
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - „Die ersten Ideen und Inspirationen zu VENA entstanden aus purer Faszination. Faszination über die Schönheit und Wucht einer Geburt, die ich bei meiner eigenen Tochter erlebt hatte. Die Faszination über das verbindende Gefühl, dass alle Mütter dieser Welt diesen prägenden Moment erlebt haben. Ob positiv oder negativ. Faszination über die Frauen, die in ihrer ostdeutschen Heimatstadt Erfurt mit grell-bunt gefärbten Haaren und Zigarette im Mund ihr Baby im Kinderwagen schieben und in ihrem Blick aufrichtige Liebe ausstrahlen.
Später die Faszination in der umfangreichen Recherche über die Mütter, die während ihrer Schwangerschaft tief in der Crystal-Meth-Sucht steckten und beim Annehmen ihrer Babys von einem auf den anderen Tag aufhörten zu konsumieren. Leider nach der Geburt aber auch häufig wieder rückfällig wurden. Aus der Faszination drängten sich mir zunehmend Fragen auf. Was passiert mit den schwangeren Frauen, die aufgrund ihrer Suchtgeschichte ins Gefängnis müssen? Lene (Name geändert), eine Frau, die ich in einer Sucht-Einrichtung kennenlernte, erzählte mir von ihrem Leben, das von ständiger Angst, starkem Konsum und einer zerstörerischen Beziehung geprägt war. Als Lene erfuhr, dass sie schwanger war, nahm sie so viel Crystal, dass ihr Kind davon sterben sollte. Ihr Kind überlebte. Als sie in Haft musste, lebte es bereits in einer Pflegefamilie. Die Zeit in Haft beschrieb sie als die ruhigsten Tage, die sie je erlebt hatte. Ein sicheres Zuhause ohne Angst. Ich hatte mich bereits in mehreren Dokumentarfilmen kritisch mit dem deutschen Strafvollzug befasst und die Perspektive von Lene auf die Inhaftierung war für mich eine ganz neue. Lene hatte ein bisschen Frieden und Freiheit am unfreisten Ort der Welt gefunden.
Ich führte viele Gespräche mit Frauen wie Lene. Ihre Geschichten waren sehr unterschiedlich, doch überschnitten sich oft in einer stark traumatisierenden Kindheit, unsicheren Beziehungen und der Suche nach innerem Frieden. Jenny entstand peu à peu als Figur. Mit ihren Farben, ihrem Wunsch, ihre Tochter nach einer Figur aus ihrem Lieblings-Game zu benennen, ihren Ängsten, ihrem Bedürfnis geliebt zu werden und der Erkenntnis, dass ihr das, in dem Leben, das sie führt, niemand geben kann außer sie selbst.
In Gesprächen mit Therapeut:innen wird Frauen oft gesagt, dass sie ihre Kinder nicht als Rettung sehen sollen. Den Wunsch für Veränderung müssen sie für sich selbst treffen. Meine eigenen Erlebnisse als Mutter in der Drehbuchphase von VENA flossen teilweise in den Schreibprozess. Oft war mir Jenny voraus und auch jetzt, wenn ich sie in VENA betrachte, bin ich fasziniert davon, wie nah ihre Geschichte, die man leicht nur in ihrem Milieu denken kann, mit vielen jungen Frauen zutun hat. Frauen, die in Beziehungen etwas suchen, was sie dort nie finden können, und es sich dann auf anderem Wege beschaffen, in Form von Drogen, zu viel Sport, zu wenig Essen, zu viel Arbeit… Die kleinen Schritte, die Jenny geht, um sich zu emanzipieren, sind für mich der positive Kern von VENA. Es ist zu einfach, nur ihre Umstände, die Drogen und die Haft zu sehen. Was sich in ihr abspielt, ist positiv und bringt ihr das Leuchten aufs Gesicht, das sie im letzten Moment des Films ausstrahlt.“
Foto:
Verleih
Info:
Gattung: Drama; Spielfilm
Regie: Chiara Fleischhacker
Darsteller: Emma Nova; Friederike Becht; Paul Wollin; Barbara Philipp; Edith Stehfest; Christian Schneeweiß; Lale Andrä; Karina Plachetka; Naomi Simmonds; Elisa Ueberschär; Loris Kubeng; Liam Ben Ari; Cornelius Schwalm; Luise Georgi; Thomas Dehler; Alev Irmak; Laura Bettinger; Lauretta van de Merwe
Drehbuch: Chiara Fleischhacker
Kamera: Lisa Jilg
Schnitt: Tobias Wieduwilt
Musik: Peter Albrecht
Webseite: bioskop.de;
Länge: 116 Minuten
Kinostart: 28.11.2024
Emma Drogunova: Jenny
• Paul Wollin: Bolle
• Friederike Becht: Marla
• Liam Ben Ari: Lucas
• Barbara Philipp: Renate
• Edith Stehfest: Clara
• Christian Schneeweiß: Dore
• Lale Andrä: Miriam
• Karina Plachetka: Frau Meissner
• Elisa Ueberschär: Beamtin Kathrin