Nachtrag: Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. Mai 2025, Teil 10

Aljoscha Pause

Bonn (Weltexpresso) -  Das zentrale Thema des Films, die Vater-Sohn-Geschichte, trage ich naturgemäß schon lange in mir. Es war ein emotionaler und ein professioneller Prozess über rund 10 Jahre, der mich an den Punkt geführt hat, diese Geschichte nun filmisch zu erzählen. Dabei galt es, nicht nur die eigene innere Bereitschaft auszuloten und die biografischen Mosaiksteine zu sammeln, sondern auch, die richtigen dramaturgischen Zutaten zu finden und die Rahmenbedingungen für einen Film zu schaffen.

Persönliche und autobiografische Dokumentarfilme wie „Born in Evin“, „Walchensee Forever“, aber auch, Jahre zuvor, „Waltz with Bashir“, haben mich beeindruckt und inspiriert und diesem Prozess zusätzliches Momentum verliehen.

Mir schwebte von Beginn an diese sehr persönliche Geschichte vor, die ich aber mit einem zeithistorischen Künstlerportrait und einer Reise durch die deutsche Kabarettgeschichte verbinden wollte. Für die Vollendung dieser Idee musste ich hierbei also nicht nur meine eigene Lebens- und Familiengeschichte ergründen und meinen Vater, den Haupt-Protagonisten, davon überzeugen, dass es sich lohnt, dieses Wagnis einzugehen und diese Geschichte rückhaltlos zu erzählen. Es galt auch, wichtige Vertreter der deutschen Kabarett- und Theaterszene für dieses Projekt zu gewinnen und die Mitwirkung von Bastian Pastewka, Carolin Kebekus, Michael Mittermeier, Helge Schneider, Gerhart Polt, Sebastian Pufpaff, Oliver Masucci, Nina Hoger u.a. zu ermöglichen. 

Nach vielen unterschiedlichen dokumentarischen Projekten in den letzten 20 Jahren war klar, dass dies mein mit Abstand persönlichster Film werden würde. Und ich dachte mir: das, was ich bisher immer meinen Protagonisten abverlangt hatte, eine möglichst große Offenheit und Wahrhaftigkeit vor laufender Kamera, würde ich nun selbst bereit sein müssen, in die Waagschale zu werfen. Ich startete also in dieses Unterfangen mit vielen Fragen. Fragen, die in mir selbst aufkamen und Fragen aus meinem persönlichen Umfeld, die ich nun auch zu Filmbeginn stelle. Willst du das wirklich machen? Die Geschichte deines Vaters erzählen, eure Geschichte, und die deiner ziemlich verkorksten Jugend? Legt das nicht Emotionen frei, die besser gut verpackt bleiben?

Auch mein Vater war zunächst mäßig begeistert. Denn natürlich geht es in dem Film nicht nur um den Kabarettisten und Regisseur Rainer Pause und um das Pantheon in Bonn, das Theater, das er 1987 gegründet hat. Es geht auch darum, wie es zu all dem gekommen ist. Darum, was nicht geklappt hat und welche Auswirkungen das auf meinen Start ins Leben hatte. Wäre es also eine gute Idee, all meine Fragen im Rahmen eines Films zu stellen? In aller Öffentlichkeit? Und würde sich mein Vater wirklich darauf einlassen?

Ich wollte das jedenfalls herausfinden und dachte, dass so ein Arbeitsprojekt mit ihm zumindest eine gute Basis wäre. Denn mit Arbeit kennt er sich aus. Im Prozess selber, also während der umfangreichen Dreharbeiten, der intensiven Sichtung und den langen Sessions im Schneideraum kam ich dann tatsächlich mit ganz alten und auch mit neuen Gefühlen in Kontakt. Und meine eigene Reaktion darauf 
reichte von der zwischenzeitlichen – vielleicht nicht ganz ernst gemeinten - Erwägung, dem Film einen Disclaimer in Jackass-Tradition voranzustellen (Don’t try this at home!), bis zum jetzigen Blick auf die Gemengelage: So ein Projekt ist nicht ohne, aber es lohnt sich. Auch ohne Kamera.

Aljoscha Pause
Biographie & Filmografie
Aljoscha Pause,  Produzent. 2010 erhielt er für seine Dokumentarfilm-Trilogie über Homophobie im Fußball den Grimme-Preis/ Spezial für „seine journalistische, herausragende und mutige Leistung“. Die
Langzeitstudien „Tom meets Zizou“ (2011) und „Trainer!“ (2013) waren seine ersten abendfüllenden Kino-Dokumentarfilme. Für letzteren wurde Aljoscha Pause 2014 ein weiteres Mal für den Grimme-Preis
nominiert.

Er ist berufenes Mitglied der Deutschen Filmakademie und der Deutschen Akademie für Fußballkultur. Pause ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in Bonn.

Foto:
©Verleih

Info: 
Technische Details & Credits
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2025
Laufzeit: 144 Minuten
FSK: 0 (angefragt)

Buch & Regie: Aljoscha Pause
Kamera: Robert Schramm
Ton: Hendrik Büttner, Lenin de los Reyes
Schnitt: Claudia Spoden, Jan Richter
Musik: Roland Meyer de Voltaire
Animation Director: Alireza Darvish

mit:
Rainer Pause, Aljoscha Pause, Carolin
Kebekus, Oliver Masucci, Michael
Mittermaier, Bastian Pastewka,
Gerhard Polt, Sebastian Pufpaff,
Helge Schneider, Georg Schramm,
Florian Schroeder u.v.m.