
Aljoscha Pause
Bonn (Weltexpresso) - Mein erster Gedanke war: oh Gott, ein Film über mich, und dann auch noch mein Leben abseits der Bühne, wen interessiert das!? Und auch: muss das jeder wissen? Aber mein zweiter Gedanke war: was für eine wunderbare Chance für meinen Sohn und mich, das zu tun, was mir mit meinem Vater leider verwehrt blieb, weil er viel zu früh gestorben ist: in Ruhe Fragen zu stellen! Und auch umgekehrt: sich den Fragen zu stellen, denen man früher womöglich ausgewichen ist, warum auch immer. Aus Scham, Verzweiflung, Ignoranz, Wut oder fehlendem Mut, was weiß ich - Rücksicht oder falsch verstandener Liebe?
Dass ein solches Gespräch mit Schmerzen verbunden sein könnte, habe ich geahnt. Schließlich habe ich selbst meine Konflikte mit meinen Eltern durchlebt und mich irgendwann bewusst und abrupt, also mit großem Theater, von meinem Elternhaus entfernt, weil ich sonst meinen eigenen Weg nicht gefunden hätte -auf der Suche nach Freiheit, Selbstständigkeit und Selbstverwirklichung. Und das hat auf beiden Seiten Wunden hinterlassen. Wie oft habe ich bedauert, dass ich mich mit meinem Vater erst am Totenbett versöhnt habe. Aber immerhin
Versöhnen ist ein schönes Wort, und zwar für Sohn und Vater, auch wenn der Vater in dem Wort gar nicht vorkommt! Versöhnen ist ein schönes Wort, und zwar für Sohn und Vater, auch wenn der Vater in dem Wort gar nicht vorkommt! Die Gespräche mit Aljoscha im vergangenen Jahr waren manchmal schmerzhaft, aber eine wunderbare Erfahrung. Und es waren ja lange Gespräche, die Dreharbeiten dauerten
ja schließlich einige Zeit.
Es trifft mich schon, wenn ich spüre,ich war nicht da, wenn ich hätte da sein müssen! Interessanterweise gibt es das Gleichnis vom verlorenen Sohn, aber keins vom verlorenen Vater!
Das Versöhnliche ist: trotz oder wegen meiner Erziehung ist mein Sohn zu dem geworden, was er ist, aber das Entscheidende ist eben doch der große Anteil der ihm eigenen Energie! Stolz auf seine Kinder zu sein, ist legitim, aber eher geprägt von dem Gefühl des eigenen Zutuns. Ich bin es trotzdem. Aber ich glaube: Anerkennung und Liebe ist eher das, was die eigenen Kinder brauchen, egal in welchem Alter. Jeder eigentlich. Also... auch mir tut sowas heute noch ganz gut!
Foto:
©Verleih
Info:
Technische Details & Credits
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2025
Laufzeit: 144 Minuten
FSK: 0 (angefragt)
Buch & Regie: Aljoscha Pause
Kamera: Robert Schramm
Ton: Hendrik Büttner, Lenin de los Reyes
Schnitt: Claudia Spoden, Jan Richter
Musik: Roland Meyer de Voltaire
Animation Director: Alireza Darvish
mit:
Rainer Pause, Aljoscha Pause, Carolin
Kebekus, Oliver Masucci, Michael
Mittermaier, Bastian Pastewka,
Gerhard Polt, Sebastian Pufpaff,
Helge Schneider, Georg Schramm,
Florian Schroeder u.v.m.