isl2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. Mai 2025, Teil 3

Redaktion 

Berlin (Weltexpresso) -  Wie sind Sie mit Jan-Ole Gerster zusammengekommen – kannten Sie sich aus Berlin?


Nein, gar nicht. Ich kannte und mochte seine Filme, aber hätte eigentlich nicht gedacht, dass ich für eine seiner Arbeiten in Frage käme – bislang hatte er ja ausschließlich auf Deutsch gedreht. Aber mein Agent hatte sich mit ihm getroffen und war auf diese Weise sehr früh an das Drehbuch gekommen. Also konnte ich es lesen, bevor es auf den Tischen von Robert Pattinson und Michael Fassbender landen konnte. Und weil ich wie er in Berlin lebe, war es dann gar nicht so schwer, dass wir uns gleich treffen konnten. Ich wollte diese Rolle unbedingt spielen. Beim Lesen musste ich immer denken, dass das genau die Art von Film ist, in der ich gerne dabei wäre, eine Art von Film, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. Von so etwas hatte ich geträumt! 

 

Was dachten Sie?

 

Ich habe damals einen Traumstart gehabt mit „Control“ – toller Stoff, toller Film, toller Regisseur. Da hat alles gepasst. Es hat sehr lange gedauert, bis wieder eine Rolle in die Nähe meines Orbits gekommen ist, die dieser ersten Erfahrung nahekommt. Ich hatte immer wieder interessante Parts in tollen Filmen, aber als ich das Drehbuch von ISLANDS las, habe ich fast geweint vor Freude: Tom ist eine Rolle, von der ich in all den Jahren immer geträumt habe, eine richtig wunderbare Hauptrolle. Das entspricht meinem Ethos: Ich liebe es, bei einem Dreh gefordert zu werden und jede einzelne Sekunde anwesend zu sein, mitzuerleben, wie alles entsteht – und natürlich entscheidenden Anteil daran haben zu dürfen. Das liebe ich. Deshalb wollte ich Schauspieler werden. 

 

Was sprach Sie denn an?

 

Alles. Einfach alles. Beim Lesen hatte ich sofort Kinobilder im Kopf, große Kinobilder, ein bisschen wie bei Antonioni, ein bisschen wie bei Hitchcock… Ich musste an die großen Highsmith-Verfilmungen denken wie „Nur die Sonne war Zeuge“. Und dann diese Rolle! Ich wusste sofort, wie ich das spielen würde, wusste, was ich damit machen könnte. Okay, ich bin kein Tennisspieler – da war klar, dass ich Hausaufgaben vor mir hatte. Aber alles andere empfand ich als wie gemacht für mich.

 

Und wie ging es dann weiter?

 

Als ich mich zum ersten Mal mit Jan-Ole traf, ließ er sich nicht in die Karten blicken. Er sagte nur, er habe eine persönliche Regel, dass er sich mit Kandidaten für eine Hauptrolle mindestens dreimal treffen müsste, bis er eine Entscheidung treffen könne. Später erzählte er mir, dass er schon beim ersten Treffen wusste, dass er den Film mit mir machen wollte. Er ließ mich aber trotzdem zu allen drei Terminen kommen. 

 

Er hat sich einfach gerne mit Ihnen getroffen.

 

Beim Kennenlernen haben wir überhaupt nicht über den Film oder die Rolle gesprochen. Wir redeten über alles andere, aber nicht darüber. Es war eher, als würden wir Freundschaft schließen. Man muss nur seine Filme ansehen, um zu verstehen, dass er ein absoluter Filmfan ist, dass ihm das Kino alles bedeutet. Dafür lebt er. Er weiß einfach alles. Und er ist ein großartiger Geschichtenerzähler. Natürlich wusste ich schon vor den Treffen, dass ich die Rolle haben wollte. Danach war meine Lust darauf noch größer. 

 

Was uns zum Tennis führt…

 

Das war der Knackpunkt. Die Produktion bot mir an, so viele Tennisstunden zu bezahlen, wie nötig wären, um diesen Aspekt der Rolle perfekt rüberzubringen. Ich hatte einen Trainer, der an meinem Aufschlag und meiner Rückhand arbeitete und ein anderer war unter anderem für meine Vorhand zuständig. Das Training war hart, aber wenn man die Grundzüge erst einmal beherrscht, ist es ein wunderbarer und eleganter Sport, bei dem die mentale Stärke entscheidend ist. Man kann der talentierteste Spieler der Welt sein: Wenn sich in deinem Kopf auch nur der Funke eines Zweifels festsetzt, hast du verloren. Das fand ich faszinierend, weil sich das auch auf Schauspielerei übertragen lässt. Natürlich sind wir immer voller Zweifel, und wenn man das nicht abstellen kann, wenn die Kamera läuft, ist man geliefert. 

 

Dann kriegen Sie das Lob jetzt: Sie schlagen sich ausgezeichnet auf dem Tenniscourt!

 

Ich wollte, dass es sich echt anfühlt. Überhaupt war der Dreh eine absolut immersive Erfahrung: Es fühlte sich surreal an, als wären wir Teil der „Truman Show“. Wir haben bei normalem Regelbetrieb in der Hauptsaison in einem Hotel auf Fuerteventura gedreht. Wir waren mit unseren Kostümen in einer Bar, die aussah wie in „Shining“, und ich bin dann in voller Montur mit Tennisschläger durch den Poolbereich an den Sonnenanbetern vorbei zum Tennisplatz. Immer wieder wurde ich von Gästen gefragt, ob sie Stunden bei mir buchen könnten. Wir haben uns mittags am selben Buffet bedient, an dem auch die Touristen anstanden. Ich habe mich mit den Angestellten angefreundet, die wir jeden Tag trafen. Es war wild und toll!

 

Sie haben den Film erstmals bei der Premiere auf der Berlinale gesehen. Was sind Ihre Erinnerungen?

 

Es war das erste Mal, dass ich mit einem Film auf der Berlinale war. Und dann war unsere Premiere auch noch im Zoo-Palast, dem ersten Kino, das ich damals besucht habe, als ich nach Berlin gezogen bin! Berlin ist mittlerweile meine Heimat, deshalb war es ein besonderes Erlebnis, diesen sonnengetränkten Film hier in einer klirrenden Winternacht zu sehen. Ich bin sehr stolz, dass ich Teil dieser Produktion sein durfte, die Juan so fotografiert hat und für die Dascha diese unfassbar tolle Musik komponiert hat. Es war wunderbar, mit ihnen in einem Raum zu sein und zu spüren, wie das Publikum mitging. Mehr kann man sich nicht wünschen.

Foto:
©

Info:
Islands (Deutschland 2024) 
Genre: Drama, Thriller 
Regie: Jan-Ole Gerster
Drehbuch: Jan-Ole Gerster, Blaž Kutin und Lawrie Doran
Nach einer Geschichte von Jan-Ole Gerster
Darsteller: Sam Riley, Stacy Martin, Jack Farthing, Dylan Torrell, Pep Ambròs, Bruna Cusí, Ramiro Blas, Ahmed Boulane, Fatima Adoum, Maya Unger, Alina Schaller, Iker Lastra, Ainhoa Hevia, Isabella Stoffel, Fernando Navas, Agnes Lindström Bolmgren u.a.
Verleih: LEONINE Studios
FSK: ab 6 Jahren