, wonach sie suchen. „Er macht ungewöhnliche, außergewöhnliche Filme, in einer klar erkennbaren Regie-Handschrift und einer ganz besonderen Tonalität, die Publikumswirksamkeit mit cineastischer Tiefe ideal verbindet, so ist es ihm mit „Oh Boy“ ebenso gelungen wie mit „Lara“. Das ist beeindruckend. In beiden Filmen gibt es einen ganz bestimmten Blick für Schauspiel-Szenen. Daher hatten wir insgesamt das Gefühl, dass in ihm etwas steckt, das auch auf der internationalen Bühne seine Kraft entfalten kann.”

Man verabredete sich zu einem Treffen und Gerster erzählte den beiden Produzenten von einer Filmidee, die er mit sich trug. Jonas Katzenstein erinnert sich: „Das war noch lange vor jeder Drehbuchfassung, es war einfach nur ein Pitch. Aber Max und ich fühlten uns sofort direkt angesprochen von der Tragik, die aus der Idee sprach. Das hat uns gepackt, diese Larger-than-life-Figur, die auf eine ganz neue und interessante Weise mit einem klassischen männlichen Noir-Charakter bricht. Bei diesem Pitch konnte man nicht sofort erkennen, dass er aus Deutschland kam. Diese besondere Lakonie und Leichtigkeit bringt man eher selten mit dem deutschen Film in Verbindung. Wir wollten eine Geschichte erzählen, die durchaus eine tragische Dimension hat, aber dennoch spielerisch umgesetzt ist.“

Mit vielen Head of Departments arbeitete Jan-Ole Gerster zum ersten Mal. „Wir haben sehr bewusst und gezielt nach den Richtigen gesucht, um diesen besonderen Film so umzusetzen, wie er Jan-Ole vorschwebte“, sagt Maximilian Leo. „Wir hatten sofort DOP Juan Sarmiento G. im Kopf, mit dem wir bei augenschein bereits bei „Der Russe ist einer, der die Birken liebt“, zusammengearbeitet haben. Sein poetische Bildsprache passt ideal zu Jan-Oles klassischem Kino-Stil.” Mit Szenenbildnerin Cora Pratz hatten wir bereits „Home“ von Franka Potente in Los Angeles gemacht. Für sie gilt dasselbe wie für Juan: „Ihre Arbeit bereichert jeden Film um eine zusätzliche Dimension”. Jan-Ole Gerster mit diesen inspirierenden Künstlern zusammenzubringen, hat sich für die Produzenten ausgezahlt. Jonas Katzenstein: „Sie haben sich gegenseitig beflügelt und sind alle nochmal über sich hinausgewachsen. Man spürt das förmlich, wenn man derart inspirierte Menschen zusammenbringt.“

Eine lange Suche ging der Entscheidung voraus, wer die Musik des Films komponieren würde. Die Wahl fiel schließlich auf Dascha Dauenhauer, die aktuell auch mit dem Score für den neuen Film von Burhan Qubani, „kein tier. so wild.“, für Aufsehen sorgt – ein Score übrigens, dessen monströse Atonalität diametral anders ist als die Musik, die sie schließlich für ISLANDS geschrieben hat. „Die Latte lag sehr hoch für sie“, schmunzelt Maximilian Leo. „Im Schnitt hatte Jan-Ole die größten Kompositionen der Filmgeschichte als temporäre Musik auf die Bilder gelegt. Es war fast, als hätte man Dascha vor eine Mission Impossible gestellt. Was sie dann abgeliefert hat, hat unsere kühnsten Erwartungen übertroffen: Ein Score, der den Atem großer Filme der 50er- und 60er-Jahre in sich trägt, der nach großem Kino klingt, sich aber immer neu, überraschend und gegenwärtig anfühlt. Wir sind begeistert, das war das Tüpfelchen auf dem I.“

Nachdem die augenschein Filmproduktion bereits „The Assessment“ von Fleur Fortuné auf Teneriffa gedreht hatte, kehrten sie nun auf die Kanaren zurück, diesmal fanden die Dreharbeiten aber auf Fuerteventura statt. „Die Kanaren bieten einfach fantastische Motive“, merkt Produzent Katzenstein an. „Jan-Ole hat ISLANDS explizit für Fuerteventura geschrieben – ohne diese Insel würde es den Film nicht geben. Es ging also gar nicht anders, als auf Fuerteventura zu drehen.“

Maximilian Leo selbst war ebenfalls bereits mit der Insel vertraut. „Ich habe mehrere Surf-Urlaube dort verbracht“, erzählt er. Als er das Drehbuch las, kam er aus dem Staunen oftmals nicht heraus. „Alle Drehorte, die Jan-Ole beschrieb, kannte ich bereits von meinen eigenen Inselbesuchen. Die Handlung war mit Fuerteventura verbunden, alle Szenen waren den Drehorten wie auf den Leib geschrieben. Also haben wir uns der Herausforderung gestellt, den Film auch wirklich dort zu drehen. Es gab keine Alternative.“ Katzenstein räumt aus produzentischer Sicht aber auch ein, dass es auf dieser entlegensten Insel der ohnehin schon weit entfernten Inselgruppe „keine filmische Infrastruktur gibt, und ein Dreh eine große logistische Herausforderung ist.“

Es mussten Wege gefunden werden, die nötige Infrastruktur von den anderen Inseln nach Fuerteventura zu bringen. „Wir haben dort außerdem im laufenden Hotel-Betrieb gedreht – auch das hat seine Tücken“, meint der Produzent. In der ehemaligen Bar des Hotels wurden das Produktionsbüro, der Aufenthaltsraum für die Schauspieler und Komparsen sowie Kostüm und Maske eingerichtet. „Das hat alle wahnsinnig zusammengeschweißt. Und wir konnten sehr konzentriert arbeiten, es gab keine Ablenkung.“

Ein weitere große Herausforderung war die Anzahl der Drehorte. „Häufig war es so, dass es nicht nur keine Infrastruktur gab, sondern dass wir an Orten waren, wo es buchstäblich nichts gibt. Außerdem hatten wir mit Widrigkeiten zu kämpfen - wie zum Beispiel mit Seegras. Die Behörden sagten uns zu, sich darum zu kümmern. Aber mit einem kleinen Bagger wird man unmöglich den Tonnen von Seegras Herr, die es zu entfernen galt.“ Maximilian Leo beschreibt es als „Drehen im Wasteland“, erklärt aber auch: „Dafür wurden wir mit Bildern belohnt, die man sonst niemals hätte herstellen können.“

Besonders in Erinnerung bleibt Maximilian Leo und Jonas Katzenstein der besondere Teamspirit, der enge Zusammenhalt: „Durch den Dreh auf der Insel war es eine wahnsinnig intensive Zeit. Das war wie in meinen Studienzeiten, da habe ich so etwas zum letzten Mal erlebt.“ Leo unterstreicht noch einmal die enge und innige Zusammenarbeit mit Jan-Ole Gerster. „Wir haben an einem Strang gezogen. Da steckte echte Leidenschaft, echtes Feuer dahinter. Wenn man ISLANDS jetzt sieht, sieht man die Liebe, die im Film steckt. Für mich ist es ein Film, der das Zeug zum Klassiker hat, den man sich in 20 Jahren ansieht und dann immer noch in seinen ganz eigenen und unverkennbaren Bann gezogen wird. Das war meine Hoffnung.“

Und er sagt: „Die größte Leistung des Films ist es, dass ich als Zuschauer am Ende zutiefst berührt bin und eine tiefe Tragik empfinde, obwohl wir schließlich im Grunde wieder genau da sind, wo die Geschichte angefangen hat. Für mich erzählt der Film die Geschichte eines Eskapisten, dem es erfolgreich gelungen ist, der Verantwortung im Leben zu entfliehen, aber damit auch in der Bedeutungslosigkeit angekommen ist. Er wird angetrieben von einer Sehnsucht nach Bedeutung und sieht sich konfrontiert mit der Tragik, diese nicht erlangen zu können.“

Katzenstein ergänzt: „Mir gefallen die klugen Anleihen beim Film Noir, und trotzdem stehen diese tagtraumartige Qualität, dieses Urlaubmachen im Leben eines anderen immer im Zentrum. Zwei völlig verschiedene Dinge eigentlich, und doch gehen sie gemeinsam auf in eine kohärente Sache. Das macht die diese so besondere Qualität von ISLANDS aus.“
VOR DER KAMERA

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Info:
Islands (Deutschland 2024) 
Genre: Drama, Thriller 
Regie: Jan-Ole Gerster
Drehbuch: Jan-Ole Gerster, Blaž Kutin und Lawrie Doran
Nach einer Geschichte von Jan-Ole Gerster
Darsteller: Sam Riley, Stacy Martin, Jack Farthing, Dylan Torrell, Pep Ambròs, Bruna Cusí, Ramiro Blas, Ahmed Boulane, Fatima Adoum, Maya Unger, Alina Schaller, Iker Lastra, Ainhoa Hevia, Isabella Stoffel, Fernando Navas, Agnes Lindström Bolmgren u.a.
Verleih: LEONINE Studios
FSK: ab 6 Jahren